Post-Couture: Kleidung auf Knopfdruck

Baukasten. Die Stücke der Post-Couture-Vienna-Kollektion steckt man zusammen.
Baukasten. Die Stücke der Post-Couture-Vienna-Kollektion steckt man zusammen.(c) Matthias Aschauer
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Das niederländische Post-Couture Collective und das Wiener Label Meshit machen gemeinsame Sache – zukunftsweisend.

In die Glaskugel zu schauen und über kommende Ereignisse und Entwicklungen Auskunft zu geben, davor schrecken selbst Experten oft zurück. Zu unvorhersehbar scheint die Zukunft zu sein, vor allem die langfristige. Wenn man Martijn van Strien nach der Zukunft der Mode fragt, hat er jedoch ganz klare Antworten. „Ich glaube wirklich an ‚on demand‘. Ich glaube, dass es in 20 Jahren in einem Modegeschäft keine Kleidung mehr gibt, sondern nur noch Stoffe, Maschinen und die digitalen Designs. Und die Stücke werden im Shop für die jeweilige Person sofort produziert“, meint der Gründer des Post-Couture Collectives, das sich auf diese Art der Kleiderherstellung spezialisiert hat. „Eines der größten Probleme der Modeindustrie ist die Überproduktion. 30 Prozent aller produzierten Kleidungsstücke landen im Müll“, erklärt er. Mit neuen Technologien lässt sich das ändern.

(c) Matthias Aschauer

Ikea-Prinzip. Das Post-Couture Collective arbeitet mit digitalen Schnittmustern, mittels Lasercutter werden die einzelnen Teile ausgeschnitten. Zusammengesetzt können die Röcke, Jacken oder Taschen dann von den Kunden selbst werden. „Es ist eine Art Ikea-Prinzip. Dadurch können wir die Preise auch niedrig halten“, erklärt der Niederländer. Je nach Stoff – besonders gut funktionieren Wolle oder synthetische Fasern – entwickelt van Strien die sogenannten Konnektoren, die die Stücke zusammenhalten. Nähen wird mit diesem Stecksystem überflüssig. Einplanen muss man für das Zusammenbauen 15 Minuten bis eine Stunde. Die Technologie ist noch immer „work in progress“, denn van Strien arbeitet laufend mit Modeschaffenden in verschiedenen Städten zusammen, die ihn immer wieder herausfordern, das System weiterzuentwickeln. „Sie sagen zu mir, die Naht soll so oder so ausschauen. Und das muss ich dann hinbekommen“, erzählt er.

Meshit-Kooperation. In Wien präsentiert er sein Projekt im Zuge der Vienna Biennale mit der Stadtfabrik, die unter dem Motto „Roboter. Arbeit. Unsere Zukunft“ neue Produktions- und Arbeitsbedingungen untersucht. Dafür hat er mit dem Wiener Label Meshit zusammengearbeitet, die Post-Couture-Vienna-Kollektion besteht aus zwei modularen Stücken, einer Jacke und einer Tasche. Im Qwstion Store in der Wiener Zieglergasse kann man die Stücke aus Wolle von 15. bis 24. September kaufen. Dabei gibt es bei „on demand“ noch einen Vorteil. Die Kleidung wird genau an die Körperformen angepasst – zuvor wird man vermessen –, und auch bei der Stoffauswahl und weiteren Modifikationen, etwa dem Design der Brusttaschen, kann man mitreden.

Tipp

Pop-up Makershop von 15. 9. bis zum 24. 9. im Qwstion, Zieglergasse 38, 1070 Wien. www.postcouture.cc

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