Luxusroben und Königspudel: 125 Jahre Popp & Kretschmer

(c) Juergen Hammerschmid
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Peter, Rainer und Sascha Trefelik über die Geschichte ihres Modehauses – und warum sie heute ohne Elie Saab auf den Opernball gehen.

Manchmal, wenn es im Ausverkauf rundgeht, steht Rainer Trefelik selbst an der Kassa seines Modehauses. Da kommt es dann schon vor, dass eine Dame hartnäckig auf Prozenten beharrt – mit dem Argument, sie kenne den Herrn Popp. Und den Herrn Kretschmer.

Nun haben die Herren Popp und Kretschmer ihre vor 125 Jahren gegründete Lederwarenhandlung am Anfang der Kärntner Straße mit Blick auf die Staatsoper schon in den Zwanzigerjahren verkauft. Die Anekdote sagt aber manches über die Trefeliks aus, denen das Geschäft seit 1976 gehört: Offensives Auftreten in der Öffentlichkeit gehört hier eher nicht zur Verkaufsstrategie.

Es habe ihm einiges an familieninterner Kritik eingebracht, als er einem Wirtschaftsmagazin von seiner Flipperleidenschaft erzählte, erinnert sich lachend Rainer Trefelik, Sohn des Firmenchefs, und als Präsident des Fonds der Wiener Kaufmannschaft und Obmann der Kaufleute Kärntner Straße zumindest branchennah öffentlich aktiv. Zum Gespräch trifft man sich im Büro des glitzernden Geschäfts, wo Trefeliks schwarzer Königspudel begrüßt.

„Ein Geschäft für alles“

Peter Trefelik, der Senior, stammt aus einer Familie von Lederwarenerzeugern, die Eltern haben in die ganze Welt exportiert. Berühmt für seine Lederwaren sei Wien damals gewesen. Popp & Kretschmer zählte zur Kundschaft, und er habe immer schon „eine starke Affinität“ zu diesem Geschäft gehabt. „Wenn wir DKT gespielt haben, habe ich immer die Kärntner Straße gekauft.“

Als er 1976 die Lederwarenhandlung wirklich erwarb, stand mitten im Geschäft noch ein Koksofen. „Es sah nicht viel anders aus als da“, sagt er und zeigt in seinem Album auf ein Foto um 1900. Sein für die Siebziger neuartiges Konzept: „Ein Geschäft, in dem es alles gibt“, Kleidung, Taschen, Schuhe. „Lächerlich“, meinten viele. Anfangs ließ er selbst Kleider schneidern, heute verkauft man Cavalli, Ferragamo und Co.

Sekretariat hat man bis heute keines. Trefeliks Sohn Rainer bekam während seines Welthandelsstudiums einen Schreibtisch in jenem Lagerraum, von dem aus sein Vater das Unternehmen dirigierte. Als eindeutig „kaufmännisch orientiert“ beschreibt sich Rainer Trefelik, im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Sascha. „Zahlen sind schön und gut, aber für mich muss das Gefühl stimmen“, sagt der. Er ist für Marketing und Einkauf zuständig und versucht, etwa über Facebook, jüngere Kundinnen als üblich anzusprechen. Man sei nicht immer einer Meinung, gestehen die drei, aber „jeden Tag in Diskussion.“

So hat Popp & Kretschmer seine Konkurrenten Fürnkranz, Adlmüller und Braun überlebt. Letzteren, Braun am Graben, hätten die Trefeliks gern übernommen. Der Deal scheiterte in letzter Sekunde an einer Mietfrage, stattdessen investierte man in einen Umbau im eigenen Haus – das mit seinem Marmor, Blütenprints und Regenschirmen im Leopardendesign freilich eine für Wien ganz eigene Vorstellung von Luxus vermittelt. Der aufwendige Folder (Peter Trefelik spricht noch von „Mannequins“) wird bis nach Doha und Neuseeland verschickt. Dessen Produktion sei nicht ganz einfach, klagt er, wie überhaupt der Umgang mit den großen Marken, die dem Geschäft gern vorschreiben, um welches Budget man was zu kaufen habe.

Heute, am Tag des Opernballs, herrscht hier Ausnahmezustand – auch wenn das ganze Jahr über Roben verkauft werden. Der Opernball sei etwas Besonderes. „Ein Bekannter lädt immer mehrere Leute ein“, sagt Rainer Trefelik. „Für ihn ist der Opernball ein Event, mit dem man Leute, die noch so viel Geld haben, emotional berühren kann.“ Dabei eint die drei Trefeliks ausgerechnet „die Ablehnung des Tanzens“. Auf den Opernball gehen sie heute Abend dennoch, wegen des Jubiläums. Eigentlich hatte man ihn mit Designer Elie Saab besuchen wollen. Der hat aber gerade seine Show in Paris. Weil die Loge längst gebucht war, gehen die drei nun einfach „mit Anhang“. Zumal sie mit Sicherheit auf bekannte Kunden treffen: „Es wird ein großes Come-together.“

ZU DEN PERSONEN

Peter Trefelik (69) übernahm 1976 die 1889 gegründete Lederwarenhandlung Popp & Kretschmer in der Kärntner Straße und begann, neben Schuhen und Taschen auch Kleidung zu verkaufen. Heute bietet man exklusive Marken wie Salvatore Ferragamo, Roberto Cavalli, Herve Leger, Talbot Runhof oder Agnona und das ganze Jahr über hunderte Abendroben. Trefeliks Söhne Rainer (43) und Sascha (27) arbeiten mit im Geschäft, das heuer sein 125-Jahr-Jubiläum feiert. Aus diesem Grund besuchen die drei heute Abend auch den Opernball.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2014)

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