Amanshausers Welt: 475 Burma

Eigenheit: In  Mandalay steht drauf, was drin ist.
Eigenheit: In Mandalay steht drauf, was drin ist.(c) Amanshauser
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Kleine Geschichten über große Locations.

Mandalay ist auf den ersten Blick westlicher als alle anderen Städte in Burma. Der Handyshop heißt Mobile Like, er wirbt mit einem nach oben gestreckten Daumen. Die Ersatzteilhandlung für Autos heißt Auto Brother. Die Druckerei heißt (Off Set) in Klammern. Auf Straßenschildern wird für Panasonic Alkaline geworben. ­ Ein Hotel namens Eight Star hat sich selbst acht Sterne verliehen. Ein anderes ein paar Schritte weiter ist dagegen nur mit Hotel & Store beschriftet, es vereint Unterkunft mit Lebensmittelgeschäft. Eine Lampenhandlung heißt Nepturm, das Haarstudio Full House, der Golfshop Hole in one, und dass er ganz winzig ist, beruhigt mich.

Das Logo der Bäckerei Gold Medal Bakery besteht aus einer Goldmedaille mit der Aufschrift Gold Medal. Ein Laden, bei dem ich nicht ausmachen kann, welche Waren er vertreibt – jedenfalls keinen Honig – heißt Wisdom Honey. Auf Plakaten wird für ein Wasser namens Lucky, ein Bier namens Myanmar und einen Extrakt namens Stress Buster Gincan geworben. Und in der 82. Straße von Mandalay liegt das Bistro 82.

Das Bistro 82 spricht in erster Linie Menschen mit westlichem Einkommen an. Chad van Hoek, Co-Besitzer, befremdet die Frage, wieso es ihn gerade nach Burma verschlagen hat: „Naja, weil
es keinen besseren Ort gibt als Mandalay . . . Wohin soll man denn gehen, was bleibt denn noch – Nordkorea?“, lacht er. „Nein, im Ernst. Meine Freundin ist mittlerweile in Zürich – unterrichtet dort. Ist also weg. Ich bin halt immer noch da.“ Was Chad van Hoek alles macht, bleibt mir völlig verborgen, aber seine Geschäfte laufen, nicht nur das recht solide Bistro. Der Import von Lebensmitteln ist für ihn offensichtlich auch eine Art von Entwicklungszusammenarbeit.

Während seiner vier Jahre in Mandalay hat sich nicht nur vieles verändert – „Fast alles hat sich verändert!“ Allein die Anzahl der Autos auf den Straßen multipliziert sich alle paar Monate mit sich selbst. Seine erste SIM-Karte, erzählt Chad, kostete noch 500 Dollar. „Dann kamen die Chinesen und errichteten ein Netz. Schlechte Qualität, und noch teuer. Aber langsam sanken die Preise.“ Die soziale Umwälzung würde sich allein dadurch ergeben, dass die Menschen nun einen Zugang zu Mobiltelefonie erhielten. „Jetzt mischt auch ein norwegischer Anbieter mit, der das Telefonieren leistbar gemacht hat.“

Ort

Westwelt. Der Autor war Gast von Sanctuary Retreats und Windrose Austria. Bistro 42, Mandalay, Burma.

Tipp

www.amanshauser.at

Neues Buch: Martin Amanshauser, „Typisch Welt“, Picus Verlag 2016.

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