Thanda Island: Einsam unter Palmen

Üppig. Der Vegetation auf Thanda wurde mit 200 Palmen nachgeholfen.
Üppig. Der Vegetation auf Thanda wurde mit 200 Palmen nachgeholfen.(c) Christina Lechner
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Auf der Privatinsel des Milliardärs Dan Olofsson vor der Küste Tansanias, kann man sich – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – einmieten.

Sonnencreme, ein unerschöpflicher Vorrat an Büchern und Wifi. Vielleicht doch lieber ein Floß, einen Fernseher und ein gemütliches Bett? Die Frage, welche drei Dinge man auf eine einsame Insel mitnehmen würde, hat wohl jeder schon mindestens einmal gedanklich durchgespielt. Wer auf Thanda Island Urlaub macht, muss sich darüber jedoch weniger Gedanken machen. Einsam ist sie zwar, wie Robinson Crusoe wird man sich jedoch mit Sicherheit nicht fühlen. Die Privatinsel des schwedischen Investoren- und Philanthropenpaares Christin und Dan Olofsson hat alles, was Milliardäre eben so zufriedenstellt. Ein Floß gibt es zwar (noch) nicht, dafür stehen einige Boote vor Anker.

Um das private Luxusrefugium der Olofssons auf Google Maps zu finden, muss man den Zoom-Knopf schon einige Male anklicken. Das acht Hektar große Eiland liegt vor der Küste Tansanias in der Nähe von Mafia Island, südlich von Sansibar im Meeresschutzgebiet Shungi Mbili Island Marine Reserve. Was sich anfühlt wie das Ende der Welt, ist von Sansibar aus mit zwei Inlandsflügen über Daressalam zu erreichen. Komfortabler kann man mittels Charter- oder Helikopterflug anreisen. Und wer sich die Pauschale von 10.000 Dollar pro Nacht für zehn Personen leisten kann, der wird wohl auch eher diese Möglichkeiten wählen. Belohnt wird man für die lange Reise dafür schon kurz vor Ende der 40-minütigen Bootsüberfahrt von Mafia Island mit einem überwältigenden Blick auf eine weiße Gebäudeformation, die so gar nicht afrikanisch aussieht. Tatsächlich sind die fünf Bungalows, die über eine riesige Terrasse miteinander verbunden sind, im New-England- Stil gehalten und dem Kennedy-Anwesen in Hyannis Port nachempfunden.

Herrschaftlich und ungezwungen-elegant wirkt es in der tropischen Kulisse und den Blautönen von Meer, Himmel und Infinity-Pool. Ruhig muss man die ersten Eindrücke in dieser Umgebung auf sich wirken lassen. „Polepole“, also „mach langsam“ auf Swahili, sind dann auch schon die ersten Worte von Mitarbeiter David, der die Gäste mit Cocktails begrüßt.

(c) Christina Lechner

Must-haves. Hospitality-&-Guest-Relations-Managerin Antigone Meda fungiert als Gastgeberin, wenn die Besitzer nicht auf der Insel sind, und zeigt bei einem kleinen Rundgang, was die Insel zu bieten hat. Neben einem gläsernen Infinity-Pool wären da auch noch ein Fitnessstudio, ein Tenniscourt, ein Panic Room, ein riesiges Aquarium und ein weißer Steinway-Flügel für musikalische Gäste. Es scheint, als hätten die Olofssons eine regelrechte Must-have-Liste für ihre Neuerwerbung abgearbeitet. „Eigentlich wollten sie nur sechs Wochen im Jahr kommen, doch sie kommen viel öfter. Es ist ihr Baby und sie haben ständig neue Ideen“, berichtet Meda. Ursprünglich war Thanda Island als privater Rückzugsort für die Familie samt drei Kindern und acht Enkelkindern gedacht. Doch die tansanische Regierung hat die Insel nur unter der Bedingung verkauft, dass zum Tourismus im Land und zum marinen Tierschutz beigetragen wird. Ein privates Ferienhaus wurde es dann doch irgendwie. Eingerichtet hat das Paar die Zimmer selbst, Brettspiele finden sich im Wohnzimmer und die Hemingway-Sammlung des Hausherrn steht in der Bibliothek. Eine Rezeption oder eine Minibar wie in Hotels oder Resorts sucht man hier selbstredend vergeblich.

Nach der Soft-Opening-Phase kommen Ende November die ersten zahlenden Gäste, reserviert haben diese für das exklusive Erlebnis schon Monate im Voraus. Schließlich sind Christin und Dan Olofsson in Sachen Tourismus keine Neulinge. 2004 haben sie in Südafrika das Thanda Safari Privat Game Reserve eröffnet, das Mitglied der Leading Hotels of the World ist und mehrfach in Folge als World’s Leading Luxury Lodge ausgezeichnet wurde.

Hinter den Kulissen. Die Perfektion liegt im Detail, doch damit haben Antigone Meda und Inselchef und Lebensgefährte Oscar Bertozzi Pucci, die zuvor in der kenianischen Serengeti eine Lodge betrieben haben, alle Hände voll zu tun. Das fängt schon bei der Gartengestaltung an: 400 Palmen wurden mit Dhaus, den traditionellen Holzschiffen der Einheimischen, auf die Insel gebracht und dort für ein noch tropischeres Flair angepflanzt. Auch die Wartung des nachhaltigen Tourismusprojekts, etwa der Solarpanele, der Wasserspeichertanks oder des Pools, der ohne Chlor auskommt, sorgen für einen Job ohne 9-to-5-Arbeitszeiten. Arbeiten, wo andere Urlaub machen, erhält in einem Paradies wie diesem nochmals eine ganz andere Bedeutung.

Willkommen. Antingone Meda und Oscar Bertozzi Pucci fungieren als Gastgeber.
Willkommen. Antingone Meda und Oscar Bertozzi Pucci fungieren als Gastgeber. (c) Christina Lechner

Logistik. Ebenfalls auf die fast tägliche To-do-Liste gehört das Planen der Einkäufe. Die Nachbarinsel Mafia bietet sich aufgrund der Lage zwar an, in der Realität ist das jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. „Manchmal gibt es auf der ganzen Insel keine einzige Karotte“, berichtet Küchenchefin Melissa, die zuvor in einem Bushcamp in Botswana gearbeitet hat. In der Nebensaison gibt es auf Mafia auch Produkte wie etwa Coca-Cola nicht zu kaufen, weil diese nur für Touristen importiert werden. Große Bestellungen wie Getränke werden deshalb alle drei bis sechs Monate erledigt und mittels Container von Daressalam verschifft, frische Produkte kommen mit dem Flieger aus der größten Stadt Tansanias. Den ökologischen Fußabdruck will man in Zukunft mit einem eigenen Gemüse- und Kräutergarten verringern.

Tatsächlich ist das Essen auf der Insel weit besser, als man an so einem abgeschiedenen Ort erwarten würde. Das liegt sicher auch an Inselchef Oscar Bertozzi Pucci. Kochen ist seine Leidenschaft, vor seinem Ausflug in den Busch hatte er eines der besten italienischen Restaurants an Kenias Küste. Auf Thanda hat er es sich mit einem Pizzaofen heimelig gemacht. Dieser wird schon in der Früh angeheizt, um am Abend dann die Pizze al fresco auf die Terrasse oder rund um eine Feuerstelle zu servieren. Wer beim Essen die Augen schließt, wird nur schwer sagen können, ob er sich in einer Pizzeria in Italien befindet oder tatsächlich irgendwo im Indischen Ozean. Neben den italienischen Einflüssen kommen auch Swahili-Gerichte auf die Teller und Hummer darf angesichts der Exklusivität hier sowieso nicht vergessen werden.

Actionreich. Wer befürchtet, dem Inselkoller zu verfallen, findet im daneben liegenden Beach House ein ganzes Arsenal an Wassersport-Equipment. Darunter etwa Paddleboards, Wakeboards oder Jetskis. Mit einem Kajak lässt sich auch die Insel umrunden und aus neuen Perspektiven betrachten. Je nachdem, ob gerade Kusi-Wind (aus Südosten) oder Kaskasi-Wind (Nordosten) bläst, wird der Gang ins Fitnessstudio hinfällig. Die Unterwasserwelt Ostafrikas lässt sich zwar auch direkt von Thanda aus erkunden, die Partnertauchschule Mafia Island Diving auf der Nachbarinsel bietet aber auch Schnorchel- und Tauchexkursionen an. Mit einem Dhau geht es hinaus aufs Meer, wo eine geführte Schnorcheltour tropische Fischschwärme, Hummer und Muränen zutage fördert. Wer Glück hat, begegnet auch Schildkröten, die sogar auf der Privatinsel nisten.

Zeitversetzt. Massentourismus sucht man hier vergeblich. „Mafia ist wie Sansibar vor 15 Jahren. Auf ganz Mafia gibt es so viele Touristen wie in Sansibar in einem Hotel“, erklärt Meda. So gibt es nur ein TV-Gerät auf dem Eiland, das sich im größten der wenigen Hotels befindet. Und auch nur eine asphaltierte Straße, was erklärt, warum Motorradtaxis hier so beliebt sind. Der Ausflug ist ein starker Kontrast zur Luxusinsel, auf der man sich tatsächlich ein bisschen wie in einer fantastischen Blase fühlt. Doch die Einwohner profitieren von der exklusiven Nachbarschaft. So finden regelmäßig Community-Projekte zu Themen wie Ressourcenverbrauch und Meeresschutz statt. In Kooperation mit der Tansania-Meeresschutzbehörde und der NGO Sea Sense wird eine marine Forschung mit Fokus auf Meerestiere wie Schildkröten, aber auch Delfine und Walhaie betrieben. Nach dem Ende des Abstechers auf das private Eiland ist auch die Frage bezüglich der Packliste für eine einsame Insel relativ leicht zu beantworten: schlichtweg ein paar Tage mehr Zeit im Gepäck.

Tipp

Anreise. Gäste erreichen Thanda per Flug nach Daressalam, von wo aus ein Helikoptertransfer in 45 Minuten auf die Insel führt. Alternativ gibt es Linienflüge nach Mafia Island mit einem anschließenden Bootstransfer. (Dauer ca. 1,5 Stunden).

Kosten. Bei maximaler Auslastung (zehn Reisende, bis zu neun Kinder) kostet eine Woche auf der Insel im Jänner und Februar inklusive Flügen ab Deutschland bis Daressalam 7540 Euro pro Person.

Wetter. Die Insel liegt in einem malariafreien Gebiet und hat ganzjährig Saison. Von April bis Mai und im November kann es zu stärkeren Regenfällen kommen.

Buchbar. Der Veranstalter Abendsonne Afrika hat die exklusive Luxusinsel im Portfolio. www.abendsonneafrika.de

Compliance-Hinweis: Die Autorin reiste auf Einladung von Abendsonne Afrika.

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