Michaela Bürger: Gute Nerven und Humor

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Eine Österreicherin in Paris und Mailand: Michaela Bürger ist in Concept Stores wie Colette und 10 Corso Como vertreten.

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Wenn sie ihre Familie in Kärnten besucht, fliegt Michaela Bürger mittlerweile gar nicht mehr nach Wien, sondern peilt den Flughafen von Ljubljana an. „Das geht schneller“, sagt Bürger, die seit acht Jahren in Paris lebt. Und Zeit hat die Designerin, die in der Modeklasse der Angewandten und Kostümbild bei Erich Wonder an der Akademie der bildenden Künste studierte, im Regelfall keine zu verlieren. Sie geht, auch wenn das klischeehaft klingt, seit Jahren in Paris konsequent ihren Weg und ist mittlerweile inter­national für ihre absolut staubbefreiten Strickkreationen bekannt. „Das einfachste Pflaster habe ich mir zwar nicht ausgesucht, um mein Label aufzubauen“, sagt Bürger.

„Aber mit guten Nerven und einer ordentlichen Portion Humor kommt man auch hier weiter.“ Erreicht hat das „Schaufenster“ sie am Telefon in Lille. Vor wenigen Tagen ist sie dorthin gereist, um der Premiere von Janáčeks „Tagebuch eines Verschollenen“ beizuwohnen. Die Kostüme hat sie entworfen, ein, zwei solcher Arbeiten für Theater und Oper leistet sie sich pro Jahr. Nebenher, sozusagen, „als kreativen Ausgleich“.

Dass sie in so berühmten Concept Stores wie 10 Corso Como (übrigens in Mailand, Shanghai, Peking und Seoul) oder Colette in Paris vertreten ist, hat für Michaela Bürger nicht nur in kommerzieller Hinsicht große Bedeutung. „Diese Stores sind im Grunde wie die ,Vogue‘ unter den Modemagazinen – wenn man dort vertreten ist, ist das unheimlich gut für das Image und kann einen Türöffner für bestimmte Märkte darstellen.“ Natürlich sei es auch wichtig, dass die von den Business-Einkäufern ausgesuchten Teile sich an die Konsumenten weiterverkaufen. „Während der Fashion Weeks kommen reihenweise Journalisten und Mode-Insider zu Colette in Paris oder 10 Corso Como in Mailand. Dort vertreten zu sein, kann einen Schneeballeffekt haben.“

Genau beobachtet. Auf reine Image-Arbeit oder, wenn man es härter will, Effekthascherei setzt Michaela Bürger aber nicht: „Das kann man sich gar nicht leisten in der Mode. Der Zug fährt, und man muss aufspringen. Man muss ihn aber auch zu lenken versuchen.“ Ihren Erfolg, die konsequente Weiterentwicklung ihrer Kollektion und die Entscheidung, sich in Richtung Knitwear zu entwickeln, schiebt Bürger auf „eine Mischung aus künstlerischem Instinkt und wachsender Erfahrung. Manches wird mit den Jahren einfacher, zugleich muss man aber ständig an der Kollektion feilen und sich weiterentwickeln.“ Feedback von den Einkäufern wichtiger Concept Stores gibt es fallweise. „Ich beobachte aber auch einfach: Welche Teile verkaufen sich, was wird nachbestellt, was hängt in der Auslage, was kommt bei der Presse gut an. Daraus lässt sich gut lernen.“ Und mangelnden Lernwillen kann man dieser Designerin fürwahr nicht vorwerfen.

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