M/M: Die Pariser Kreativmaschine

(c) M/M (Paris) / Editions de la Martinière
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Die Grafik-Trendsetter M/M (Paris) legen ein Überblickswerk ihrer Arbeit vor.

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Mmh! Der Band „M/M (Paris) de M à M“ ist bei Editions de la Martinière erschienen.

Abseits von Place Vendôme und Avenue Montaigne existiert naturgemäß auch die Underground-Metropole Paris: Sozusagen ein „Paname Off-Limits“, um einer Bezeichnung die Ehre zu geben, die die Pariser für ihre Stadt in petto haben. So formierte sich in den 1990ern eine neue Kunst- und Galerienszene um die Rue Louise Weiss im 13. Arrondissement. Kurz nach der Jahrtausendwende eröffnete als institutionelles Pendant das Palais de Tokyo als „Site de création contemporaine“. Zugleich tanzte die Hipcrowd zu Electro-Musik in Clubs wie dem legendären Pulp oder dem Triptyque, und als literarische Stimmen etablierten sich Popliteraten wie Guillaume Dustan und Virginie Despentes. Für Lifestyle-Aficionados wurde die Adresse 213 Rue Saint Honoré zu einem Magneten: 1997 eröffnete hier der Concept-Store Colette, drei Jahre später ging mit Surface to Air ein Modelabel an den Start, das für frischen Wind sorgte.

Parallel zu all diesen Entwicklungen erfolgte der Aufstieg des Grafikdesign-Duos M/M (Paris), das dieser Tage eine Anthologie mit Arbeiten aus zwanzig Jahren Kreativschaffen vorlegte. Eine Kundenliste von Balenciaga über Björk, Calvin Klein und Madonna bis hin zu Yamamoto macht deutlich, dass Michaël Amzalag und Mathias Augustyniak mit ihrer elaborierten Trash-Ästhetik den Nerv ihrer Zeit getroffen haben.  

Madonna verrenkt sich. Für das Palais de Tokyo entwarfen sie eine CI inklusive Schriftsatz, der an kleine Pixel-Roboter erinnert. Ihr Entwurf eines aus Modelkörpern bestehenden Alphabets, ursprünglich für das „V Magazine“ ersonnen, gefiel Calvin Klein und Madonna so gut, dass sie später eigene Versionen orderten (Madonna steuert im Booklet ihres Albums „American Life“ eine gymnastisch überzeugende Version bei). Eine langjährige Zusammenarbeit mit den Fotografen Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin brachte zahllose Editorials in der „Vogue Paris“, was wieder Riccardo Tisci auf den Plan rief, der Michaël und Mathias Givenchy-Lookbooks bekritzeln ließ. Ex-Balenciaga-Designer Nicolas Ghesquière und Marc Jacobs bestellten ebenfalls M/M-Kreativleistungen. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg könnte in der Komplementarität zweier Persönlichkeiten liegen. Das meint jedenfalls Björk Guðmundsdóttir, selbst langjährige Kundin des Studios.

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