Vegane Burgerbude, die Sechste: Wie die Schillingers Tiere retten

Charly und Irene Schillinger ernähren sich schon seit Jahrzehnten fleischfrei.
Charly und Irene Schillinger ernähren sich schon seit Jahrzehnten fleischfrei.Fotos SwingKitchen
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Am Sonntag eröffnet die sechste Swing-Kitchen-Filiale in Wien. Als Nächstes folgen Berlin und Bern – dann will man vegane Wraps verkaufen.

Charly und Irene Schillinger haben offenbar einen Nerv der Zeit getroffen. Was nicht nur daran deutlich wird, dass sie innerhalb von drei Jahren ihre mittlerweile sechste vegane Burgerbude eröffnen. Das macht auch ein kurzer Augenblick auf der Baustelle in der Währinger Straße 47 deutlich. Dort wird nämlich gerade aus einem ehemaligen China-Restaurant (gleich neben der Aida) die Swing Kitchen Nummer sechs.

Draußen sind ein paar Arbeiter damit beschäftigt, den Schriftzug über dem Lokal zu befestigen. Und in einem kurzen Moment, in dem sich ein Arbeiter nach seinem Werkzeug bückt, wird nicht nur sein sogenanntes Maurer-Dekolleté sichtbar, sondern auch eine Boxer-Short mit Burger-Muster.

Der Burger-Hype hat also selbst die Männermode erobert. Ob daran auch das Ehepaar Schillinger beteiligt ist, sei einmal dahingestellt. Aber die beiden haben offenbar zur richtigen Zeit auf das richtige Konzept gesetzt. Auf die Frage, ob sie damit gerechnet haben, dass in Wien vegane Burger so gut angenommen werden, antwortet Irene Schillinger nur: „Ja, das war der Plan.“ Ihr Mann ergänzt: „Nur das Tempo hat uns überrascht. Aber die Zeit war reif und wir haben das auch akribisch vorbereitet.“

Wirtshaus, Börse, Fast Food

Das Ehepaar Schillinger setzt schon sehr lang auf eine fleischfreie Ernährung. Seit 1987 ist Charly Schillinger Vegetarier, seine Frau, Irene, hat als zwölfjähriges Mädchen aufgehört, Fleisch zu essen. Mittlerweile sind beide längst Veganer. „Die einzige logische Konsequenz“, sind sie sich einig. Ihnen geht es nicht nur um Tierschutz, sondern auch um Umweltschutz – immerhin ist die Fleischproduktion nicht gerade ressourcenschonend. Aber auch plastikfreie Verpackungen und eine faire, sprich über dem Kollektivvertrag liegende Bezahlung der Mitarbeiterinnen (es sind vorwiegend Frauen) seien ihnen wichtig.

Das Gasthaus Schillinger in Großmugl haben die beiden vergangenen Sommer geschlossen. Es wäre sich neben den Swing-Kitchen-Filialen nicht mehr ausgegangen. Da gehe es weniger um Work-Life-Balance, als um Work-Work-Balance, sagt Irene Schillinger. Sie lieben ihren Job, arbeiten sieben Tage die Woche, und das gern. Wobei das auch früher schon so war, als Charly Schillinger noch an der Börse und Irene Schillinger in der Politikwissenschaft tätig war. Sie ist es übrigens auch, die alle Rezepte für die Fleischersatzprodukte (das Gasthaus war etwa für das vegane Cordon bleu berühmt) entwickelt hat. Zum Vegetarier wurde Charly Schillinger übrigens, als sein Vater, Ende der 1980er-Jahre, überraschend starb, er mit seiner Mutter das Wirtshaus übernommen hat und die nächste Hausschlachtung anstand. Mutter und Sohn brachten das nicht übers Herz. „So wurde über Nacht die ganze Familie zu Vegetariern.“ Mittlerweile wird er dafür nicht mehr schief angeschaut. Im Gegenteil. Noch heuer möchten die beiden zwei Standorte in Berlin und einen in Bern eröffnen. Auch in Wien gäbe es noch ein paar Plätzchen, wo sie gern eröffnen würden. „Das Problem ist, dass wir das suchen, was alle suchen: 150 Quadratmeter in guten Lagen.“ Deshalb hat das Ehepaar die nächste Idee: Wesentlich kleinere Lokale, in denen ausschließlich vegane Wraps verkauft werden.

ZU DEN PERSONEN

Irene und Charly Schillinger haben bis zum Sommer des Vorjahrs im niederösterreichischen Großmugl das Gasthaus Schillinger betrieben, das für seine veganen Schnitzel und Cordons bleus auch international berühmt war. Vor drei Jahren eröffneten sie die erste vegane Burgerbude Swing Kitchen. Am kommenden Sonntag wird die sechste Filiale in der Währinger Straße 47 eröffnet. Die anderen Filialen befinden sich in Wien, Graz und der SCS.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2018)

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