Amanshausers Welt: 369 Costa Rica

(c) Martin Amanshauser
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Kleine Geschichten über große Locations.

Ich bin das erste Mal auf einer Tourismusmesse. Es ist die CATM in San José, auf der sich die Länder Zentralamerikas präsentieren. Sie findet in einer zeltartigen Messehalle statt, weit vom Stadtzentrum. Tolle Lüftungsrohre. Aber mir gefällt bei solchen Veranstaltungen ohnehin immer das Falsche. Hier gibt es Buyer und Seller, so ungeniert offen nennen sie sich auf den Akkreditierungen. Die Buyer, vulgo Reiseveranstalter, kaufen wohl von den Sellern, vulgo lokalen Dienstleistern. Selbst bin ich nichts davon, bei mir steht nur „Press“.

Große Eröffnung. Der Tourismusminister Costa Ricas und diverse Honoratiorinnen und Honoratioren sollen mit kleinen Scheren ein Band zerschneiden. Ihr gemeinsamer Plan, im gleichen Moment loszuschneiden, scheitert. Es folgt ein Zerren und Ziehen, an dessen Ende jeder auf das Stück vom Band in der Hand starrt. Manche haben plötzlich nur mehr ganz kurze Stücke. Das hat bei Alois Mock besser ausgesehen – er hat das aber vor dem Spiegel geübt.

Die Buyer schlendern durch die Stände der Seller, auch viel Press ist unterwegs. Belize verschenkt Chilisauce, Guatemala serviert Kaffee. El Salvador ist unnahbar, aber „impresionante“, Nicaragua professionell, Panama schwarz, Honduras irgendwie lieb und am Rande, Costa Rica groß, elegant. Einen Stadtplan der Hauptstadt, San José, wo wir uns befinden, hat allerdings keiner. Gibt es vielleicht morgen. Die PR-Dame sagt mir das so glückstrahlend, dass ich lachen muss.

Und gibt’s nicht wieder her. Der Minister trägt ein ziemlich langes Stück vom Eröffnungsband herum, als wollte er es nie wieder auslassen. Er ist größer als alle anderen. Kein Zufall! Ich darf das sagen, ich habe einst den libyschen Tourismusminister aus der Nähe gesehen. Auch er war riesig.

Demokratische Systeme schwemmen Riesen nach oben. In Diktaturen ist der Diktator hingegen meist napoleonisch klein, denken wir an Hitler, Stalin, Chávez oder Putin.

Ein Offizieller fragt, ob ich den Minister interviewen will. Ich frage zurück, wie der Minister eigentlich heißt. Er lächelt verlegen und zieht sich zurück. Eine nette PR-Dame läuft auf mich zu – was sei denn nun mein Wunsch? Ich: Der Ministername! Sie lächelt und zögert, Moment, sie müsse ihn googeln, komplizierter Name. Gleich steckt sie mir einen Zettel zu: „Wylhelm von Breymann Barquero.“ So möchte ich auch heißen. Cooler Typ. Na ja, wir kennen ihn nicht. Diktator ist er aber sicher keiner.

Ort

Tourismusmesse CATM. Der Autor war von der Central America Tourism Agency (Cata) und dem Fremdenverkehrsamt Costa Ricas (ICT) eingeladen; Centro de Eventos Pedregal, La Asunción, Belén, San José.

Tipp

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