Insta-Famous mit ... Miroslava Duma

Keine besonders gute Woche auf Instagram hatte Miroslava Duma. Das russische Fashion-Starlet entschied sich für Leisertreten nach Schelte für rassistische, homo- und transphobe Äußerungen. Möge es still um sie bleiben.

Einen nicht sehr ruhmreichen Auftritt legte die russische Modeunternehmerin Miroslava Duma zuletzt auf Instagram hin - und seitdem ist es dort still um die Medienmacherin mit immerhin 1,6 Millionen Followern geworden. Die von ihr gegründete Website Buro 24/7 ist zwar weiterhin aktiv, in der sensiblen Modebranche dürfte Dumas "Ausrutscher" (der eben vielleicht keiner war, sondern sich als Einblick in ein nicht sehr tolerantes Weltbild deuten lässt) sich aber bald im Wegfall von Werbeverträgen niederschlagen. Zumindest wäre das zu hoffen.

In normalen Zeiten kredenzt Duma, Fixstarterin in der "BoF 500"-Rubrik der einflussreichen Website Business of Fashion, den üblichen Insta-Influencer-Mix aus Laufstegbildern, Posen mit berühmten Freunden, Foodporn und Urlaubsschnappschüssen. Seit der Affäre um die im besten Fall arglose Weiterverbreitung von rassistisch lesbaren Aussagen Dumas und ihrer Designerfreundin Ulyana Sergeenko ist es aber still um das Socialite aus Moskau geworden.

Sergeenko hatte Duma eine Einladung zu ihrem Haute-Couture-Defilee zukomen lassen und sich dabei auf den Titel des Songs "Ni**as in Paris" von Kanye West und Jay-Z bezogen. Duma fotografierte die Einladung und versah sie mit Herzchen-Emoji, was ob dieser wegen der rassistischen Codierung völlig unzulässigen Vorgangsweise für einen Aufschrei in sozialen Medien sorgte. Die Entschuldigung der Designerin - ebenfalls via Instagram -, sie stamme aus einem Dorf in Kasachstan und habe zeitlebens nie Menschen nach ihrer Hautfarbe unterschieden, las sich so unbedarft, dass man meinen hätte mögen, Sergeenko habe besagtes Dorf in der Tat auch nie verlassen - und sei eben nicht im Begriff, vor internationalem Publikum eine Modeschau in Paris abzuhalten.

Was Miroslava Duma betrifft, so trat im Umfeld dieser Angelegenheit eine andere Wortmeldung von ihr wieder zutage, die etwa das LGBTQ-Model Andreja Pejic betraf. In einem Video von einer Stil-Konferenz in Moskau wurde Duma gezeigt, wie sie sich gegen das Auftreten von Models wie Andreja - damals noch Andrej - Pejic in der Modebranche aussprach. Das sei, so Duma, höchstens "verwirrend" und auf ihrer Website Buro 24/7 übe man "Zensur", weshalb Pejic dort auch nicht vorkommen werde.

Pejic reagierte nach Bekanntwerden der Sergeenko-Duma-Affäre auf Dumas Äußerungen aus dem Jahr 2012 und zeigte sich in erster Linie erfreut, dass sich die Einstellung der Modebranche gegenüber "Menschen wie uns" (hier bezieht sich Pejic auf den Wortlaut Miroslava Dumas) in den vergangenen fünf Jahren zum Besseren gewandelt habe. Dumas eigene Entschuldigung - ihr bislang letztes Posting auf Instagram - liest sich als Verweis auf eine analoge Entwicklung, die sie selbst in dieser Zeit durchgemacht habe. "Der Mensch, der ich vor sechs Jahren war, ist nicht, wer ich heute bin." Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Gesinnungsänderung tatsächlich in die Tiefe geht und nicht der oberflächlichen Angst vor dem Verlust von Werbeverträgen auf ihrem Online-Magazin geschuldet ist.

Die Modebranche zeigte sich entrüstet über die Vorkommnisse, in deren Mittelpunkt Duma und Sergeenko standen. Der Berliner Stylist Marc Goehring aus dem Umfeld des Magazins 032c zeigte sich etwa auf Instagram in einem T-Shirt, in dem er sich solidarisch mit Pejic und dem von Duma 2012 ebenfalls als "weird" diskreditierten Blogger Bryanboy zeigte.

Die aktuelle Affäre mögen manche als Einzelfall sehen, oder die Aufregung darüber als übertrieben erachten. Das wäre aber falsch. Denn es ist offenkundig, dass auch die Modewelt nicht so schrankenlos und tolerant ist, wie sie sich selbst gern darstellt. Wenn Miroslava Duma homo- und transphobe Gedanken hegt, hat sie den Fehler gemacht, diese offen auszusprechen gegenüber einem Internet, das nicht vergisst.

Zu einem Zeitpunkt, da die #MeToo-Debatte auch auf die Modewelt überzuschwappen beginnt, ist die Sensibilität aber größer als sonst. Und gerade das Thema der "Diversity" wird immer wieder aufgegriffen: Viel erhofft man sich diesbezüglich vom neuen Chefredakteur der britischen Vogue, Edward Enninful, zumal seine Vorgängerin Alexandra Shulman in einem bestenfalls ungeschickten Interview mit dem Guardian Zeugnis von ihrem mangelnden Bewusstsein für das Thema ablegte. 

Verurteilenswerte Ausrutscher wie ethnisch unsensible Modeproduktionen zu Themen wie "Geisha-Stil" (etwa Karlie Kloss in der "Diversity"-Ausgabe der US Vogue 2017, was die Kollegen von "The Cut" zum Kommentar inspirierte: "Karlie Kloss als Geisha herzurichten hat sicherlich nichts mit Diversity zu tun.") oder mit Blackface-Anmutung gibt es bis heute immer wieder. Selbst in der italienischen Vogue von Franca Sozzani gab es, zwei Jahre vor deren berühmter "Black Issue", ein Blackface-Editorial.

Bizarr haben sich in letzter Zeit auch immer wieder Äußerungen des italienischen Designers Stefano Gabbana ausgemacht, der zwar selbst offen homosexuell lebt aber gewissen Rollenbildern anzuhängen scheint, die nicht von großer Offenheit zeugen.

Nach Unverständnis über ein T-Shirt-Motiv mit dem Slogan "Ich bin nicht schwul. Ich bin ein Mann" lenkte Gabbana vor Weihnachten zwar ein, es handle sich um den Aufruf, alle Menschen gleich zu behandeln. Eine Lesart als Herabwürdigung von "unmännlichen Homosexuellen" (ein Topos übrigens auch in der Schwulen-Community) scheint aber ebenso möglich zu sein, besonders da sich Gabbana in der Vergangenheit mit seinem Geschäftspartner Domenico Dolce gemeinsam gegen das Konzept der homosexuellen Ehe ausgesprochen hat.

Der Fall Miroslava Duma und die Entrüstung darüber sollte also auch als Erinnerungshilfe dienen und verdeutlichen, dass Offenheit für Diversity-Themen in der Mode keinesfalls an der Tagesordnung ist. Außerdem sollten die Reaktionen auf ihr Verhalten sich nicht als Strohfeuer der Empörung entpuppen. Auch dazu ist die Mode nämlich fähig. Gesinnungen sollten aber nicht so rasch wechseln wie Kollektionen in den Geschäften.

Daniel Kalt schreibt als "Schaufenster"-Chefredakteur eine wöchentliche Society-Kolumne über das Leben von Prominenten auf Instagram.

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