Reisetrends: Getauschte Nächte, gesuchte Kälte

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Schlafen in Zelten, die in Bäumen hängen? Geld für eine Weltreise erschnorren? Einmal im Leben die Antarktis besuchen? Neun Trends aus der wunderbaren Welt des Reisens.

Stilvoll unter freiem Himmel

Dass Campen schon seit Längerem eine neue Wertigkeit erfährt, lässt sich nicht zuletzt an den vielen schön gestalteten Gegenständen erkennen, die für diese Art von Aktivität in Produktion gehen. Vom rückstandslos abbaubaren Ökogeschirr aus Bambus im coolen Design bis zu Lounge-Möbeln für den Campingplatz  umfasst das Angebot fast mehr, als das Herz begehrt. Zum Einsatz kommen solche Objekte dann zum Beispiel im slowenischen Bled, wo im abgeschiedenen Teil des Campingplatzes, in unmittelbarer Nähe des Sees, nun Zelte aus unbehandeltem Lärchenholz stehen. Noch uriger sind die bewohnbaren Weinfässer auf dem Areal der Therme Ptuj im Südosten Sloweniens (sava-hotels-resorts.com).

Als Glamping vermarkten sich mittlerweile kreative Unterkünfte aller Art: Baumhäuser in Slowenien (raduha.com), Zirkuswagen an der Ostsee (mecklenburg-vorpommern.eu), Tipis in Tschechien oder an der Algarve (zigeunerwagenferien.com, tipialgarve.com), mongolische Jurten an der britischen Küste (koatreecamp.com).

Noch mit etwas weniger Komfort ausgestattet, dafür aber umso außergewöhnlicher ist das „Tree Camping“ – Übernachten in Zelten, die in den Bäumen hängen, zum Beispiel in Deutschland. (waldseilgarten-hoellschlucht.de)

Weiße Welten

Wer Unendlichkeit, Reinheit, Unberührtheit sucht, reist in die Antarktis, eines der letzten Rückzugsgebiete dieser Erde. Größer als der europäische Kontinent, hat die extremste Landschaft der Erde niemals Ausbeutung durch den Menschen erfahren. Eiswüste, majestätische Gletscher, gleißendes Licht – der weiße Kontinent ist ein Phänomen, eine einzige Ansammlung von Superlativen. Die Region ist 50 Millionen km2 groß, der Großteil davon besteht aus Wasser. Die nächstgelegenen Fleckchen Erde sind von hier aus gesehen Feuerland an der Südspitze von Südamerika, Kap Agulhas in Südafrika oder die Inseln Tasmanien und Neuseeland.

Das Magazin und Internetportal Polarnews.ch berichtet nicht nur über Themen, die mit Arktis und Antarktis in Verbindung stehen, sondern empfiehlt auch ausgewählte Expeditionen mit wissenschaftlich fundierten Vorträgen und familiärer Atmosphäre. Expeditionen in die Antarktis gehören bei Hapag-Lloyd, Hurtigruten und Ikarus-Reisen (ikarus.com)zu den Topsellern. Ganz vorn die 16-tägige Kreuzfahrt auf der MS Ortelius zu den Kaiserpinguinen im Weddell-Meer. Einen Überblick über alle Antarktis-Reiseveranstalter verschafft antarktisreisen.net.

Wohnen statt Absteigen und neue City-Hotels

Die Frage nach dem „Wo schlafen?“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der richtige Ort ist Anker und Lebens-qualität zugleich und schafft einen Rahmen für
Begegnungen. Ein Paradebeispiel für einen solchen Ort eröffnete unlängst in Wien, das Magdas-Hotel der Caritas in Wien Leopoldstadt, ein lässig designtes Haus, in dem Menschen aus 14 Nationen beschäftigt sind. Schön wär’s, wenn dieses Modell weltweit Schule macht: gutes Design, erschwingliche Preise, Asylbewerber als Personal.

Das 2012 in Prag eröffnete Fusion Hotel (fusionhotels.com) verfolgt ein ungewöhnliches Konzept: Es vereint Business People und Backpacker unter einem Dach. Für die einen gibt es das klassische Komfortzimmer, für die anderen Mehrbettzimmer. Begegnungen finden beim Frühstück statt. Die Lage ist unschlagbar, die Atmosphäre lässig.

Von den Wiener Urbanauts (urbanauts.at) stammt das mittlerweile bereits bekannte Konzept für ein Hotel, das keines sein will. Wo einst Nähmaschinen ratterten oder Kunst gefertigt wurde, sind jetzt Stadtnomaden zu Hause. Das Besondere: Der Gast erfährt unmittelbar das „Wiener Leben“ mit allen Annehmlichkeiten und echten Nachbarn. Vergleichbares gibt es auch in anderen Städten.

Luxus, der Bescheidenheit nicht scheut. Luxus, dem
der schöne Schein zu wenig ist. Luxus, der mit einer bestimmten Vorstellung von Privat- und Geborgenheit einhergeht, so definiert sich das neueste Boutique-Hotel von Paris (lareserve-paris.com).

Kunst findet Berg – Berg findet Stadt

Orte sind in Zukunft nur mehr sekundäres Ziel einer Reise. Um im weltweiten Wettbewerb weiter zu bestehen, müssten sie sich „etwas einfallen lassen“, stand 2014 im Tourismusreport des Zukunftsinstituts zu lesen. Genau das passiert gerade in St. Christoph am Arlberg. Dort, wo man einst das Skifahren neu erfunden hat, im Arlberg Hospiz, wird nun auch das Urlaubserlebnis neu definiert.

Im Frühjahr 2016 brechen auf 1800 Metern Höhe neue Zeiten an. Dann wird die neue, 160 Quadratmeter große, unterirdische Kunsthalle eröffnet sein, die nach außen hin nur als schwungvolle Welle in Erscheinung tritt. Gästen des Arlberg Hospiz wird es vom Hotelzimmer aus möglich sein, trockenen Fußes in den Konzertsaal zu gelangen – um zum Beispiel die Wiener Philharmoniker zu hören. Oder vom Spa nach der Massage schnell einmal in eine Ausstellung in der neuen Galerie zu huschen, um in die Welt zeitgenössischer Kunstproduktion einzutauchen – auch das ist möglich. Finanziert wird das Projekt über den Bau von zwei Chalets mit Appartements, die zum Verkauf freigegeben sind (arlberghospiz.at).

Szenenwechsel: In Kopenhagen wird die Müllver-brennungsanlage Amager Bakke künftig zum neuen Markenzeichen der Stadt. Die Anlage wird ab 2017 nicht nur 160.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen, sondern auf dem Dach in 85 Metern Höhe zum Skifahren einladen. Neben dem Pistenspaß wird den flachland-geplagten Dänen auch die Möglichkeit zum Klettern, Wandern und Laufen hoch über den Dächern der Stadt geboten.
(visitcopenhagen.com)

Höhenrausch

Gipfel ermöglichen den großen Überblick, Höhenluft beflügelt das Denken – vielleicht ist das mit ein Grund, warum die Berge so boomen. Die Alpinschule Innsbruck (asi-reisen.de) hat gleich 23 geführte Trekkingreisen in
Tansania, Nepal und Peru im Programm. Sie werden nach dem Bausteinprinzip zusammengestellt und schon ab zwei Personen mit privatem Guide und Gepäckstransport durchgeführt. „Im Bann von Manaslu und Shishapangma“ nennt sich z. B. ein Lodge-Trekking mit neun Wanderungen in Höhen über 4000 m (Schwierigkeitsgrad vier) über schmale, einfache Pfade in der Region Langtang, wo die Heiligen Seen von Gosainkund liegen.

„Sikkim und sein 8000er“ betitelt Weltweitwandern (weltweitwandern.at) ein siebentägiges Zelt-Trekking im einstigen Königreich Sikkim, mit „Blickkontakt“ zum dritthöchsten Berg der Welt, dem Kangchendzönga (8586 m).

Auch Biken in Höhenlagen ist sehr gefragt. 47 Angebote für Mountainbiker hat der deutsche DAV Summit Club (dav-summit-club.de) ausgetüftelt – von Bike-Tagen für junge Mütter im Bayrischen Wald über die Durchquerung von Peru in 19 Tagen und die Transhimalaja-Tour (15 Fahrtage, 1000 Kilometer, 10.000 Höhenmeter).

Nachhaltiges Reisen

Dass Menschen, die Fair-Trade-Produkte im Supermarkt kaufen, auch faires Reisen bevorzugen, erscheint logisch. Dabei stellt der Brückenschlag zwischen Engagement und Komfort, Ökologie und Design-Anspruch eine ziemliche Herausforderung dar. Doch es gibt Best-Practice-Modelle: etwa das Hotel Gasthof Post in Lech. Hier engagiert sich die Unternehmerfamilie für ein Spitalsprojekt in Nepal, Gäste können einen Beitrag leisten, ohne jedoch dazu aufgefordert zu werden (postlech.co). Im Hotel Hochschober auf der Turracher Höhe gibt es die Mitarbeiterakademie, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern bei Studienreisen auch das Miteinander fördert und mit dem Nachhaltigkeitspreis Trigos Kärnten ausgezeichnet wurde (hochschober.com).

Das Jane Goodall-Institut Austria (janegoodall.at) betreibt in Uganda eine Lodge, deren Einnahmen zu einem Teil für den Schutz der bedrohten Schimpansen und ihres Lebensraums verwendet werden. Da Reisen immer auch mit Neugier und Weltoffenheit zu tun hat, können neue, zukunftsweisende Ideen sich durchaus auch als touristisches Zugpferd erweisen (respect.at).

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