Star Clipper: Volle Segel in Indonesien

Mit dem Segelschiff zu tropischen Inseln und imposanten Vulkanen schippern, aber den Komfort eines größeren Schiffs nicht missen: Star Clippers kreuzt neuerdings zwischen Java, Bali, Lombok.

"Hello, hello! Can we take a photo? Please, photo!" Eine Gruppe von Teenagern begrüßt neugierig die soeben mit dem Tenderboot auf der Insel gelandeten Passagiere der Star Clipper. Nicht die Landgänger sind es, die nach einem Foto fragen, sie sind es, die geknipst werden. Und so posieren die Touristen am Strand von Gili Genteng für die lachenden Mädchen, die sich wiederum genauso für Fotos in Szene setzen und mit im Bild sein wollen. Auch für die Bewohner und zufälligen Gäste auf dem zu Java gehörenden Eiland von Ost-Madura ist der Besuch eine Attraktion. Seit Sommer 2017 bietet Star Clippers mit ihrem Großsegler Star Clipper erstmals auch Reisen in Indonesien an. Für die Reederei und das Team auf dem Schiff ist die Region Neuland, wobei: Zumindest ein Teil der Crew stammt aus der Gegend.

Ein Bad im warmen Regen

Nach dem Begrüßungs-Trara spazieren die Gäste durch das ruhige muslimische Fischerdorf, vorbei an ein paar kleinen Geschäften und Imbissständen, an der Moschee, an Fischerbooten – man grüßt einander freundlich. Der geplante Strandnachmittag fällt allerdings ins Wasser. Ein heftiger Regenschauer zwingt einen Teil der Passagiere zu einem längeren, jedoch ausgesprochen angenehmen Aufenthalt an Land, bei dem in dem winzigen Strandrestaurant unter dem schützenden Dach heimische Küche – Bakso, eine Nudelsuppe mit Fleischbällchen – genossen wird. Einige der Gestrandeten gehen im Regen im warmen Meer schwimmen, von den Einheimischen lächelnd beobachtet, während das Schiff hinter dem Dunst zu verschwinden scheint.

Ein fröhlicher Aufenthalt und nur eine der besonderen Erlebnisse und Begegnungen der Kreuzfahrt. Während der einwöchigen Reise von Benoa auf Bali nach Gili Genteng und Probolinggo in Ost-Java, weiter nach Lovina Beach auf Bali sowie Senggigi Beach und Gili Sudak auf Lombok und wieder zurück nach Benoa stehen Badestopps, Ausflüge und Wanderungen in der tropischen Natur, Tempel und Klöster sowie traditionelle Dörfer auf dem Programm.

 So ein Vulkan verlangt nach Opfern – Blumen, Süßem und hübschen Gaben.
So ein Vulkan verlangt nach Opfern – Blumen, Süßem und hübschen Gaben. Imago

Mutige klettern ins Krähennest

Die Passagiere schätzen das gemächliche Leben an Bord, die angenehme Ruhe und vor allem das Segelerlebnis an sich. Wenn der Anker gelichtet und die Segel gesetzt werden (oder der Motor startet) und das Schiff von Musik begleitet wieder in See sticht, finden sich viele an Deck ein, um das Schauspiel und die Arbeit der Matrosen, des Offiziers und von Kapitän Bruno Borowka zu beobachten. Untertags schwebt so mancher vorn im Bugspriet-Netz über den Wellen oder nutzt eine Gelegenheit, um den Mast hinauf ins Krähennest zu klettern und über den weiten, blauen Ozean zu blicken. Am Abend ist für die einen die Tropical Bar oder die diversen Unterhaltungsprogramme Anlaufpunkt, andere genießen den lauen Wind, das Schaukeln des Schiffs und den Sternenhimmel an einem ruhigen Platz an Deck.

Abgesehen von vielen Fischerbooten und Kähnen sind kaum Schiffe unterwegs. „Habt ihr bisher schon ein anderes Kreuzfahrtschiff gesehen?“, weist Kreuzfahrtdirektor Peter Kissner darauf hin, dass Star Clipper eine von wenigen Reedereien ist, die dieses Gebiet anfahren und zudem die Möglichkeit haben, in Häfen und Orten anzulegen, wo große Schiffe dazu nicht imstande sind. Das Schiff hat auch nur eine Kapazität von rund 170 Passagieren – lange Schlangen für die Ausflüge oder Touristenmassen, die die Fremdenverkehrsorte überschwemmen, gibt es nicht.

Süßigkeiten für den Vulkan

Ein besonderer Ausflug ist auch die Tour in Ostjava. Die Hafen- und Fischerstadt Probolinggo ist Ausgangspunkt der Fahrt mit dem Bus, die später mit Jeeps hinauf in den Bromo-Tenner-Nationalpark weitergeführt wird. Bromo heißt der über 2300 Meter hohe und immer noch aktive, von Schotterebenen, Lavafeldern und schwefeligen Wolken umgebene Vulkan. Einer Legende nach wurde ihm einst ein Kind geopfert, doch heute sind es nur Blumen, Früchte und Süßigkeiten, die in den Krater geworfen werden und mit deren Opferung sich die Erfüllung eines Wunsches erhofft wird.
Das vorletzte Stück zum Krater legen die meisten Besucher auf dem Rücken eines Ponys zurück, zum Schluss warten noch 230 steile Stufen. Am Ziel angelangt, eröffnet sich ein einschüchternder Blick in den rauchenden Schlund sowie auf die weite Berg- und Mondlandschaft.

Die Fahrt zum Nationalpark wird von üppig grüner Natur begleitet. Auf den steilen Terrassen bauen die Bewohner Lauch, Kohl, Tomaten, Mais und weitere Gemüsesorten im Zickzackmuster an. Reis- und Zuckerrohrfelder sowie Mangobäume sind genauso zu sehen wie kleine Bergdörfer mit bunt bemalten Häusern, Mopedfahrer, die diverse Waren über die steilen und kurvigen Straßen transportieren, Familien, die ihre Felder bestellen, Teenager mit Handys, spielende Kinder.

Vulkanisch ist auch Lombok, die immer noch recht ursprüngliche Insel östlich von Bali und östlich der Faunagrenze der „Wallace-Linie“. Ihre Landschaft wird geprägt vom Anbau von Kaffee, Kakao, Erdnüssen, Chili, Baumwolle und Tabak, von Palmen und Bohnen. Ein Fixpunkt bei einem Ausflug ist das Dorf Senaru. Die Bewohner dort, das indigene Sasakvolk, Muslime mit animastischen und hindu-buddhistischen Glaubensvorstellungen, macht 90 Prozent der Bevölkerung aus, die in urtümlichen grasgedeckten Holzhäusern leben. Nach dem musikalischen Empfang mit Trommeln, Gesang und Tanz erhalten die Besucher einen Einblick ins Dorfleben: Wie Kaffee geröstet, Tabak geschnitten oder Reis getrocknet wird, wie frisches Kokoswasser, kleine reife Bananen und Palmzucker schmecken.

Energische Damen erklären

Die lokalen Guides sind hier weiblich. Women Guides nennt sich die Organisation, die eine der Frauen, Sukatni, 1995 im Alter von 15 Jahren gründete. „Es war nicht einfach, und es gab viele Anfeindungen. Trotzdem habe ich mich durchgesetzt und habe Touristen, weiblich und männlich, zum Vulkan Rinjani hinaufgeführt“, erzählt Sukatni. Inzwischen haben sich viele junge Frauen diesem Empowerment-Projekt angeschlossen. „Damit können wir unser eigenes Geld verdienen und unabhängig von Familie und Ehemann sein.“ Mit viel Wissen und großer Freude präsentieren die energischen Damen das Dorf, erläutern die Geheimnisse der örtlichen Botanik, führen die Gäste zum erfrischenden Sedang-Gile-Wasserfall und den Kanal entlang, der das Wasser in die Dörfer und zu den Feldern bringt.

Andere Frauen wiederum verdienen ihr Geld mit dem Webstuhl. In noch sehr jungen Jahren fangen sie an, farbenfrohe Stoffe zu produzieren. Drei Sarongs sollten sie, so will es der Brauch, auf jeden Fall fertigbringen: einen für sich selbst, einen für den Ehemann und einen für die Schwiegermutter. Zu besichtigen gibt es hier zudem die älteste aus Holz gebaute Moschee der Insel und einen neuen buddhistischen Tempel, in dem viele Bewohner aus dem Dorf und der Umgebung auf den Besuch, vielleicht aber noch mehr auf die Unterhaltung durch chinesische Drachentänze warten. Und nicht zuletzt muss man in den Affenwald, in dem neugierige Makaken ebensolche Gäste inspizieren – und fotografiert werden.

Infos

Das Schiff: Der Star Clipper der Reederei Star Clippers Kreuzfahrten ist ein Viermaster mit fünf Rahsegeln. 115,5 Meter Länge, 15 Meter Breite, vier Decks mit 85 Kabinen in fünf Kategorien für maximal 170 Passagiere, 74 Crewmitglieder.

Kreuzfahrtgebiete Indonesien: Singapur–Bali, Bali–Singapur, ab/bis Benoa/Bali, Buchungen und Beratung im Reisebüro und auf www.star-clippers.de.

Badestopps: z. B. Gili Genteng/Madura Gili Sudak, kleine Insel mit feinem, weißem Sandstrand, Schnorcheln, Wasserski und Stand-up-Paddeling, Tauchausflüge, Hotel und Restaurant; Barbecue am Strand Lovina Beach im Norden Balis: schwarze Strände, viele Hotels und Restaurants, Verkaufs- und Souvenirstände, Angebote für Ausflüge, zum Schnorcheln und Einkaufen.

Touren und Ausflüge: z. B. auf Bali: Ulun-Danu-Temple am Bratan See, Kaffeeplantagen und Reisterrassen, Wandern im Barat Nationalpark, Schnorcheln vor Menjangan auf Java, Vulkantour Mount Bromo auf Lombok, Tour zum Dorf Senaru.

Women Guides:www.rinjaniwomen-adventure.com/senaru-panorama-walk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.1.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.