Amanshausers Welt: 466 Tschechien

Kinderkapitän.  Auf dem Elb-­Raddampfer ­jederzeit möglich.
Kinderkapitän. Auf dem Elb-­Raddampfer ­jederzeit möglich.(c) Beigestellt
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Kleine Geschichten über große Locations.

Mit Kind nach Königgrätz? Klingt wie der Titel eines historischen Romans, weniger wie die Realität. Aber man steigt einfach auf dem Hauptbahnhof in einen Railjet in Richtung Prag. „Wir sind mit dem Zug von Wien nach Pardubice“, wird der Siebenjährige am Abend in sein Tagebuch schreiben, „mim bus Varen wir Von Pardubice nach KöniGsgretz. Die Fart War Schön.“ Großbuchstaben mitten im Wort – seine Spezialität. Hradec Králové (Burg der Könige), tschechisch für Königgrätz, hat 92.000 Einwohner und wurde vor knapp achthundert Jahren Königsstadt. Die längste Zeit hieß es unumstößlich Königingrätz (weiblich), da es zum Besitz der Königin Elisabeth (Eliška) Richza gehörte, die ihre Mitgiftstadt zum Florieren brachte. Sie gab die Heilig-Geist-Kathedrale in Auftrag, neben der im 16.  Jahrhundert der Weiße Turm entstand. „Wir gehen Nachdem arbendessen auf den Weisenturm und Wir Kinder ham den Elterm den Weg zurüggezeigt“, schreibt der Siebenjährige. Besonders beeindruckt ihn die acht Tonnen schwere Augustin-Glocke, die zuerst 1509 erklang. Er stößt jene Geräusche aus, die seiner Ansicht nach ertönen würden, würde diese Glocke plötzlich runterkrachen und uns zerquetschen. Das weitere Programm fasst er so zusammen: „Wir sind eine sehrlange Schtreke min Farad gefaren, wir sind mit dem Kinder Zug gefaren und Wir sind tramPolin gechprungen.“

In Hradec Králové fließen Elbe und Adler ineinander. Der hölzerne Elbe-­Miniraddampfer Königin Eliška mit der Aufschrift „Vyhlídkové Plavby“, Aussichtsschifffahrt, fährt noch mit Kohle und Feuer. Unter den Brücken stößt der Kapitän ins Horn. Die Kinder gehen ans Steuerrad. „Wir sind Zum tamPfa und ich durfte den dampfer lengen“, schreibt der Siebenjährige, dessen Rechtschreibung, wie mir immer klarer wird, jener des 16.  Jahrhunderts ähnelt. Schade, dass die Schule es ihnen so lang vereinheitlichen wird, bis sie perfekte Lebensläufe für Bewerbungen schreiben.

Der Tag ist voller Attraktionen: „Ich bin mit einer Pferde Kusche gefaren und Ich habe selber ein brot gebagen“, fasst er die Höhepunkte eines Besuchs im Podorlicko-Open-Air-Museum zusammen, das Kulturtechniken vermittelt. Für das Brot benötigen wir: Salz, Kümmel, Anis und Fenchel. Auf Zámek Karlova Koruna (Schloss Karlskron) dürfen sich die Kinder für die Besichtigung sogar verkleiden: „Wir Waren in einem Schlos und Die buBen Waren Dieriter und Die Medchlen waren Die Prinzesinen.“

Ort

Königgrätz ohne Niederlage. Der Autor war Gast von Czech Tourism und ÖBB, Hafen Smetana Kai, Hradec Králové, Tschechien.

Tipp

www.amanshauser.at.

Neues Buch: Martin Amanshauser, „Typisch Welt“, Picus Verlag.

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