Männer, legt Hand an!

Ein neues Magazin für Männer, die vielleicht Bart tragen, keineswegs aber beratungsresistent sind: "Manual" von Gruner und Jahr.

Mit Männermagazinen im Lifestyle-Eck ist es ja so eine Sache: Entweder sie gehen den Nackte-Frau-am-Cover-Weg, oder man wirft den Lesern mit schöner Regelmäßigkeit sich erstaunlich ähnliche sehende Hollywood-Beaux (Justin? Ryan? Leonardo?) zum Cover-Fraß vor. Alternative bzw. ergänzende Optionen: die Yacht-Golf-Rallye-Kombi oder der halsbrecherische Klippensprung-Abenteurer-Weg.

Je mehr Mode im Heftinneren vorkommt, desto diffiziler scheint im allgemeinen die Balance zwischen Inhalten für hetero- und homosexuelle, metro- oder spornosexuelle Idealleser zu sein. Daumen mal Pi gesprochen heißt das: Für jede stylische Handtasche kommt irgendwo eine Berlusconi-Velina oder Michelle Hunziker vor. Ein schwieriger Spagat, ein weites Feld - und eines, das nicht allzu intensiv beackert wird.

Das ändert sich nun: Ein neues Magazin für echte Männer, die rundum versiert aber doch nicht beratungsresistent sind, kommt seit Ende letzter Woche aus dem deutschen Gruner und Jahr Verlagshaus. "Manual" soll ein Handbuch sein, das Antworten auf so gut wie alle wichtigen Fragen im Männerleben gibt. Sechsmal im Jahr wird es herauskommen, sodass mit der raschestmöglichen Ausräumung aller Unklarheiten zu rechnen ist. Man könnte auch sagen, den Titel des Romans von einem österreichischen Autor zitierend (seinerseits - selbstverständlich! - Männermagazinkolumnist), hier wird ausführlichst vorgeführt, "wie man leben soll".

Der Ton in "Manual" ist recht schnodderig, kolloquial, locker-flockig-draufgängerisch. Wahrscheinlich soll auch die Generation "Dandy Diary", um die im deutschsprachigen Männer-Mode-Kontext derzeit kein Herumkommen ist, abgeholt werden.

Stimmigerweise trifft man schon auf einer der ersten Seiten auf einen halsbrecherischen Typen, der zwischen Sonnenbank und Abendessen einmal schnell von einem 20-Meter-Felsen hopst. Dann folgt einiges - zum Teil tatsächlich Wissenswertes - über Wohnungseinrichtungen, Zusammenzieh-Problemchen und auch eine Anleitung, wie man selbst Tonic Water anfertigen kann.

Die einzige nackte Frau, die vorkommt, ist Charlotte Gainsbourg im Rahmen einer doppelseitigen Ankündigung der DVD-Lancierung von "Nymphomaniac". Die letzte Seite, die sich offenbar jedesmal der nicht gar so spannenden Frage "Wieso waren wir bloß auf diese Frauen so scharf?" widmen wird, disktutiert in der ersten Nummer die Vorzüge und Nachteile von dem in Bikini abgebildeten Eighties-Starlet Heather Thomas ("Heather war sexy, aber ein Kumpeltyp"). Als Hunziker-Ersatz kommt in der langen Cover-Story über Bartträger(innen) auch Conchita Wurst vor.

Dass der 9000-Euro-Chronograf von Chopard in der ultra-maskulinen Rubrik "Ganz dicke Hose" zu Ehren kommt, passt zu dem relaxten Gesamtkonzept von "Manual". Dass auch "Der Dandy in uns" und irgendwelche Stilregeln für den gelungenen Büroauftritt im Sommer erörtet werden, ist wieder weniger unkonventionell.

Was "Manual" insgesamt und vielleicht ganz ungewollterweise abbildet, ist die Regelversessenheit des maskulin besetzten Lifestyle-Kosmos - oder gleich der ganzen Männerwelt? Dass sich ein neues Magazin für Männer tatsächlich ganz der Frage widmet, wie man was richtig zu tun habe, ist die folgerichtige Entsprechung zu dem noch immer weitgehend ungelockerten Richtigtu-Diktat, das etwa die Männermode bei weitem stärker als jene für Damen dominiert.

Ein bisschen Lockerheit in diesen Themenbereich zu bringen, ist sicher nichts Falsches. Ob "Manual" den richtigen Tipp-Mix für potenzielle Leser parat hat, werden indes wohl erst die kommenden Monate zeigen. Gewiss ist freilich: Lange Schonfristen gibt es auch für noch so schlaue Publikationen am bewegten deutschen Zeitschriftenmarkt nicht.

Daniel Kalt ist "Schaufenster"-Chefredakteur und auch auf Twitter und Instagram zu finden.

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