(Yves) Saint Laurent: So geht Reset

Das geht aber zügig: Man spricht wieder von Yves Saint Laurent, dazu kommen Korrekturen in der visuellen Kommunikation. In der Ferne winkt Donatella Versace als Königsmacherin.

Bis vor Kurzem hatte es ja, allen Gerüchten zum Trotze, noch fast so ausgesehen, als würde sich Saint Laurent von seinem kommerziellen (seine Fans würden an dieser Stelle ergänzen: und kreativen) Heilsbringer Hedi Slimane nun doch nicht trennen. Dann war es aber so weit: Die offizielle Kering-Presseaussendung kam,François-Henri Pinault dankte Slimane und seinem Team (!) für die gute Arbeit, YSL-Präsidentin Francesca Bellettini sprach von einem guten Fundament, auf das sich künftig bauen ließe. Auffällig war, dass von "Saint Laurent" oder "Saint Laurent Paris" - so die unter Slimane gebräuchlichen Bezeichnungen - nicht mehr die Rede war, sondern wieder ganz selbstverständlich von "Yves Saint Laurent" gesprochen wurde.

Als Nachfolger hatte man Anthony Vaccarello bestimmt: 2006 gewann der Belgier den Modepreis in Hyères, 2011 jenen des Andam in Paris. 2015 wurde klar, dass er für höhere Würden bestimmt sein könnte, als Donatella Versace ihn nämlich zum Chefdesigner der Versace-Schwestermarke Versus machte.

Drolliges Detail am Rande: Frau Versace, die sich bei Versus künftig wieder verstärkt einbringen und "für Überraschungen sorgen" will, wandte sich kurz nach Vaccarellos Ernennung mit einer Presseaussendung an die Öffentlichkeit, in der sie Versus mehr oder minder als Königsmacher in der Modebranche positionierte. Sowohl Vaccarello als auch JW Anderson (jetzt Loewe, bestimmt aber nicht seine Endstation im LVMH-Portfolio) und Christopher Kane (sein Label ist wie YSL Teil von Kering) hätten sich bei Versus ihre Sporen verdient, so Donatella Versace.

Donatella Versace mit Anthony Vaccarello (l.) und Christopher Kane.
Donatella Versace mit Anthony Vaccarello (l.) und Christopher Kane.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Hedi Slimane hatte sich sehr schnell und sehr radikal bei Saint Laurent um die Neupositionierung der Marke inklusive der passenden Kommunikationsstrategie bemüht. Die Brand wurde, wie erwähnt, umbenannt, das Kreativstudio wanderte nach Los Angeles, die Ästhetik der Kollektionen war alles andere als saintlauresque und für viele gewöhnungsbedürftig.

Saint Laurent wurde indessen überraschend schnell zum wirtschaftlichen Powerhouse, die Zahlen stimmten - und Hedi Slimane hatte offenbar freie Hand zu tun, was immer ihm beliebte.

Doch nun hinterlässt er offenbar einiges an verbrannter Erde, zumindest wenn man den doch recht radikalen Schritt Löschung aller Saint-Laurent-Bilder auf dem Instagram-Account der Marke als symptomatisch erachten darf. 

Erst Anfang dieses Jahres (also sehr spät für ein Luxusmaison) hat Saint Laurent begonnen, auch Instagram zu bespielen. Und das Reset nach Slimanes Abgang war deutlich: Die 387.000 Abonnenten bekommen aktuell nur mehr das Porträtbild des neuen Designers zu sehen. Klarer kann man kaum ausdrücken, dass es zu einem völligen Bruch mit der rezenten Vergangenheit kommen soll.

Dass übrigens, was das eigentliche Modedesign betrifft, der Bruch mit der von Slimane lancierten YSL-Ästhetik tatsächlich so deutlich ausfallen wird, ist nicht zu erwarten. Weder in Anbetracht der tadellosen Geschäftszahlen, noch angesichts der Kollektionen, die Vaccarello unter eigenem Namen oder für Versus vorgelegt hat.

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