Amanshausers Welt: 344 Cabo Verde

Cachupa kann man offenbar auch so schreiben.
Cachupa kann man offenbar auch so schreiben.(c) Beigestellt
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Kleine Geschichten über große Locations.


Nettes Hotel auf der Insel Sal. Abendliches Festbankett. Großartiges Essen. (Leider ohne Nationalgericht Cachupa; italienisches Management.) Nur Roast Beef schmeckt komisch. Fünf Stunden später flüssiger Durchfall. Sollte eigentlich morgen Flugzeug nach Boavista besteigen. Oje, wird nichts. Toilette, Bett, Toilette, abwechselnd. Schleppe mich im Morgengrauen zur Rezeption. Sage Flug ab. Hotelmitarbeiter fragt, ob ich „irgendwo außerhalb des Hotels etwas gegessen habe“ – nein, gar nicht. Antworte ihm aber milde: „Genau das muss es gewesen sein!“ Mann jetzt zufrieden. Ich deprimiert. Vorletzter Tag Cabo Verde. Will noch Cachupa essen. Geht nicht mit Durchfall. Cachupa zu fettig. Viel zu fettig.

Vormittags passabler Zustand. Mittagshitze, Übelkeit plötzlich enorm. Schaffe es gerade noch zu meinem Bungalow. Durchfall maximal. Fieber hoch. Toilette und Bett. Fieber bleibt zehn Stunden. Schreibe auf Facebook: „Durchfall kriegt man nie von den Garküchen am Straßenrand, immer von den guten Hotels mit internationaler Küche.“ Ziemlich viele Likes. Friends lieben, wenn man leidet. Also bei mir jedenfalls.

Letzter Tag Cabo Verde.
Esse noch nichts. Fühle mich auf Diät. Schade, hätte gerne Cachupa. Vorsichtiger Ausflug in die Stadt. Speisekarten mit Cachupa. Überall steht Cachupa. Graffito auf den Wänden: Cachupa. Denke: okay, egal. Esse Cachupa. Ist recht fettig. Behalte sie bei mir. Zurück zum Hotel. Noch eine Stunde bis Abflug.
Letztes Mal ins Meer. Steige verträumt in die hohen Wellen. Bemerke: keine Kontaktlinsen drin. Verdammt. Trage die Brille! Zu spät. Riesenwelle wirft mich zu Boden. Klammere mich mit Händen an Brille. Depperte Welle stärker. Brille entgleitet mir. Meer frisst Brille. Brille tummelt sich in der Klospülung des Sandes. Irgendwo. Verlasse Meer frustriert. Kann Brille ja nicht suchen. Sehe ohne sie zu wenig.

Mache 50 Fotos vom Meer. Lösche alle bis auf eines (wäre schlimm, ertrinkenden Brillenbügel zu entdecken, sich mir hilfesuchend entgegenstreckend). Poste Bild auf Facebook. Schreibe: „Das Meer (drei Minuten, nachdem es meine Brille gefressen hatte) tat wieder ganz unschuldig.“ Friends lieben Missgeschicke. Massenhaft Likes. Einer wünscht sich Reisebuch von mir. Einfach diese Geschichten, bei denen mir übel mitgespielt wird. Erscheint Ende Juni im Picus Verlag. Heißt „Falsch reisen, Alle machen es, 100 Geschichten“.

Ort

Tipp

Brillenfressendes Meer: Vila do Farol, Praia Santa Maria, Strandpromenade bei Santa Maria, Ilhado Sal, Cabo Verde.


www.amanshauser.at; Weitere Kolumnen auf: Schaufenster.DiePresse.com/Amanshauser

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