Die Modegala als Preisfrage: Wer bietet mehr?

MQ VIENNA FASHION WEEK: VERLEIHUNG DER AUSTRIAN FASHION AWARDS 2014 UND FASHION AUCTION
MQ VIENNA FASHION WEEK: VERLEIHUNG DER AUSTRIAN FASHION AWARDS 2014 UND FASHION AUCTION(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Austrian Fashion Awards wurden heuer als Auktion abgehalten. Das Publikum bot mit, bekam die Preisträger des Abends aber nicht zu Gesicht.

Als Paukenschlag war die diesjährige Verleihung der Austrian Fashion Awards unter Ägide der neuen Austrian Fashion Association (AFA) offenbar gedacht. Performance, Gala und Auktion zugleich war das Event und sollte so eine neue Ära einläuten. Am Dienstagabend fand die Verleihung der hoch dotierten Modepreise statt, die das Bundeskanzleramt und die Stadt Wien stiften – erstmals im Rahmen der MQ Vienna Fashion Week. Dieser Schulterschluss der Avantgarde-Szene mit der Wiener Modewoche war ein interessanter Impuls.

Im Vorfeld hatten sich die AFA-Ko-Direktorinnen Marlene Agreiter und Camille Boyer mit dem „Schaufenster“ der „Presse“ unter anderem darüber unterhalten, dass man hierzulande „Designer häufig als Entertainer“ sehe, die Modeschau oft als berieselndes Unterhaltungsformat empfinde. Die Künstlerin und Designerin Wally Salner, die für die AFA das Konzept einer Modeversteigerung als Defilee-Ersatz erstellte, unterstrich zugleich die Notwendigkeit, das Publikum auf seine Rolle als potenzielle Kundschaft bejubelter Jungdesigner hinzuweisen.

Ganz nach Art jener Theaterdarbietungen also, bei denen die Zuschauer nicht unbeteiligt und „außen vor“ bleiben, sondern sich aktiv am Geschehen beteiligen dürfen, lief die Show diesmal als Versteigerung ab. Je drei Modelle von insgesamt zehn Designern wurden gezeigt und eines dieser drei anschließend von einer auktionierenden Performance-Truppe, als Captain Cunt & Crew firmierend, zum Verkauf gebracht. Für gänzlich unvorbereitete Besucher war das Format anfangs wohl etwas fordernd, später erschloss sich die Logik der Verkaufsveranstaltung jedoch von selbst.

Sogar Juroren shoppen

Die AFA-Direktorinnen Agreiter und Boyer wollten gemeinsam mit Salner ganz offensichtlich für frischen Wind im Wiener Modezirkus sorgen. Und in der Tat führte die Suche nach alternativen Präsentationsformaten zu einem originellen Resultat. Die Botschaft, dass die Zuschauer auch als Konsumenten gefragt sind, kam an. Andere Aspekte waren schwierig: Da in erster Linie ganze Outfits, bestehend aus mehreren Kleidungsstücken, versteigert wurden, war der Ausrufepreis mitunter hoch angesetzt. Ein „Total Look“ der vor Kurzem in Hyères ausgezeichneten Designerin Roshi Porkar startete etwa bei 1600 Euro, eine Kreation von Jana Wieland bei 1350 Euro. Dass Produktionsbedingungen und Materialauswahl solche Preise rechtfertigen, ist bekannt. Ob ein flottes Shopping-Event für das hier notwendige Ad-hoc-Verständnis bei den zuschauenden Konsumenten sorgen kann, ist weniger sicher. Auch ist die Spendierfreudigkeit bei einem rein kommerziellen Event wohl geringer als zum Beispiel bei einer Charity-Auktion, um die es sich ja nicht handelte.

Unterhaltsam wurde der Abend, auch wenn man die Mode aus dem Entertainment-Eck holen wollte, am Ende dann doch. Die Auktionsleiterin, die sich als Master of Ceremony gerierte, drosch Motivationsphrasen wie „Bringen Sie Ihre Geldbeutel zum Klingeln“ oder „One more bet or you'll regret“. Dass auch ein Mitglied der internationalen Jury, die für die Vergabe der Awards herangezogen worden war, ein Outfit ersteigerte, zeugte von der Empathiefähigkeit des Fachpublikums.

Kürzer als bei anderen Präsentationen kam die Mode an sich. Der Aspekt „Designer wird vorgeführt“ war spürbar, allerdings dominierte das performative Moment über weite Strecken das dargebotene Textil. In Anbetracht der interessanten Auswahl an jungen Modepositionen – gezeigt wurden auch Teile aus Kollektionen von Rani Bageria, Inga Nemirovskaia, GON, Ken Kumagai, Takahiro Ueno, Ajla Ayidan, Stephanie Rizaj und Demelrave – war es etwas enttäuschend, dass je nur drei Modelle auf den Catwalk kamen. Die meisten dieser Namen sind dem Publikum wohl noch nicht bekannt, wie es leider auch die Gesichter der Preisträgerinnen (Bageria erhielt den Modepreis der Stadt Wien, Nemirovskaia jenen des Bundeskanzleramtes) nicht zu sehen bekam. Das ist eine versäumte Chance: Denn bei aller löblichen Innovationsbereitschaft hätte es nicht geschadet, wenigstens diese Usance beizubehalten. Und sei es nur des anerkennenden Applauses für die eigentlichen Protagonisten wegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2014)

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