Mode für den nächsten Herbst, neue Namen und anspruchsvolle Inszenierungen in Mailand.
Wenn Miuccia Prada ruft, kommt alles, was in der Modewelt Rang und Namen hat. Sogar ihr (pensionierter) Kollege Valentino Garavani wohnte zuletzt ihrem Defilee in Mailand bei, wo er, wie alle Gäste, von Barbara Sukowa vorgetragenen Kurt-Weill-Liedern lauschte. Diese Darbietung verwies zugleich auf Pradas germanophile Inspirationspalette: Fassbinder-Filme der Siebziger- und Achtzigerjahre (darum die Sukowa) und das Berlin der Zwanziger. Das Resultat war vielgestaltig, vielleicht eine Idee heterogen, aber der kommerziellen Kollektion wird das nicht mehr anzusehen sein.
Auch bei Gucci blickte man in die Vergangenheit: Hier waren es die Sixties, wohl das Lieblingsjahrzehnt von Frida Giannini, die aufgetragen wurden. Dies manifestierte sich sowohl in den bevorzugt ausgewählten Schnitten (A-Silhouette) als auch in der Palette von eher gedeckten Sixties-Farbtönen.
Wie stets war in Mailand viel Pelz zu sehen: Bei Marni, die Marke kommt ja von der Kürschnerei, kombinierte Consuelo Castiglioni ihn mit Federn und sorgte so für einen 360°-Waldtier-Effekt. Karl Lagerfeld gab sich bei Fendi (wie stets) gleichermaßen fantasie- wie humorvoll und zeigte unter anderem kühne Layering-Vorschläge. Auch Veronica Etro, die sich für ihre Kollektion auf eine Seidenstraßenwanderschaft begeben hatte, kombinierte Pelz mit Seide und Gold. Der kostbaren Materialien konnte es auf dem Laufsteg von Dolce & Gabbana bei einer Wintermärchen-Inszenierung gar nicht genug geben.
Zurückhaltend gab sich das Designteam von Jil Sander – derzeit ja ohne Chefkreative tätig, was sich in einer relativ verhaltenen Kollektion spiegelte. Etwas weniger wild als sonst zeigte sich Donatella Versace, während Giorgio Armani für seine Emporio-Linie ein äußerst jugendliches Frauenbild in Oversized-Silhouetten vorführte.
Neue Namen. Bei Bally präsentierte man den Kreativdirektor Pablo Coppola, der, so Bally-CEO Frédéric de Narp, die Kollektion urbaner gestalten und so wohl die Expansion in Asien unterstützen soll. In aller Munde war der in Mailand lebende Österreicher Arthur Arbesser. Er zeigte seine dritte Kollektion unter eigenem Namen (zuvor hatte er sieben Jahre lang für Armani gearbeitet) in der stilvoll eingerichteten Privatwohnung eines Architekten und hieß dort die wichtigsten Player des „Fashion Circus“ willkommen. Vielleicht der Beginn einer großen Karriere, jedenfalls aber ein erfrischender Impuls abseits des etablierten, kommerziellen Modetreibens.
Tipp
Milano Moda Donna. Bilder von den Modeschauen in Mailand und längere Kollektionskritiken auf Schaufenster.DiePresse.com