Amanshausers Welt: 443 Thailand

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Kleine Geschichten über große Locations.

Im Frühling 2015 sollte ich ein Buch abgeben. Wir legten den Familienurlaub so, dass ich vor den letzten Korrekturen zehn Tage Pause hatte. Für die planten wir eine simple Thailand-Reise: Pools, Strand, ein bisschen Stadt.

Leider änderte sich nach der Buchung der Abgabetermin zu meinen Ungunsten – er wurde von Anfang Mai auf Anfang März vorverlegt, wodurch das Korrektur-Finale mit dem Urlaub zusammenfiel. Ich musste nun in Thailand durcharbeiten. Meine Freundin akzeptierte den neuen Zeitplan, wenn ich versprach, als Ausgleich die nächste Reise zu bezahlen. Zudem erstreckte sich der Urlaub zwei Tage über meine Deadline hinaus. Wir wollten an ihnen die Abgabe feiern.

Täglich arbeitete ich von neun Uhr morgens bis drei oder halb vier in der Früh. Unser soziales Event war das Frühstücksbuffet. Dorthin begleitete ich die Familie, wir aßen Phat Thai, Tom Yam mit und ohne Gung und Nudelsuppen mit Kutteleinlage, wodurch ich in Berührung mit der Destination kam. Dann setzte ich mich vor den Computer, der sich im Lauf des Tages so stark erhitzte, dass ich Angst hatte, er würde sich, wenn ich kurz wegsah, in einen der Pools stürzen. Ich saß nämlich oft am Pool. Die Kinder „sahen“ mich dadurch viel, umgekehrt hätten sie jedoch problemlos vor meinen Augen ertrinken können.

Ich trank literweise ungesüßten Grüntee aus dem Seven-Eleven-Supermarkt am Eck. Die Angestellten lachten schon jedesmal, wenn ich kam. Sie hielten mich für einen Süchtigen. Am Abgabetag war der Text fertig. Also halt fast. Da erhielt ich von meiner Verlegerin ein Mail: Ich durfte die Abgabe, wenn ich wollte, noch einmal zwei Tage hinausschieben.

Es fiel mir schwer, meiner Freundin die Situation beizubringen. Aber letztlich akzeptierte sie. Uns blieb damit noch exakt ein Urlaubstag. Er würde am Dienstag um 9 Uhr MESZ beginnen. Und ich wurde wirklich fertig. Also fast halt. Um 8.55 Uhr MESZ mailte meine Verlegerin: Good news, sie könne mir noch zwei Stunden gewähren, bis Punkt 11 Uhr MESZ. Ich dankte ihr und öffnete nachdenklich die letzte Flasche Grüntee. In diesem Moment stürmte meine Freundin mit zwei eiskalten Tiger-Bier ins Zimmer: „Abgabe, Gratulation!“ Mit belegter Stimme sagte ich: „Äääh, da ist noch eine kleine Sache, allerdings sehr positiv.“ „Äääh, bist du nicht fertig?“ „Doch. Also halt fast. Die geben mir noch eine Stunde. Hm, genau genommen zwei Stunden.“ Diesmal fiel die Reaktion meiner Freundin stärker aus.

Ort

Familienurlaub. Direkt an der Beachfront im Norden der Stadt liegt das Holiday Inn Pattaya, 463/68, 463/99 Pattaya Sai 1 Road, Pattaya, Thailand.

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