Der Concept Store als Frittenbude

Eine Capsule Collection der weniger naheliegenden Art: McDonald's führt das Fast-Fashion-Prinzip als Fast-Food-Version ad absurdum.

Über das Prinzip der Luxus-gepimpten Fast Fashion muss im Jahr XI nach der bahnbrechenden Kooperation von Karl Lagerfeld und H&M eigentlich nichts mehr gesagt werden. Ein bisschen erinnert das Ganze an den "feat."-Partikel in der Zusammenarbeit von Musikern: Der eine sorgt für den Vertrieb, der andere steuert ein bisschen groovy Pepp bei. Im Regelfall ist es, in der Musik wie in der Mode, so, dass der Featurende im Partikel-Machtspiel die Oberhand über den Gefeatureten behält.

In der Mode ist derlei bislang zumeist nach demselben Muster vonstatten gegangen: Ein für seine Kreativität bekannter Designer wird eingekauft, pardon: angeheuert, und entwirft eine limitierte Kollektion, die nur für bestimmte Zeit zu haben ist. Angeboten wird sie von einem Partner, der sowohl in puncto Reichweite als auch kostengünstiger Produktion auf einem anderen Level operiert. 

Nun scheinen aber endgültig auch weniger auserlesene Partner auf den Geschmack kommen zu dürfen, bzw. ist wohl der Punkt des Luxury-Fast-Fashion-Reverse erreicht. Ab sofort ist nämlich im Angebot des legendären Pariser Concept Store Colette eine mit McDonald's-Pictogrammen versehene Kollektion vertreten. Colette feat. McDonald's? Oder doch anders herum? Freilich, die Pictogramme gehen auf die (Kreativ)Leistung der Pariser Werbeagentur TBWA zurück und sind Teil einer Kampagne, die fast ohne Logo des Fast-Food-Machers auskam. Dennoch: Dass diese Kleidungsstücke nun in einem der wichtigsten Modeläden der Welt zu haben sind, in dem vertreten zu sein für viele Designer einer Nobilitierung gleichkommt, sollte für das Modesystem eigentlich einen Schlag ins Gesicht bedeuten.

Oder handelt es sich gar um eine gewiefte Systemkritik des Colette-Teams? Wohl kaum, doch das "Fast Food - Fast Fashion"-Crossover könnte eigentlich auch als ironischer Kommentar gelesen werden. Doch die Luxusmode liebäugelte bereits in der letzten Saison ja recht intensiv mit Supermarkt-Zitaten. McDonald's kam bereits bei Jeremy Scotts Kollektion für Moschino zu Ehren, Anya Hindmarch machte zuletzt knallige Hubba-Bubba-Kaugummipackungen (via stylebop.com) zu Vorlagen für Abendtäschchen. Insofern ist die Invasion von McDonald's bei Colette eigentlich nur stimmig. Dass sich Colette für derlei hergibt, erstaunt im Kontext eines in alle Richtungen ausufernden Modesystems auf den zweiten Blick nur mehr wenig.

Und es ist offenbar auch durchaus denkbar, dass die Umkehrung des Exklusiv-Kooperationsmodells weitergeht: Gerade erst wurde bekannt, dass der High-Street-Modehändler Topshop als Kreativpartner eine eigene Kollektion für adidas Originals "gestaltet" hat. Und womöglich wird man demnächst noch Anderes sehen, das in dieselbe Richtung geht. Spätestens, wenn eine "Tati für Chanel"-Kollektion in die Läden kommt, hat sich die Katze aber selbst in den Schwanz gebissen. 

Denn dann ist auch nicht mehr eindeutig feststellbar, ob es sich, wie die modesoziologisch korrekte Terminologie lautet, hier um ein "Trickle down" oder "Bubble up"-Phänomen handelt. Nur eines wäre dann sicher: Rien ne va plus. 

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