Amanshausers Welt: 382 Thailand

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Kleine Geschichten über große Locations.

Ein seriöser Thai setzt sich zu mir, Geschichteprofessor, erklärt die politische Lage – er ist königstreu – und verrät mir drei echte Geheimtipps: einen Tempel, einen Aussichtsturm und einen Großhandelsshop mit echten Souvenirs, „interesting deals“, der jüngst für Privatpersonen geöffnet habe.

Zum Abschied – er will zum Glück kein Geld – zeichnet er mir die Orte in den Plan, winkt sogar ein Tuk-Tuk herbei und macht mit dem Fahrer einen Thai-Preis für die Tour aus.

Leider bricht das Tuk-Tuk nach einer Weile zusammen, der Fahrer, null Englisch, erklärt Kompliziertes. Zum Glück kommt ein Anzugmann vorbei, Englischsprecher. Die Reparatur würde, übersetzt er, zehn Minuten dauern. Er sei Regierungsbeamter – ah Aus­tria, er kenne Salzburg, war dort mit einer Delegation! Er sieht sich den Zettel mit den Tipps an. „That’s interesting!“ Erstaunlich, dass so ein einfacher Mensch in so einem Großhandelsshop verkehre, keine Souvenirs, dort kaufe er seiner Frau gelegentlich Schmuck, das sei angesichts der Währungsschwankungen in Thailand eine ideale Geldanlage.

Das Tuk-Tuk fährt wieder, ade Regierungsbeamter, ab zum Tempel. Dort spricht mich gleich ein Ex-Mönch an, der jetzt Student ist und als Guide arbeitet. Nein, sage ich, ich will nicht geführt werden. Er akzeptiert, wir kommen trotzdem ins Gespräch. Ich lasse mir die Tipps des Geschichteprofessors verifizieren. Der Student sieht den Plan an und lächelt: „That’s interesting“ – dieser Großhandelsshop, tolle Sache, nichts für ihn, er selbst sei arm, aber ein Freund habe dort Schmuck gekauft und im Ausland mit Gewinn verkauft, doch er bezweifle, ob sie Touristen in solche Läden überhaupt hineinließen.

Nach dem Aussichtsturm will der etwas ignorante Tuk-Tuk-Fahrer – obwohl ich sage, ich muss da bitte nicht hin – die vereinbarte Route bis zur letzten Station erfüllen, setzt mich direkt beim Großhandelsshop ab. Ein amerikanischer Rechtsanwalt spricht mich vor dem Laden an, ein Expat, lebt seit zehn Jahren in Bangkok, und der hat gerade da drin was gekauft, nicht zum ersten Mal, gute Investition.

Daheim google ich den Shop. Scam warning, Betrugsalarm! Dutzende Geschädigte berichten. Figuren wie der Geschichteprofessor, der Tuk-Tuk-Fahrer, der Regierungsbeamte, der Ex-Mönch und der US-Rechtsanwalt werden mehrfach beschrieben. Sie gehören zum Grundpersonal des berühmten Thai Jewellery Scams.

Ort

Preiswerter Schmuck? Wechselt regelmäßig den Namen: das Premier Sapphire Factory Export Center Co., Ltd., 463/9-12 Look-Luang Road, Bangkok, Thailand.

Tipp

www.amanshauser.at

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