American Apparel meldet Insolvenz an

Die Modekette will sich durch eine Umschuldung sanieren, im Hintergrund tobt ein teurer Machtkampf mit Ex-Chef Dov Charney.

Bei American Apparel standen einst die Hipster Schlange, heute sind es Gläubiger. Die kriselnde Modefirma flüchtet ins Insolvenzverfahren und will sich durch eine Umschuldung sanieren. Im Hintergrund tobt ein erbitterter und teurer Machtkampf mit Ex-Chef Dov Charney.

Nach dem Absturz aus dem Hipster-Himmel kreist über American Apparel der Pleitegeier: Die einstige Trend-Modefirma kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und teilte am Montag mit, einen Insolvenzantrag gestellt zu haben. "Die Restrukturierung wird es ermöglichen, American Apparel zu einer stärkeren und dynamischeren Marke zu machen", erklärte Vorstandschefin Paula Schneider.

Saniert in sechs Monaten

Es handle sich um ein von den wichtigsten Gläubigern mitgetragenes Umschuldungsverfahren, das eine Sanierung innerhalb von etwa sechs Monaten erlaube. Der Geschäftsbetrieb werde wie gewohnt weiter gehen, versprach die hochverschuldete US-Modekette. Die Pleite hatte sich bereits angebahnt. Im August warnte das Unternehmen aus Los Angeles, Kreditverträge möglicherweise nicht einhalten zu können.

American Apparel, dessen schlichte T-Shirts und Leggings einmal Verkaufsschlager bei trendbewussten Kunden waren, kämpft seit Jahren mit schleppenden Geschäften. Im letzten Quartal ging der Umsatz um 17 Prozent auf 134,4 Millionen Dollar zurück. Zu ihren besseren Zeiten war die Firma mit Anti-Sweatshop-Kampagnen und anzüglich-provokanter Werbung erfolgreich, doch diese Strategie zieht schon lange nicht mehr.

Probleme auch bei Abercrombie, Gap und Quicksilver

Auch anderen ehemals angesagten US-Labels wie Abercrombie & Fitch oder Gap laufen die Kunden weg. Erst im September hatte das kalifornische Surfer-Label Quiksilver Insolvenz angemeldet. Dass aus Kultmarken Krisenfälle wurden, liegt auch daran, dass das Geld bei der jüngeren Kundschaft nicht mehr so locker sitzt. Günstigere Anbieter wie H&M oder Forever 21 stehen deshalb höher im Kurs.

Bei American Apparel kommen allerdings auch jede Menge hausgemachte Probleme hinzu. So reißen hohe Anwaltskosten für Rechtsstreitigkeiten mit dem exzentrischen Ex-Chef Dov Charney Löcher in die Bilanz. Der umstrittene Firmengründer war nach diversen Skandalen geschasst worden - Mitarbeiterinnen warfen ihm sexuelle Belästigung vor, die Beschäftigung Illegaler flog auf.

Klagen und Proteste von Ex-Chef

Doch Charney kämpft mit allen Mitteln um sein Erbe. Nachdem er aus der Firma gedrängt wurde, überzog er American Apparel mit Klagen und stachelt die Mitarbeiter zum Protest gegen das neue Management an. Das Unternehmen bezahlt die juristischen Scharmützel teuer. Von April bis Juni stieg der Verlust im Jahresvergleich von 16,2 auf 19,4 Millionen Dollar.

Die New York Stock Exchange (NYSE), an der die Aktie von American Apparel gelistet ist, reagierte rasch auf den Insolvenzantrag. Nachdem der Kurs außerbörslich um fast ein Viertel einbrach, stoppte die Betreibergesellschaft am Montag kurzerhand den Handel mit dem Papier.

Die NYSE will die unter dem Kürzel APP gehandelte Aktie ganz von der Börse nehmen. Diese Drohung stand wegen heftiger Kursverluste schon länger im Raum. Allerdings kann das Unternehmen Einspruch einlegen. Die Aktie notierte zuletzt nur noch bei elf Cent. Im Dezember 2007 hatte sie mit 15,8 Dollar ihren Höchststand erreicht.

(APA/dpa)

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