Renato & Co.: Mit Federn nach Hollywood

Detailgenau. 25 bis 30 Arbeitsstunden flossen in ein Kostüm.
Detailgenau. 25 bis 30 Arbeitsstunden flossen in ein Kostüm.(c) Beigestellt
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Mit dem Nischenhandwerk des Federschmückers hat es das Wiener Atelier Renato & Co. jetzt in einen Hollywoodblockbuster geschafft.

Ein bisschen nebulös war die Anfrage schon, die Norbert Tlusti vom Wiener Atelier Renato & Co. aus Los Angeles über London und schließlich über die Außenhandelsstelle in Budapest erhielt. Zuerst ging es nur um Federn, schließlich um ein Federkostüm – wie es genau aussehen sollte und wofür es gebraucht werden würde, blieb aber unter Verschluss. Erst galt es einen Vertrag mit Verschwiegenheitsklausel zu unterzeichnen. Nach Nachfragen in Los Angeles und der Prüfung durch Anwälte war klar: Es dürfte sich um einen Hollywoodfilm handeln.

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Arbeitsintensiver Auftrag. „Wir haben dann das Briefing für das Kostüm einer Revuetänzerin bekommen, samt zartem Höschen mit üppigen Federbuschen und einem Kopfteil, das man in die Haare einarbeitet“, erinnert sich Tlusti. Damit ging es zur Filmproduktionsfirma nach Budapest. Der Prototyp konnte überzeugen. 22  Kostüme wurden bestellt. „Erst da haben wir erfahren, dass es sich nicht um einen Revuefilm handelt, sondern um den neuen ,Blade Runner 2049‘ mit Ryan Gosling und Harrison Ford in den Hauptrollen“, berichtet der „Spezialist für die Zurichtung von Schmuckfedern“, wie sich das fast ausgestorbene Handwerk im Gewerbeschein nennt. Gut zwei Monate wurde zu dritt an den Kostümen gearbeitet, fünf Mal ging es zur Anprobe nach Ungarn.

Arbeitsintensive Wochen für das kleine Team, denn die Arbeit für den Film unterscheidet sich von den Theater- oder Opernproduktionen, für die Renato & Co. sonst tätig ist. „Nachdem man im Vorhinein nicht weiß, wie genau die Kostüme aufgenommen werden und welche Close-ups es geben wird, muss man sehr genau arbeiten“, erklärt Tlusti. Vom massiven Unterbau, auf dem die Federbuschen ruhten, durfte man ebenso nichts sehen wie von dem Metallgeflecht, auf dem der Kopfputz angebracht ist. „Wir haben von allen Frauen Fotos bekommen, damit der Draht mit Filz in der genauen Haarfarbe überzogen werden konnte“, erinnert er sich an die Detailarbeit.

Teamarbeit. ­Norbert Tlusti und Geschäftspartner Peter Šramek.
Teamarbeit. ­Norbert Tlusti und Geschäftspartner Peter Šramek. (c) Beigestellt

Fremde Federn. Für die Kostüme kamen unterschiedliche Straußenfedern – ein Strauß hat übrigens 50 verschiedene Federtypen am Körper – in Gelb und Weiß zu Einsatz. „Wir haben die Körperfedern verwendet, aber auch die Federn unter den Flügeln und die der großen männlichen Strauße in Einser- bis Dreierqualität. Letztere haben wir für einen strengen Effekt spitz zugeschnitten.“

Eine richtige Hauptrolle haben die Kostüme im Film zwar nicht, trotzdem kommen sie gut zur Geltung. „Und so eine Arbeit zieht natürlich auch ihre Kreise. Ich habe schon wieder ein Projekt vor mir liegen, über das ich noch nichts sagen darf.“

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