Stowe

Urlaub bei Familie Trapp in Vermont

The Bierhall der Trappfamilie.
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Fotograf Scott Noble verrät uns seine Lieblingsplätze in der heutigen Heimat der Trapp-Familie, im zutiefst amerikanisch gebliebenen Skiresort Stowe in Vermont.

Der Vergleich macht sicher: Jahrelang lebte der amerikanische Fotograf in Deutschland und nutzte diese Zeit, um gemeinsam mit seiner Frau mehr als 40 Skigebiete in den Alpen zu besuchen. Niedergelassen hat er sich dann aber in einem weniger spektakulären, dafür umso entspannteren Skiort in den USA. Und hat dafür keinen Klassiker in den Rocky Mountains gewählt, sondern das international eher weniger bekannte Stowe in Vermont.

Das 4000-Einwohner-Städtchen kann keine Vier- oder auch nur Dreitausender vorweisen, keine spektakulären Sportevents und keine schwarzen Pisten. Der höchste Gipfel im Skigebiet, der Mount Mansfield, ist gerade einmal 1340 Meter hoch. Dennoch zählt Stowe zu den beliebtesten Skidestinationen der US-Ostküste – für all jene, denen es weniger um das Motto „Schneller, höher weiter“ geht.

Denn zum Ausgleich weist das Städtchen ein andere Attraktion auf, für die es seine Anhänger und Einwohner lieben. „Stowe ist eines der ganz wenigen Resorts, das ein echtes, komplettes Städtchen ist“, schwärmt Noble, der heute mit seiner Frau die Green Mountain Fine Art Gallery betreibt. „Die Menschen leben hier, arbeiten hier und fahren hier auch Ski“, beschreibt er den Unterschied zu anderen US-Skiorten, die außerhalb der Saison verwaist sind und nach dem Krieg als Kopien alpiner Skiorte aus dem Boden gestampft wurden. „Ich kenne keinen anderen Wintersportort, der so viel schöne, echte New-England-Architektur aufweisen kann. Allein unsere Kirche, die Stowe Community Church, gehört zu den am meisten fotografierten in den nördlichen USA“, sagt Noble, der sich aktiv für den Erhalt des historischen Stadtkerns einsetzt.

Bei allem Sinn für den historischen Charakter hat sich die Stadt aber konsequent weiter- und in den vergangenen 20 Jahren vom Familienskiort zur Upscale-Destination entwickelt, in der Vier-Sterne-Lodges mit entsprechendem Komfort aufwarten. Darunter auch die Trapp Family Lodge, die die berühmte Salzburger Familie nach ihrer Flucht 1942 als kleine Pension auf einem Teil der alten Gale Farm eröffnete und heute als Viereinhalb-Sterne-Haus samt eigener Brauerei als eines der ersten Häusern am Platz gilt. Auch Noble fühlt sich nach wie vor der Alpenrepublik verbunden: „Unser Favorit während der Jahre in Europa war immer der Arlberg“, betont er. „Und Menschen, denen es in Lech und St. Anton gefällt, werden sicher auch Stowe mögen.“ Welche Orte er ihnen dabei besonders ans Herz legen würde, hat er uns verraten.

Trapp-Bierhall
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Absteigen:

Traditionell. Fast ein Muss für österreichische Gäste ist die Trapp Family Lodge, die sich das Motto „A little of Austria, a lot of Vermont“ auf ihr Wappen geschrieben hat. „Hier gibt es zum einen tolle Ausblicke und Loipen direkt auf dem Gelände“, sagt Noble, „außerdem ist das Haus berühmt für sein gutes Essen und seine Bierhalle.“ Zimmer ab 195 US-Dollar (162 Euro) pro Nacht. www.trappfamily.com

Stylish. Den Fans klarer Linien und moderner Bergarchitektur empfiehlt der Fotograf das Topnotch-Hotel mit Spa. „Das ist ein cooles, stylishes, nicht zu großes Haus mit einem umfangreichen Spa-Bereich“, berichtet er. Das außerdem noch ein eigenes Reiterzentrum beherbergt, in dem sich Ausritte organisieren lassen. Die Preise beginnen bei 159 Dollar/130 Euro pro Zimmer. www.topnotchresort.com

Sportlich. Wer von der Bewegung an der frischen Luft nicht genug bekommen kann, dürfte laut Noble im Stowe Mountain Resort gut aufgehoben sein: „Hier kommt kann man wirklich direkt vom Hotel auf die Piste, außerdem gibt es eine Eislaufbahn.“ Zudem werden rund um das Luxushotel auch Schneeschuhwanderungen und Hundeschlittentouren organisiert. Zimmerpreise: 219 Dollar/180 Euro pro Nacht, www.destinationhotels.com

Abfahren:

Ein Skigebiet der Superlative ist Stowe, zumindest was die Zahlen angeht, nicht. Mit gut 60 Kilometern Piste im 200 Hektar großen Skigebiet Stowe Mountain Resort, einer Gipfelhöhe von 1400 Metern, einer Seilbahn und neun Sesselliften gehört das Gebiet nicht zu den Skiregionen, die auf Rekorde aus sind. Auswahl gibt es trotzdem genug, der Preis für einen Tagesskipass liegt für Erwachsene bei 94 US-Dollar (rund 77 Euro).

Sanft. „Anfängern empfehle ich die Easy Street im Little Spruce“, rät Noble, „das ist eine ebenmäßige, nicht sehr steile Abfahrt, die sich mit einem Vierer-Sessellift erreichen lässt.“

Geschwungen. Fortgeschrittenen legt er den „Perrill Mill at the Gondola“ ans Herz: „Da geht es in der geschlossenen Kabine schön warm hinauf“, lacht er, „und dann eine geschwungene Forststraße hinunter, die immer perfekt gepflegt ist.“

Bucklig. Und wenn es weder warm noch weich, sondern anspruchsvoll sein soll, heißt sein Tipp „Lower Liftline & National“: „Hier gibt es eine feine Buckelpiste, die schön steil, aber nicht furchteinflößend ist“, verspricht der Skifahrer.

Fortgehen:

Wer Après-Ski wie im Ischgler Stil sucht, wird nicht nur in Stowe, sondern auch in vielen anderen US-Skigebieten eher enttäuscht werden. „Wir haben nicht unbedingt ein aufregendes Nachtleben in Stowe“, räumt Noble ein, „sind eher eine sportlich orientierte Stadt, in der die Leute abends müde sind und früh ins Bett gehen.“ An den Wochenenden allerdings sei ein wenig mehr los. „Da gibt's Konzerte im Stowe Performing Arts Center, und manche Pubs haben Live-Musik.“

Ganz vorn mit dabei sind für ihn The Matterhorn und das The Rusty Nail. Ersteres ist eher auf der etwas gediegeneren Barseite zu finden und bietet neben Live-Musik an den Wochenenden auch eine Kombination aus American Food und Sushi. Das Rusty Nail hat im Vorjahr den Besitzer gewechselt, heißt jetzt offiziell Tres Amigos und wartet mit guter mexikanischer Küche auf. Die beliebte Rusty-Nail-Bühne ist aber nach wie vor Teil des gastronomischen Konzepts und wird an den Wochenenden bespielt.

Und wenn es ein Hauch deutscher Bierseligkeit sein muss, empfiehlt Noble The Bierhall auf der Trapp Family Lodge: „Das ist ein großartiger Ort für deutsches Essen, außerdem gibt es dort eine große Auswahl selbst gebrauter Biere.“ www.trappfamily.com, matterhornbar.com, www.tresamigosvt.com

Mehr bewegen:

„Wir haben hier so viele großartige Outdoor-Angebote, da kann ich mich wirklich nicht auf drei beschränken, so leid es mir tut“, lacht der Fotograf. Denn auch abseits des klassischen alpinen Wintersports gibt es in Stowe jede Menge zu tun. „Da sind zum Beispiel die Zip-Line-Rides im Stowe Mountain Resort, die sich wirklich lohnen, oder im Sommer wunderschöne Wanderungen“ (ziprider.com). Sein Favorit ist dabei im Sommer der Pinnacle Trail, „auf dem es absolut spektakuläre Ausblicke gibt“. Außerdem lohnen sich die kurzen Wanderungen zu den Cady- und den Bingham-Fällen. Im Winter seien dagegen die Pferdeschlittenfahrten der Top Notch Lodge (www.topnotchresort.com) und auch die Loipen bei der Trapp Lodge (www.trappfamily.com) zu empfehlen. „Dort gibt es von flach bis hügelig alles, und die Spuren sind immer super gepflegt“, so der Fotograf.

Essen:

Amerikanisch. „Das mit Abstand beste American Comfort Food gibt es im The Whip at the Green Mountain Inn“, schwärmt Noble. Laut offizieller Definition ist „Comfort Food“ etwas, was einen sentimentalen oder nostalgischen Wert für Hungrige hat. Und davon findet sich auf der Karte reichlich – von Maple Buffalo Wild Wings über gehobene Burger aller Art bis zum Warm Butterscotch Bread Pudding – neben internationalen Spezialitäten für die Anhänger des Seelenfutters anderer Länder. greenmountaininn.com

Italienisch. Wenn es nicht amerikanisch sein soll oder darf, dann steht italienische Küche ganz oben auf der Hitliste des Vermonter Fotografen – und zwar sowohl in seiner eher authentischen als auch amerikanisierten Art. „Mein Lieblings-Italiener mit wirklich authentischer italienischer Küche ist die Trattoria la Festa“, empfiehlt Noble. Das gemütlich-rustikale Lokal betreiben mit Antonio, Giancarlo und Patricia drei italienische Kochprofis, die Klassiker wie Ossobuco und Porcini-Risotti servieren, wie man es besser auch nicht in Mailand bekommt. Vor allem Patricias Nachspeisen – von Tartufo über Tiramisu, Budino, Panna Cotta bis Frutta al forno – haben sich außerdem auch als Comfort Food der italienischen Art einen süßen Ruf erarbeitet. www.trattoriastowe.com

Amerikanisch-Italienisch. Wer den Unterschied zwischen italienisch-italienisch und amerikanisch-italienisch kennenlernen möchte, sollte zum Vergleich auch noch ins Pie Casso gehen. „Hier gibt es Pizza und American Style Italian“, so der Fotograf, außerdem auch Musik und eine lange Liste verschiedenster Biere aus dem In- und Ausland. Auf der Karte finden sich nebeneinander Cajun Lime Shrimps, Meatball-Parmesan-Sandwiches, eine Drei-Käse-Calzone und der Black Bean Sweetpotato Burger. www.piecasso.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2018)

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