Amanshausers Welt: 371 Nicaragua

(c) Beigestellt
  • Drucken

Kleine Geschichten über große Locations.

Auf dem Flug nach Managua bekam ich Fieber. Sicher um die 39 Grad. Ich nahm ein fiebersenkendes Mittel. Auf dem Gesundheitsformular kreuzte ich bei der Frage nach „Fieber in den letzten 24 Stunden“ selbstverständlich „No“ an. Ich hielt das für Amanshauser-Stil, überall „No“ anzukreuzen, auf der sicheren Seite zu bleiben, hatte ja auch keine Waffen und Drogen dabei.

Auf dem Airport verblüffte mich die Grenzbehörde, indem sie mich mittels eines Messgeräts für Körperwärme aus der Menge fischte. In einer Hinterkammer wurde ich drei Ärztinnen mit Mundschutz und Handschuhen vorgeführt.
Sie sahen in mir weniger den Patienten als die Gefahrenquelle. 38,5°, Puls 120, Blutdruck 160:90, letztere sind normale Werte angesichts eines drohenden Hospital de los Horrores! Die Anamnese war ein Verhör. Ich wies neben dem Fieber keine Symptomatik auf, keine Übelkeit, keinen Husten. Wieso hatte ich das Fieber verschwiegen? Ob ich ein fiebersenkendes Mittel genommen… No!, unterbrach ich sie entschlossen.

Irgendwann musste ich damit herausrücken, dass ich auf dem Hinflug eine Nacht in Madrid gewesen war, wo jüngst Ebola… verdammt. Die Ärztinnen telefonierten alarmiert herum, organisierten meine Einlieferung. Super Reisegeschichte für Amanshausers Welt, dachte ich, meine Erlebnisse im Krankenhaus Sandinista Heilige Jungfrau Bolívar Revolution Muttergottes in Nicaragua. Nur fand ich es so ungerecht, dass immer ich das ganze Zeug erleben musste.

Stromausfall. Schließlich intervenierte der Reiseveranstalter, die Tourleute, die mich abholten. Sie pressten mich mit dem Versprechen frei, mich in León einem Arzt vorzuführen (nix da, bat ich). Wir hatten keine Ruhe. Der Flughafen rief sie fortan alle zwei Stunden an. Nie hat sich jemand derart leidenschaftlich nach meiner Gesundheit erkundigt.

Im Hotel in León schreckte ich um
4.30 Uhr früh auf, Fieber. Das Licht funktionierte nicht – nirgends. Ich streifte durch die dunklen Gänge, niemand an der Rezeption, ich taumelte auf die Straße. Es war noch dunkel. Ein alter Mann deutete zur nächsten Kreuzung, zu einem riesigen abgeknickten Strommast. In den sei ein Lkw hineingekracht, betrunkener Fahrer, das Stadtzentrum habe seitdem keinen Strom. Ich trottete zu den Arbeitern, stellte mich mit heißem Kopf an die Absperrung und betrachtete im Morgengrauen drei Stunden lang den kunstvollen Austausch des Mastes – das alles ­verdanke ich dir, nicaraguanisches Fieber!

Ort

Heilige Jungfrau. Der Autor war eingeladen vom Fremdenverkehrsamt Nicaraguas (Intur); ­

Hotel La Perla, laperlaleon.com, De Iglesia La Merced 1½ cuadra al norte, León, Nicaragua.

Tipp

www.amanshauser.at;

Weitere Kolumnen auf: Schaufenster.DiePresse.com/Amanshauser

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.