Jeanne Lanvin: Filmreife Figur

(c) Laure Albin Guillo
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Das Musée de la mode in Paris widmet Jeanne Lanvin, einer Pionierin der Pariser Couture, derzeit eine große Retrospektive.

Der Lebenslauf von Jeanne Lanvin bietet sich eigentlich für eine romantisierte „From Rags to Riches“-Verfilmung an: Als eines von elf Kindern aus ärmlichen Verhältnissen stammend, arbeitete sie sich zunächst als Modistin, später Kleidermacherin an die Spitze der Pariser Couture-Sphären. Vom Hut zum Kleid gelangte sie durch die Kreationen, die sie für ihre kleine Tochter Marguerite, die sie allein aufzog, schuf. Ihre wohlhabenden Kundinnen orderten bald Kleider für ihre eigenen Kinder, es folgten Kollektionen für Erwachsene, der Rest ist Modegeschichte.

(c) Patrimoine Lanvin

Grande Dame. Das Pariser Musée de la mode im Palais Galliera widmet Jeanne Lanvin nun die erste große
Retrospektive, in der eine Vielzahl von Original-
modellen ausgestellt ist. 1885 gründete sie ihr Unternehmen zunächst als Hutmacherbetrieb: Das Maison Lanvin gilt damit als ältestes durchgehend aktives Pariser Modehaus. Unter Kreativdirektor Alber Elbaz hat es in den letzten Jahren einen Höhenflug erlebt und rangiert nun wieder an jener Position, die ihm in der Modewelt gebührt. Haute Couture macht Lanvin heute nicht mehr, doch Elbaz’ raffinierten Entwürfen mangelt es nicht an Gestaltungsfreude.

Wie sehr die Beziehung zu ihrer Tochter Madame Lanvins Laufbahn beeinflusst hat, lässt sich auch aus dem ursprünglichen Logo des Maisons, das seinen Stammsitz in der Rue du Faubourg Saint-Honoré hat, ablesen: Eine Frau streckt einem kleinen Mädchen ihre Hände entgegen, das starke Familienband, die dominierende Mutter-Tochter-Beziehung wurde hier grafisch, als Teil der Corporate
Identity, verewigt. Doch es gibt selbstverständlich auch Spuren auf Objektebene, die Madame Lanvin in der
Kostümgeschichte hinterlassen hat: 1925, bei der legen-
dären Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes, der Geburtsstätte des Art-déco-Stils in Paris, stand sie der Modeabteilung vor. Besonders schätzten ihre Kundinnen die Kleider von Jeanne Lanvin, und die sogenannten Robes de style, eine in den
Zwanzigerjahren sehr beliebte Kleiderform mit etwas ausgestelltem Rock, gingen im Wesentlichen auf sie zurück.

(c) Patrimoine Lanvin

Berühmt war Madame Lanvin auch für ihren beherzten Umgang mit Ornament und Farbe, eine sogar nach ihr benannte Nuance ist das Bleu Lanvin – und das, obwohl es davon mehr als nur eine Farbton gibt. Die klassischste Ausprägung ist vielleicht jene, die an das gedeckte, etwas stumpfe Blau von Wedgwood-Porzellan mit
weißen Bordüren erinnert. Aber eher als ein Besuch
in der Porzellanhandlung empfiehlt sich für das
bessere Verständnis von Jeanne Lanvin ohnehin ein
Ausstellungsbesuch im Palais Galliera.

Tipp

„Jeanne Lanvin“. Die Ausstellung ist noch bis 23. August im Musée de la mode in Paris zu sehen, Palaisgalliera.paris.fr

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