Nordwind: „The Weather Diaries“

(c) Cooper & Gorfer
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Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main wird ab 21. März die Ausstellung „The Weather Diaries“ beherbergen, die das Kernstück der Nordic Fashion Biennale darstellt.

Bereits zum dritten Mal findet 2014 die Nordic Fashion Biennale statt – jedoch an einem gar nicht so nordisch anmutenden Ort: Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main wird ab 21. März die Ausstellung „The Weather Diaries“ beherbergen, die das Kernstück der diesjährigen Modebiennale darstellt.  Initiiert wurde dieses Projekt, das auf kreative Leistungen in den Ländern Skandinaviens fokussiert („Nordic“ ist freilich ein einigermaßen schwer zu fassender, generischer Begriff), vor sechs Jahren von dem in Reykjavik ansässigen Nordic House.

Dass mit einem Frankfurter Ausstellungshaus ein internationaler Partner für die Biennale 2014 gefunden wurde, ist aber insofern stimmig, als auch die beiden Kuratorinnen den Blick gut integrierter Außenstehender auf diese nordischen Welten werfen: Die Amerikanerin Sarah Cooper und die Österreicherin Nina Gorfer, die im Kunst- und Kreativwirtschaftskontext als Cooper & Gorfer auftreten, haben im Lauf der vergangenen zwei Jahre auf den Färöer, Grönland und Island nach möglichen Kooperationspartnern und geeigneten Shootinglocations für ihr Fotografie- und Ausstellungsprojekt „The Weather Diaries“ gesucht.

„Wir hatten uns zuvor nie in einer Kuratorenrolle gesehen“, sagt Nina Gorfer. „Und wir sind auch nicht wirklich das, was ich im engeren Sinn als Modeexperten bezeichnen würde. Aber diese Aufgabe hat uns doch in den letzten beiden Jahren sehr ausgefüllt und war absolut aufregend für uns.“

Entlegene Kreativgebiete. Vonseiten der Biennale-Veranstalter ist zu hören, man habe sich für Cooper & Gorfer wegen ihrer eindrücklichen Bildsprache entschieden. Tatsächlich sind die Arbeiten der beiden Künstlerinnen markant und mit hohem Wiedererkennungsfaktor ausgestattet. Die von ihnen gemachten Mode- und Landschaftsaufnahmen werden im Stil der Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts nachbearbeitet und im besten Sinne verfremdet. Bei den Arbeiten, die für die Nordic Fashion Biennale angefertigt wurden, scheint sich diese Stimmung mit den Elfen- und Feenwelten, die in den Ländern Nordeuropas oft noch große Bedeutung im Alltagsleben haben, harmonisch zu verbinden.

Insgesamt zwölf Modelabels aus Island, Grönland und von den Färöer wurden von Cooper & Gorfer zur Zusammenarbeit eingeladen. Die isländische Designerin Steinnun etwa, mit deren Mode „The Feather Portrait“ ausgestattet wurde, das auf dem Cover dieser Ausgabe zu sehen ist, ist in den skandinavischen Ländern bereits bekannt und wurde 2008 als erste Modemacherin überhaupt mit dem seit 1995 für Kreativleistungen vergebenen Söderberg-Preis in Schweden ausgezeichnet.
Von den entlegenen Färöer stammt wieder das Modelabel Guðrun & Guðrun, benannt nach der Designerin Guðrun Ludvig und ihrer Businesspartnerin Guðrun Rógvadóttir. Der Fokus liegt hier auf Strickmode, hergestellt aus Wolle, die von den Inseln selbst stammt und so in engst möglicher Verbindung mit der einheimischen Handwerkstradition steht.

Ein besonders hervorzuhebendes Fundstück, das Nina Gorfer und Sarah Cooper als Biennale-Kuratorinnen aufgetrieben haben, sind die auf Grönland gefertigten, über und über mit Glasperlen bestickten Kleider von Nikolaj Kristensen: Diese hat er für seine Tochter angefertigt, und er zitiert die Formen und Farben grönländischer Nationaltrachten. In seinem wie in allen anderen Fällen ist es wirklich schön zu sehen, dass eine international ausgerichtete Modeausstellung die herausragende Arbeit von Kreativen würdigt und so dazu beiträgt, ihre Namen über die Grenzen ihrer Wirkungsstätten hinaus bekannt zu machen.

Tipp

„The Weather Diaries“. Ab 22. März ist die Fotoausstellung im Museum Angewandte Kunst Frankfurt zu sehen, der Katalog erscheint im Gestalten-Verlag.

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