Amanshausers Album: Malediven

Die Malediven werden zu einem autoritären Staat umgebaut. Mein Geld kriegen die aber nicht mehr, schreibt unser Kolumnist.

Neben Weißrussland, Venezuela und ein paar anderen Gaunerstaaten gibt es ein äußerst beliebtes Reiseland mit angeschlagenem Ruf: die Malediven. Unsere Lieblingssportler verbringen dort ebenso wie Normalverbraucher mit Überziehungsrahmen ihre Flitterwochen und Traumurlaube.
Ich war 2009 dort, als der erste und bisher einzige demokratisch gewählte Präsident, Mohammed Nasheed, vormals serienverhafteter Amnesty-International-Dauerkunde, überraschend die Präsidentenwahl gegen Diktator Gayoom (30 Jahre im Amt) gewonnen hatte.

Nasheed, Ozeanologe und Journalist, kämpfte für die Beteiligung der Bevölkerung am Tourismus-Reichtum, und er hielt – Stichwort Klimawandel, die Malediven drohen ja zu versinken – vor der Weltpresse eine Regierungssitzung am Meeresgrund ab. 2012 wurde er mit vorgehaltener Pistole zum Amtsverzicht gezwungen und in einem politischen Prozess zu 13 Jahren Haft verurteilt. 2015 rettete Nasheed sich ins Exil nach Großbritannien.

Nachfolger Yameen, Halbbruder von Ex-Diktator Gayoom, transformiert die Malediven seitdem zum Scharia-Staat mit extrem hoher Pro-Kopf-Quote von IS-Kämpfern. Der Commonwealth wurde verlassen, die Todesstrafe soll wieder kommen – und Saudiarabien investiert verstärkt in Infrastruktur. Vergangene Woche recherchierte die „New York Times“, dass die Einwohner des Faafu-Atolls um ihre Zwangsumsiedlung fürchten, da Saudiarabiens König, Salman, dort offenbar ein Zehn-Milliarden-Dollar-Investment tätigt. Atoll-Leasing oder gar kompletter Verkauf? Yameen änderte jedenfalls jüngst die Gesetze, um Ausländern Landerwerb möglich zu machen. Klar wird alles dementiert.

Auch der Westen macht gern Geschäfte mit dieser Bande. 2016 waren die Malediven trotz ihres autoritären Schwenks sogar das „Gastland“ der deutschen Tourismusmesse ITB, fast so, als wäre Nordkorea das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Für den „Präsidenten“ Yameen läuft alles glatt. Aber wir, die potentiellen Touristen, müssen nicht mitspielen. Es gibt Trauminseln mit weniger dreckiger Politik. Mein Geld kriegen diese Herren nicht.

www.amanshauser.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.