Wäscheflott: „Im Geschäft gibt es nichts zu kaufen“

Unternehmergeist plus Kreativität: Ali Zedwitz und Beatrix Stekl.
Unternehmergeist plus Kreativität: Ali Zedwitz und Beatrix Stekl.(c) Christine Pichler
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Designerin Ali Zedtwitz und das Traditionsunternehmen Wäscheflott machen gemeinsame Sache. Nach Maß.

Globale Textilketten verdrängen kleinere Unternehmen, „Made in China“-Etiketten findet sich auf den meisten Kleidungsstücken im Schrank und jede Woche hängt neue Mode in den Shops. Die Textilindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Unmittelbarer erlebt hat das auch Beatrix Stekl, die in dritter Generation die Hemdenmacherei Wäscheflott führt. Während Stekls Großvater, der das Unternehmen 1948 gegründet hat, in den 60er-Jahren bis zu 80 Mitarbeiter beschäftigte und das Bundesheer und die Wiener Linien zu seinen Kunden zählte, sind die Dimensionen heutzutage stark geschrumpft. Produziert wird zwar immer noch in Serie, aber nur noch mit einigen wenigen Mitarbeitern und nur nach Auftrag und Maß. Stolz ist die 42-Jährige, die in der Werkstatt ihres Vaters groß wurde, trotzdem darauf, dass es ein Unternehmen wie ihres in Wien überhaupt noch gibt. „Die Nachfrage ist da und wird auch immer größer. Aber natürlich sind die Kunden anspruchsvoll und alles muss in Österreich gefertigt sein“, erklärt Stekl. Mit ihrer Schneiderwerkstatt will sie jungen Designern deshalb auch die Möglichkeit bieten, ihre Kreativität „made in Austria“ auszuleben.

AZ x Wäscheflott. Im Shop (Augustinerstraße 7, 1010 Wien) oder im Atelier (Strozzigasse 32, 1080 Wien).
AZ x Wäscheflott. Im Shop (Augustinerstraße 7, 1010 Wien) oder im Atelier (Strozzigasse 32, 1080 Wien). (c) Julie Brass

Als Ali Zedtwitz eine Kooperation vorschlug, war sie gleich mit an Bord. „In meiner Familie tragen alle Herren Wäscheflott-Hemden. Und als ich dann eines verschenken wollte und das Atelier sah, war ich begeistert“, berichtet Zedtwitz, die an der Angewandten Modedesign studiert hat und sich in den letzten Jahren unter anderem mit Valerie Lange dem Label Diptych gewidmet hat. „Es ist toll, im eigenen Land und sogar in der eigenen Stadt produzieren zu können. Man kann immer vor Ort sein, das ist sonst ja fast unmöglich.“

Ausbrechen. Die Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsfrau und dem kreativen Kopf funktionierte gut. „Es ist ganz unterschiedlich, wie wir an Projekte herangehen. Bei mir zählt die Geschwindigkeit, wir müssen schon auf Masse produzieren, damit sich alles rentiert. Und dann kommt die kreative Künstlerin und will noch drei Falten mehr“, erinnert sich Stekl an den Produktionsprozess. Die kreative Freiheit kam trotzdem nicht zu kurz. Die zehnteilige Capsule-Collection, die von Japan inspiriert ist, wird es in zweifacher Stoffausführung den ganzen Sommer über zu kaufen geben. „Es ist nichts von der Stange. Im Geschäft kann man nichts kaufen, und das gefällt mir sehr. Dass man nur nach Bedarf produziert“, bringt es Zedtwitz auf den Punkt. Das ist anders, als es die Designerin bisher gewohnt war, obwohl sie für ihr Label Diptych, dem sie sich nur noch projektbasiert widmet, auch immer azyklisch arbeitete.

Schuhe von rosa mosa.
Schuhe von rosa mosa.(c) Julie Brass

Erfahrungen mit Kollaborationen hat Zedtwitz schon einige, so hat sie etwa auch für die Modekette Weekday in Schweden eine Capsule Collection designt, Taschen mit dem Wiener Unternehmen Robert Horn und Brillen mit der Wiener Brillenmanufaktur Hartmann hergestellt. Diese Kooperationen will sie auch in Zukunft ausbauen. Ali Zedtwitz soll es dabei – wie es auch oft im Produktdesign vorkommt – zwar als Designerin, aber nicht als Marke geben. „Es ist jedes Mal ein neues Umfeld, ein neuer Background, ein neues Know-how. Dass man Verschiedenes ausprobieren und auch ausbrechen kann, das macht den Reiz aus.“

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