Amanshausers Album: 11. Keycards, Ausgeburt der Hölle

Sicherheit. Mit immer mehr Securitymaßnahmen muss die Hotellerie auf digitale Angriffe  reagieren. Ein Thema zumindest lässt sich traditionell lösen: mechanische Schlüssel für die Zimmer.
Sicherheit. Mit immer mehr Securitymaßnahmen muss die Hotellerie auf digitale Angriffe reagieren. Ein Thema zumindest lässt sich traditionell lösen: mechanische Schlüssel für die Zimmer.(c) Clemens Fabry
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Und wieso wollen die Hotels immer Kreditkartendaten als „Kaution“?

Ich kenne nur einen Vorteil der Hotel-Keycard: Sie passt in die Geldbörse. Nachteil: Sie funktioniert oft nicht. Verschmutzt, alt, kaputt? Egal, die Rezeption programmiert eh eine neue, und die geht wieder nicht. In solchen Momenten bin ich suizidal. Zudem laufen Keycards allgemein zur Auscheckzeit aus. Oft hat man aber Verspätung, einen Tag angehängt, ein Late-Check-out. Irgendwas hat man ja immer. So trappelt man hängenden Kopfes nach unten. Man trauert der Hotelwelt des 20. Jahrhunderts nach, in der es Schlüssel gab. Was spricht denn gegen mechanische Schlüssel? Waren total effizient. Verschwanden deutlich seltener.

Jüngst las man wieder, wie oft Keycards von Hackern geknackt werden, sowohl jene mit Magnetstreifen – Europas größte Hacker-Organisation, der Chaos Computer Club, verwies mehrfach auf „keycard duplicators“ – als auch solche mit „radio-frequency identification“: Funk-Chipkarten können bei unsachgemäßer Abschirmung abgelesen werden. Behörden und Geheimdienste verschaffen sich im Notfall sowieso Zutritt in Hotelzimmer, ganz ohne bei der Rezeption zu betteln. Trotzdem bezeichnet jeder Systembetreiber gerade sein  System als upgedatet, „vollständig sicher“. Schwindlig wird einem, glaubt man der Wiener Cybersicherheitsfirma
Radar Services – und warum sollte man nicht? –, die auf den niedrigen IT-Sicherheitsstandard in Hotels hinweist. „Derzeit sind alle im Fokus der Cyberangreifer“, sagt deren Chefstratege Christian Polster. InterContinental-Hotels gaben gerade offen Tausende Hackerangriffe auf die Kreditkarteninfos ihrer Kunden zu.

Polsters Team empfiehlt „ständige Überwachung aller Einfallstore für Schadstoffware“, „kontinuierliche Schwachstellenanalyse“, „laufende Analyse und Korrelation von Logs der Systeme“. Ja, super. So bleibt unsere Wirtschaft in Schwung, Herr Polster, und Sie auch! Ich empfehle hingegen andere Maßnahmen: die Abschaffung der Hotelunsitte, meine Kreditkartendaten beim Einchecken für die Abzweigung einer Zwangskaution zu verwenden. Und ich empfehle Schlüssel statt Keycards.

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