Bangkok: Das harte Leben soll warten

Das Peninsula in Bangkok, von der hoteleigenen Barke aus gesehen, die auch für Ausflüge zur Verfügung steht.
Das Peninsula in Bangkok, von der hoteleigenen Barke aus gesehen, die auch für Ausflüge zur Verfügung steht.(c) Bettina Steiner
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Das Peninsula in Bangkok und das Amanpuri in Phuket bieten dem Besucher ein Parallel-Thailand: Wenn es nach den Managern geht, muss man gar nicht erst einen Fuß vor die Tür der Anlagen setzen.

Und dann ist man den ganzen Tag durch Bangkok gestreunt, ist Schlaglöchern ausgewichen und über kaputte Bordsteinkanten gestolpert, hat Wolken von Abgasen eingeatmet und sich durch Menschenmassen gedrängt, an Garküchen und Kolonnen von Tuk-Tuks vorbei. Jeder Versuch, Bangkok zu erfassen, ist gescheitert. Diese Stadt ist einfach zu groß. Jede Maßnahme, die helfen sollte, einigermaßen gepflegt zu erscheinen, war vergeblich: Bei über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent klebt das Leiberl, hängt das Haar in Strähnen, und noch der letzte Rest an Wimperntusche ist zerronnen. Laut, bunt, geruchsintensiv, schön und hässlich ist dieses Bangkok, wo keine zehn Minuten vom berühmten Smaragdbuddha entfernt die Menschen in engen Zimmern leben, kaputte Kinderfahrräder in der Gasse liegen und ein Kiosk bunte Devotionalien verkauft. Bangkok riecht nach Öl und Limonengras, nach Koriander und Schweiß. Und dann kommt man zurück ins Peninsula.

Die hoteleigene Barke

Das heißt: Zunächst einmal betritt man die Außenstelle des Fünf-Sterne-Hotels: Das Peninsula hat nämlich seinen eigenen Pier, der Hotelgäste aufnimmt, die von Sky Train oder Expressbooten am Saphan Taksin ausgespuckt werden. Was immer Sie heute erlebt haben – jetzt sind Sie in Sicherheit. Ein rostrot uniformierter Angestellter des Hotels wird Sie in Empfang nehmen, er wird eine Barke für Sie rufen, und Sie informieren, wenn sie eingetroffen ist. Ein anderer wird dafür sorgen, dass Sie beim Einsteigen nicht stolpern. Sie werden über den Chao Phraya übersetzen – und auf der anderen Seite von Personal empfangen, das Sie auf die tückische Stufe am Steg hinweist und Ihnen ein feuchtes, kühles Tuch reicht.

Das Peninsula ist ein Ort der Ruhe und Ordnung in Bangkok. Hier bleibt nichts dem Zufall überlassen, auch nicht der Blick vom Hotelzimmer aus: Von jedem einzelnen Zimmer aus – da hat sich der Architekt etwas einfallen lassen – blickt man direkt auf den träge dahinfließenden Strom, auf dem Frachter, Ausflugsschiffe, Fähren, Longtail-Boote und die Barken diverser Hotels unterwegs sind.

Klangschalen und Sticky Rice

Die Herrin über diese Oase der Ruhe und der Ordnung heißt Patty Lerdwittayaskul. Ihre Eltern stammen aus China, und als sie sich einen thailändischen Namen gaben, wie das viele Chinesen in Thailand tun, wählten sie einen, der übersetzt so viel bedeutet wie: „die mit Intelligenz ausgezeichnet sind“. Wenn es nach Patty Lerdwittayaskul geht, soll der Besucher des Peninsula gar nicht mehr hinausmüssen ins große weite Bangkok. Das Peninsula soll wie ein Resort funktionieren, in dem für Speis, Trank und Unterhaltung rund um die Uhr gesorgt wird. Und wer dem riesigen liegenden Buddha schon 120Münzen geopfert hat, den Porzellantempel von Wat Arun bestiegen hat, der kann natürlich auch einfach nutzen, was das Hotel an Annehmlichkeiten bereithält: etwa den Pool mit Flussblick, 80 Meter lang. Oder das Spa, in dem nicht nur Beauty-Treatments und Massagen angeboten werden, sondern hin und wieder auch spezielle Therapien etwa von Dr. Buathon, die mit ihren Klangschalen von Luxushotel zu Luxushotel reist und die Teilnehmer ihrer Workshops lehrt, ihrem Herz zuzulachen. Es gibt Ausflüge mit der Barke, Yoga im nahe gelegenen Tempel – und Kochkurse, in denen Siriporn Boulong mit uns Papayasalat zubereitet oder Sticky Rice, eine Süßspeise, die man in Thailand an jeder Straßenecke erwerben kann und die eine Menge Kokosmilch enthält. Ob wir es scharf wollen, fragt sie, bevor sie die Suppe würzt. Wir schütteln den Kopf. Das Ergebnis: Sie muss einer Kollegin das Abschmecken überlassen. Mit mild kennt sie sich nicht aus. Wer es gern mild essen will, der geht im Peninsula eben zum Chinesen. Dort kocht man kantonesisch.

Friedvoller Ort

Wem das noch nicht genug Luxus und Ruhe ist, steigt in den Flieger: Das Amanpuri ist nur einen circa eineinhalbstündigen Flug und eine 30-minütige Taxifahrt vom Peninsula entfernt – es liegt im Westen Phukets auf einer kleinen Halbinsel, eine wahrlich sehr geschickt gewählte Lage: Die Pavillons und Villen verteilen sich auf dem sanft hügeligen Areal einer ehemaligen Kokosplantage, viele bieten einen spektakulären Blick auf die türkisblaue Andamanensee. Amanpuri bedeutet übersetzt „friedvoller Ort“, und die Zimmerpreise beginnen bei 700 Dollar pro Tag. Für die Nebensaison. Für einen Pavillon, der neben der hoteleigenen Straße liegt, deshalb gehe man mit dem Preis so weit herunter, wird uns erklärt. Am anderen Ende der Skala: eine Villa mit neun Schlafzimmern und eigenem Pool, Multimediapavillon, zahlreichen Terrassen und eigenem Hauspersonal: rund um Weihnachten für 29.500 pro Tag.

Für die Ästhetik des Amanpuri ist der Architekt Ed Tuttle verantwortlich: viel Teakholz, viel Glas, Pavillons mit spitzen Dächern im Thaidesign, manche geschlossen, manche offen, dazwischen Stein. Pomp sucht man hier vergeblich, man setzt lieber auf Understatement. Da glänzt nichts golden, da baumeln keine Kordeln, dafür weiß man, geschickt die Natur einzubinden. Der Blick von der Lobby in Richtung Meer bei Sonnenuntergang etwa ist perfekt inszeniert. Hier die Palmen, dort die wohlgesetzten Lichter, das alles rund um einen mitternachtsblau gekachelten Pool. Raffinierter geht es nicht. Dass der Architekt selbst eine der Villen sein Eigen nennt und sich auch gern hier aufhält – kein Zufall.

Privatsphäre ist garantiert

Die 44 Villen sind allesamt in Privatbesitz – ab einem zweistelligen Millionenbetrag ist man dabei – und werden vermietet, wenn die Eigner nicht vor Ort sind. Oft an prominente Gäste: Im Amanpuri urlaubten Brad Pitt und Angelina Jolie mit ihren Kindern, Lindsey Lohan hat dem Resort einen Besuch abgestattet, Naomi Campbell auch – es braucht nicht einmal viel Glück, und man teilt sich den Strand mit einem berühmten japanischen Designer. Das liegt wohl auch daran, dass hier Privatsphäre garantiert ist: Die Grundstücke sind so großzügig angelegt, das Areal ist so weitläufig, dass das Amanpuri eine ganze Flotte an Elektrofahrzeugen beherbergt. Sie bringen die Gäste von A nach B, kurzer Anruf genügt.

Sie haben im Amanpuri noch weniger Grund als im Peninsula, einen Fuß vor die Anlage zu setzen. Zum einen bietet das nahe gelegene Batong nichts, was Thailand-Reisende nicht schon oft gesehen hätten: Ein Massagesalon reiht sich an den nächsten, hier werden Kokosnüsse verkauft, dort wirbt ein Strandrestaurant mit farbenprächtigen Bildern für seine Speisen, und dazwischen werden bunte Tücher feilgeboten. Der Ort selbst ist reizlos.

Pilates und Thaiboxen

Zum anderen bietet das Amanpuri der Abwechslung halber mehrere Bars und Restaurants – darunter ein Japaner, ein Thailänder und ein Italiener – und Aktivitäten rund um die Uhr: Ausflüge zu nahen Inseln mit einer Holzjacht etwa. Ein Barbecue am Strand. Filmabende mit Klassikern aus den 1940er- und 1950er-Jahren. Pilates und Yoga, Thaiboxen und Zirkeltraining, Stressabbau und Tenniskurse. Wer mag, kann sich sein eigenes, urlaubsfüllendes Wellnessprogramm zusammenstellen lassen, wahlweise mit Schwerpunkt Diät oder Fitness, Entspannung oder Detox.

Man kann aber freilich auch nur am gar nicht so vollen Strand liegen (die meisten Gäste ziehen den Privatpool ohnehin vor): Die Pansea-Bucht liegt idyllisch zwischen Palmen, das Wasser glitzert türkisblau, und wer ein Nickerchen macht, dem rücken umsichtige Helfer den Schirm zurecht, auf dass die wandernde Sonne ihn nicht verbrenne. Ja, auch das ist Luxus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2017)

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