Vienna Fashion Week: Mode, Musik und Datenschutz

MQ VIENNA FASHION WEEK: ER�FFNUNG / MICHALSKY
MQ VIENNA FASHION WEEK: ER�FFNUNG / MICHALSKY(c) APA/MQ VIENNA FASHION WEEK/THOMA (THOMAS LERCH)
  • Drucken

Mit Kreationen mit politischer Botschaft eröffnete der deutsche Designer Michael Michalsky am Montagabend die MQ Vienna Fashion Week 14.

Was für ein klischeebehaftetes Bild: Drei klapperdürre Models, die unmittelbar nach getaner Arbeit auf dem Catwalk zum nächsten Imbissstand eilen, „einmal Kebab mit alles“ bestellen und es verschlingen, als hätten sie seit Tagen nichts zu essen bekommen. So geschehen am Montagabend nach der Eröffnungsshow der MQ Vienna Fashion Week 14 auf dem Vorplatz des Museumsquartiers.

Dabei hätte es bei der sogenannten Aftershowparty im Hotel Le Meridien ein reichhaltiges Buffet gegeben. Allerdings erinnerte die Stimmung dort nicht unbedingt an einen ausgelassenen Galaabend, sodass man den Models ihre Entscheidung, den ungezwungenen Small Talk mit Fremden am Imbissstand vorzuziehen, kaum verdenken kann. Sichtlich Spaß hatte dort vor allem einer: der von allen Seiten hofierte Designer Michael Michalsky.

Bei der Fashion Week im Juli in seiner Wahlheimatstadt Berlin war er noch der krönende Abschluss, bei der kleineren Wiener Schwester feuerte er sozusagen den Startschuss ab. Zu sehen gab es für geladenes Publikum beide Frühjahr/Sommer-Kollektionen des 47-Jährigen, der sich seit Jahren in der Oberliga der deutschen Modemacher hält.

„Real Clothes for Real People“

Der ehemalige Adidas-Designer legt seinen Kreationen laut eigener Aussage das Mantra „Real clothes for real people“ zugrunde. Jede Kollektion stellt er unter ein aktuelles Thema. Für 2015 hat er sich für seine Labels Atelier Michalsky (Herrenmode) und Michalsky (Damenmode) unter dem Motto „Important secrets“ mit Privatsphäre und Datenschutz beschäftigt. Die öffentliche Diskussion um Überwachung, Ausspähung im Internet und den NSA-Skandal spiegeln sich in beiden Kollektionen in Materialien wie metallisch glänzendem Leder und Mesh, v.a. in den Netzstoffen als Symbol für das World Wide Web, wider.

Er wolle das Recht jedes Einzelnen auf Schutz der Privatsphäre betonen, hatte der Designer seine aktuellen Kreationen erläutert. Dieses sei „flächendeckend von Staaten, Geheimdiensten und Unternehmen verletzt worden“. Die Show wurde von den Gästen – darunter Prominente wie Sonja Kirchberger, Vera Russwurm, Uwe Kröger, Gery Keszler und Desirèe Treichl-Stürgkh – heftig beklatscht, der Modeschöpfer machte zum Abschluss breit grinsend und mitsingend (Talking Heads „Burning Down the House“) seine Aufwartung.

Apropos Gesang: Musikalisch begleitete die Show die Elektroband La Rochelle alias Peter Cruseder und Kollegin Bina. Unterbrochen wurde ihr hervorragender Auftritt von der etwas nervösen und holprigen Moderation Miriam Geireggers („Wow. So viele Leute hier. Wow“).

So richtig startet der Showmarathon im Übrigen erst am Mittwoch. Zuvor stand am Dienstagabend noch die Vergabe der Austrian Fashion Awards (AFA) auf dem Programm. Bis Sonntag präsentieren sich bei der Wiener Modewoche insgesamt 89 heimische und internationale Designer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.