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Herrn Wrehs  Welt: Fließbandarbeit, nicht Heimanlage.
Herrn Wrehs Welt: Fließbandarbeit, nicht Heimanlage.(c) Beigestellt
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Kleine Geschichten über große Locations.

H err Wreh ist ein unaufdringlicher Gastgeber. Der Ausstellungsleiter erklärt mit bescheidenen Worten die erstaunlichste Modellbahnanlage Deutschlands, 900 Quadratmeter groß und noch längst nicht vollendet. Sie bildet Berlin ab. Fast fünf Kilometer Gleisanlage, über vierhundert Züge, 10.000 Autos, 45.000 Bäume, 50.000 Figuren, 120.000 Lichtquellen, und es werden mehr. Digital gesteuert von vierzig Computern und den Steuerungselementen der Software Railware, brausen die Züge durch Tunnel und Bahnhöfe, ICEs rasen, Regionalzüge brausen, S-Bahnen kriechen. Das Grundseminar zum Verständnis von Railware – Wreh hält es selbst – dauert ein bis drei Tage. „Bei uns muss jeder alles können, steuern, einstellen, bauen.“ Seit 2004 läuft die Anlage, in der es jede Viertelstunde Leuchtdioden-„Nacht“ wird, seit 2007 kann man sie im Alexa-Einkaufszentrum bestaunen. Wenn Herr Wreh erzählt, wie die Übersiedlung vonstattenging, klingt er unaufgeregt: „Die Anlage wurde zersägt und wiederaufgebaut.“ Und damit man ihn nicht falsch versteht: „Wir sind keine gemütlichen Eisenbahnspieler, wir haben nicht unser Hobby zum Beruf gemacht“, lächelt er. „Wir betreiben eher Fließbandarbeit, es ist keine Heimanlage, an der ich bastle, spiele und ohne Zeitdruck herumtüftle.“

Zeitdruck? Ja, denn das Team von Herrn Wreh kauft ja keinen Bausatz im Bastlerladen. Die 20 bis 30 Mitarbeiter müssen fotografieren, zeichnen, lasern, herstellen – das alles kostet. Fantasieflächen
wie bei anderen Kleinbahnwelten „von den Alpen bis zur Nordsee“ sind geächtet: „Wir bauen Teile von Berlin originalgetreu nach, es kommt schon auf die Bauzeit an. Im Regierungsviertel dauerten allein die Bürgersteige sieben Monate. Ein Kollege mit Helmkamera ist draußen auf dem Rennrad für uns unterwegs.“ Kanzleramt: Bauzeit elf Monate. Man müsse ja in jedes Büro reingucken, so Wreh, 1200 kleine Lichtquellen korrekt nachbilden. „Manchmal kommen Leute und sagen, Mensch, sogar den Fahrradweg, den ich immer nehme, habt ihr richtig drauf!“

Konzentrierte Millimeterarbeit und die Suche nach originellen Lösungen fördern klarerweise den Sinn für Humor. Auf der winzigen Flughafen-Anzeigetafel sind die Flüge nach Bagdad „annulled“, auf einem Friedhof warten Gespenster und ein düsterer Sensenmann. „Kürzlich hat uns jemand die ,Goldelse‘ der
Siegessäule gestohlen, diese vergoldete Viktoria-Figur. Jetzt steht dort als Zwischenlösung eine kleine Plastikfigur von Miraculix.“

Ort

Modelleisenbahn. LOXX, Mini-Berlin in XXL, drittgrößte digital gesteuerte Kleinbahnanlage der Welt, Alexa-Center, 3. Stock, Grunerstraße 20, Berlin, Deutschland.

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