Backstage: Revue passiert

Versace.
Versace.(c) Sonny Vandevelde
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Vorhang auf für die Mode: Ein Vorgeschmack auf die neue Saison mit Backstage-Bildern aus den Modehauptstädten.

Ein bisschen absurd ist es ja schon, zugleich aber so, wie Schiaparelli-Designer Bertrand Guyon im „Schaufenster“-Interview auf Seite 15 dieser Ausgabe mutmaßt: So sehr sich alle in der Mode über die große Geschwindigkeit der Branche beklagen, so sehr sind alle doch daran gewöhnt. Wenn nun die Sommerkollektionen in den Startlöchern stehen – also im Begriff sind, in die Boutiquen zu kommen –, sind alle, die in Paris, London, Mailand oder New York arbeiten, schon um mindestens eine Saison weiter. Und auch Journalisten haben die Berichterstattung über die Sommermode schon weitgehend abgehakt, die meisten Modestrecken wurden bereits fotografiert.

Givenchy by Riccardo Tisci: Karussell. Auch in den vergangenen Monaten kam es zu Designerrochaden: Riccardo Tisci wird Givenchy verlassen, von Marni verabschiedete sich Consuelo Castiglioni. Anthony Vaccarello kam zu Saint Laurent, und wie es mit Chloé weitergeht, ist noch ungewiss.
Givenchy by Riccardo Tisci: Karussell. Auch in den vergangenen Monaten kam es zu Designerrochaden: Riccardo Tisci wird Givenchy verlassen, von Marni verabschiedete sich Consuelo Castiglioni. Anthony Vaccarello kam zu Saint Laurent, und wie es mit Chloé weitergeht, ist noch ungewiss.(c) Sonny Vandevelde

Es ist übrigens ähnlich, wenn man sich mit Tageszeitungsjournalisten über ihr Heute unterhält, das immer auch irgendwie das Morgen (der Zeitung) sein könnte. Wenn jemand in der Mode von der „aktuellen“ Saison einer Marke spricht, weiß man nie so recht: Ist nun die derzeit erhältliche, kaufbare Kollektion gemeint? Oder die letzte, die man auf dem Laufsteg gesehen hat?

Kommen und Gehen. Darum ist ein die Saison eröffnendes Backstageheft immer auch eine schöne Gelegenheit, die Show-Locations Revue passieren zu lassen und sich an die eine oder andere besonders schöne Kollektion zu erinnern. Oder in Gedanken von einem Designer Abschied zu nehmen, der – wie Consuelo Castiglioni bei Marni oder Peter Dundas bei Cavalli – zum letzten Mal die kreativen Zügel in der Hand halten durfte. Auch eine Premiere hat freilich etwas Schönes: Die meist ersehnte war wohl jene von Maria Grazia Chiuri bei Dior.

Tommy Hilfiger: Vorreiterrolle. Das belgische Model Hanne Gaby Odiele (rechts, in Tommy Hilfiger) gab unlängst in einem Interview bekannt, mit intersexuellen Merkmalen geboren worden zu sein. Damit wurde sie für die Intersex-Community zur wichtigen Identifikationsfigur.
Tommy Hilfiger: Vorreiterrolle. Das belgische Model Hanne Gaby Odiele (rechts, in Tommy Hilfiger) gab unlängst in einem Interview bekannt, mit intersexuellen Merkmalen geboren worden zu sein. Damit wurde sie für die Intersex-Community zur wichtigen Identifikationsfigur.(c) Sonny Vandevelde

Das hat in der Rückschau etwas Berührendes, ebenso wie manche Anekdoten, die sich um die Kollektionspräsentationen ranken. Eine Mischung aus Triumph und Aussöhnung stellte etwa das – ausnahmweise in Paris stattfindende – Defilee von Giorgio Armanis Zweitmarke Emporio Armani dar: 18 Jahre, nachdem er zuletzt eine Emporio-Kollektion in der französischen Hauptstadt zeigen wollte und in letzter Sekunde von behördlichen Maßnahmen gestoppt wurde, gönnte der „maestro italiano“ sich ein gigantisches Schauspiel zur Feier einer Boutiqueeröffnung.

Giorgio Armani: Auf Tour. Grundsätzlich weiß man zwar, welche Modemarke in welcher Modestadt defiliert – es gibt aber häufig Überraschungen. Giorgio Armani ging mit seiner Zweitmarke Emporio etwa im Herbst auf Tour – er zeigte die Kollektion in Paris Bercy.
Giorgio Armani: Auf Tour. Grundsätzlich weiß man zwar, welche Modemarke in welcher Modestadt defiliert – es gibt aber häufig Überraschungen. Giorgio Armani ging mit seiner Zweitmarke Emporio etwa im Herbst auf Tour – er zeigte die Kollektion in Paris Bercy. (c) Sonny Vandevelde

Einen erhebenden Moment erlebten Gäste auch bei der Präsentation der Jubiläumskollektion von Bottega Veneta: Man feierte das 50-jährige Bestehen der Marke, zudem die seit zehn Jahren andauernde Zusammenarbeit mit Kreativdirektor Tomas Maier. Man brachte das Defilee in historische Räume der ehrwürdigen Brera-Kunstakademie, was per se schon erhebend war. Dann schritt aber auch noch die wunderbare Lauren Hutton durch das Gewölbe, und zwar an der Seite von Topmodel Gigi Hadid. Dieses Bild war eines, das selbst härtest gesottenen Modeprofis bestimmt auch noch zum Verkaufsstart der gezeigten Kollektion deutlich in das Gedächtnis gebrannt ist.

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