Jonak: „Wir kennen unsere Kunden“

Dritte Generation.  Florian Jonak ist 1993 ins ­Familiengeschäft eingestiegen.
Dritte Generation. Florian Jonak ist 1993 ins ­Familiengeschäft eingestiegen.(c) Carolina Frank
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Das 100-jährige Familienunternehmen Jonak hat den Wandel der Wiener Luxusbranche hautnah miterlebt.

Von einer Schneiderei zur Modeboutique mit vielen Labels, danach zum ersten Monobrand-Flagship-Store und schließlich zum letzten privaten Luxus-Franchiseunternehmen in Österreich. Die Firma Jonak, die 2017 ihr 100-jähriges Bestehen feiert, hat alle Stationen des Luxusmarktes in Österreich miterlebt. War es nach dem Krieg noch die Stoffknappheit, die für Herausforderungen sorgte, ist es nun der globale Wettbewerb.

Rückblick. „In den 1930er-Jahren gab es noch kein Prêt-à-porter, da hatten wir eine Schneiderei mit 30 bis 40 Mitarbeitern“, erinnert sich Seniorchef Friedrich Jonak. Doch nach dem Krieg herrschte nicht nur Stoffknappheit, sondern auch ein Mangel an Schneidern, denn viele waren gefallen. „So hat der Handel begonnen. Meine Schwester und meine Frau fuhren auf die einschlägigen Messen, und so gab es im Stammhaus am Trattnerhof alle möglichen Marken wie Zegna, Balenciaga, Valentino, Mila Schön und auch Burberry“, blickt er zurück. Bald interessierte sich Chanel für einen Verkaufsort in Wien. „Damals war Chanel noch nicht der große Hit, aber für uns bereits ein Begriff“, erzählt Friedrich Jonak von einer Zeit, als das französische Unternehmen noch nicht zu einer der bekanntesten Marken weltweit gehörte. Fast 20 Jahre war die Firma Jonak danach alleiniger Chanel-Repräsentant in Österreich und hatte den ersten Monobrand-Flagship-Store. Doch das änderte sich: „Wie alle Marken, die so groß werden, verspürte auch Chanel den Drang, in den Hauptstädten alles selbst zu machen.“

Expansion.  Vier Geschäfte in der Innenstadt und sechs am Flughafen gehören zur Firma Jonak.
Expansion. Vier Geschäfte in der Innenstadt und sechs am Flughafen gehören zur Firma Jonak. (c) Beigestellt

Nachfolger Florian Jonak hätte nur mehr einen Zweijahresvertrag bekommen, den man ablehnte. Deshalb wurde eine langfristige Vereinbarung mit Gianni Versace getroffen, der damals, 1996, am Gipfel seiner Schaffenskraft war. „Der tragische Tod von Gianni Versace ein Jahr später erschütterte nicht nur die Modewelt, sondern auch uns“, erinnert sich Friedrich Jonak. Es folgte der Wunsch, weiter auszubauen.

„Auf einem Bein kann man schwer stehen. Deshalb sind wir auf Brautschau gegangen.“ Ein neuer Partner war durch die langjährige Tätigkeit von Renate Jonak in Paris schnell gefunden. „Unser ‚Triumvirat‘, das heißt meine Frau als Expertin mit internationalem Ruf, mein Sohn mit einer Wirtschaftsausbildung und meine jahrzehntelange Erfahrung im Handel und Gewerbe, war ausschlaggebend“, bringt er das Erfolgsgeheimnis auf den Punkt. 42 Geschäftslokale wurden daraufhin besucht, was sich noch als Glücksfall herausstellen sollte. Denn Armani und Dolce & Gabbana wurden in der Folge ebenfalls als Franchise übernommen. Mit sechs Geschäften am Flughafen Wien ist die Kapazität momentan erreicht.

Vergangene Tage.  So sah das Stammhaus am ­Trattnerhof früher aus.
Vergangene Tage. So sah das Stammhaus am ­Trattnerhof früher aus. (c) Beigestellt

Neue Herausforderungen. Mittlerweile ist Jonak der letzte private Retailer von Weltmarken, der einen Flagship-Store in Wien betreibt. Auch die Konkurrenz ist in der Innenstadt härter geworden, dagegen zu bestehen ist eine Herausforderung. Ausländische Kunden sind für 50 Prozent des Umsatzes verantwortlich, weshalb man auf die sich verändernden Tourismusströme reagieren muss. Auf japanische Touristen folgten russische, momentan gibt es viele chinesische Touristen, bald womöglich Touristen aus Indien und wieder vermehrt Touristen aus den arabischen Ländern. Da heißt es, den Einkauf gut zu managen. „Wir kennen unsere Kunden. Wir wissen, was der Österreicher trägt, aber auch, was von russischen oder chinesischen Kunden verlangt wird“, so Florian Jonak. Ebenfalls beeinflussbar sind auch das Service und das Sprachangebot. „Ständige Schulung und Weiterentwicklung ist notwendig, auch die Überprüfung durch Mystery Shopping. Das ist die Stärke eines Familienbetriebs vor Ort.“

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