Fidschis: Blaumachen in der Südsee

Unterbau. Korallengärten bis  knapp unter die Wasseroberfläche.
Unterbau. Korallengärten bis knapp unter die Wasseroberfläche.(c) Mark Snyder
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Mit Hunderten Inseln und einer dicht bewohnten Unterwasserwelt sind
die Fidschis ein Ort zum Träumen, Tauchen – und Campen.

Meeresrauschen light. Sanft und leise, als wollte sie nicht stören, schiebt die Lagune ihre Wellen auf den weißen Sand – fast bis zu den Zehenspitzen. Denn das Bett steht unter Palmen, direkt am Strand. Von oben raschelt Laub im warmen Morgenwind. Nur eine dünne Zeltwand trennt den Schlummernden von der exotischen Natur. Was für ein genialer Inseltraum. Doch er geschieht in Wirklichkeit. Wer es nicht glaubt, muss nur den großen Reißverschluss nach oben ziehen, um zu begreifen: Er befindet sich mitten drin in dieser Traumkulisse, die noch etwas graublau von der Nacht ist, aber ganz real. Eine Bilderbuchansicht.

Dank Jetlag hat man den Sonnenaufgang nicht verschlafen. In diesem Augenblick beginnt er. Hinter dem Zelt färbt sich zuerst der Himmel und die Südsee pink und golden, dann macht die Sonne aus den schwarzen Bergen gegenüber grüne und taucht schließlich die ganze kleine Insel in strahlend klares Morgenlicht. Auf Drawaqa hat der Tag begonnen. Das kleine Eiland, Teil des Yasawa-Archipels im Nordwesten Fidschis, ist bei Einheimischen wie Touristen auch bekannt als Barefoot Manta Island. Warum, wird man gleich wissen. Lärm zerreißt die morgendliche Stille. Lautes Klappern. Jemand schlägt mit Holz auf Holz – Alarm auf Fidschianisch. Laufen. Schreie. „Mantaaas, Mantaaas!“ geht es wie ein Lauffeuer durch das Camp. „Bringt die Schnorchelsachen mit!“, ruft Josh Potier, der Tauchlehrer aus Perth. Schlaftrunken folgt ihm eine Handvoll Gäste und steigt in das Boot. Es fährt zu den Mantarochen, von denen derzeit an die 15 Exemplare in Küstennähe leben. „Die Meerenge zwischen Drawaqas Nordspitze und Naviti Island ist ein Tummelplatz der großen Fische“, erklärt der junge Westaustralier während der superkurzen Fahrt.

Bei günstigen Strömungsverhältnissen sei der Pazifik zwischen den Felsen hier besonders reich an Krill und anderem Plankton. „Für die Riffmantas, die stets in Küstennähe leben und diese Minitierchen lieben, ist der schmale Ozeankanal eine wahre Fressmeile“, erklärt Potier. Bei der ersten Flut am Morgen, so kurz nach sieben, habe man die besten Chancen, sie zu sehen. Das Taucherteam von Bare­foot Manta weiß ziemlich sicher, wann und wo man wen im Wasser treffen kann. Zusammen mit einem Meeresbiologen richtet es derzeit ein kleines Schulungszentrum ein, in dem die Gäste des Resorts viel über die Natur der Fidschis erfahren sollen.

Flugshow unter Wasser. In der Mitte beider Inseln stoppt das Boot. Joshs Kollege Sami springt voraus, taucht auf und zeigt einen großen Daumen. „Auf geht’s“, sagt er, und alle sieben Passagiere folgen ihm ins klare, noch etwas kühle Wasser. Spätestens jetzt sind alle wach – und bereit fürs erste Abenteuer dieses Tages.

Das lässt nicht lange auf sich warten. Aus dem tiefen, dunklen Blau bewegen sich drei flache Schatten direkt auf die Schnorchler zu. Kraftvoll, jedoch ohne Eile, schlagen sie ihre mächtigen Flossen, als seien es Flügel, erinnern an riesige Vögel und zugleich an Kampfjets oder Ufos. Wie mit einem einstudierten Tanz – oder besser einer Flugvorführung – präsentieren sich die schwarz-weißen, sonderbaren Fische. Allein ihr breites Maul, das unablässig auf und zu geht, verdient Respekt, selbst wenn Menschen nicht auf ihrer Speisekarte stehen. Bis zu fünfeinhalb Meter Flossenspannweite und – einschließlich Peitschenschwanz – fünf Meter Länge kann ein Riffmanta erreichen. Doch bereits diese gut drei Meter breiten Exemplare sind aus allernächster Nähe recht beeindruckend. Mit angehaltenem Atem nehmen ihre Beobachter zur Kenntnis, dass die vermeintliche Show der eleganten Schwebeschwimmer offenbar eine interaktive Vorstellung ist.

Landmassen. Hunderte sehr kleine und wenige große Inseln bilden Fidschi.
Landmassen. Hunderte sehr kleine und wenige große Inseln bilden Fidschi.(c) Tourism Fiji

Inzwischen direkt vor und neben ihnen, ändern die Mantas ihre Choreografie, nehmen die Menschen in ihre Mitte und umkreisen sie. Deutlich sieht man ihre Augen, Kiemen und die einrollbaren kleinen Flossen an den Mäulern. Nebeneinander und so plötzlich wie sie vor wenigen Minuten erschienen waren, verschwinden die majestätischen Tiere wieder im blauen Irgendwo.

Gefragte Filmkulissen. Am Mittag geht das Inselhopping weiter nach Kuata Island, vorbei an kinoreifen Südseepanoramen. Jedes Eiland, das das Motorboot passiert, könnte eine Filmkulisse sein. Von dichtem Tropenwuchs bedeckte Berge, nackte Felsen in bizarren Formen, blendend weiße Strände, umrahmt von Palmen und Lagunen – Grün, Türkis und Blau in allen Tönen zwischen Ozean und Himmel. Immergrüne Spitzen von erloschenen Vulkanen, bewachsene Korallenriffe, viele winzig kleine und ein paar große Eilande erheben sich da 2000 Kilometer nördlich von Neuseeland aus dem Pazifik.

Tatsächlich haben nicht wenige Regisseure die westlichen Fidschi-Inseln in ihren Werken verewigt. Robert Zemeckis etwa drehte seine Robinsonade „Cast Away“ („Verschollen“) mit Tom Hanks 2000 auf Monuriki im Mamanuca-Archipel. Die Insel Nanuya Levu im Norden der Yasawa-Kette diente mehreren Verfilmungen des Kitschdramas „Blue Lagoon“ (1949 und 1980) als wirkungsvolles Bühnenbild.

Wirklich großes Kino – und obendrein noch live – erleben alle Passagiere des Yasawa Flyers, ein sportlichen Katamaran, der den Archipel als täglich verkehrende Fähre schnell und bequem mit der Hauptinsel verbindet. Highlight jeder Tour ist die Passage von Kuata und Wayasewa. Auf einem rund zwölf Meter hohen Stein zwischen beiden Inseln wird das Schiff nach alter melanesischer Gepflogenheit begrüßt – von einem Krieger. Hoch oben steht er da in seinem Flatterrock, präsentiert die hölzerne Parade-Waffe, schwingt sie über seinem Kopf und tanzt.


Heute gibt es Kuata nicht nur aus der Ferne zu sehen. Unmittelbar vor den komfortablen Gästezelten legt das kleine Boot an. Beim Ankern hilft ein netter Typ in Jeans und Bula-Shirt. Es ist Nessy Malifa, der Krieger auf dem Felsen. Seine Einladung, ihn beim nächsten Begrüßungsritual zu begleiten, wird begeistert angenommen. Der Rest des Tages dient dazu, Kuata zu erkunden. Bei einer Wanderung hinauf zu seinen Gipfeln sieht man die ganze Bucht und ihre steilen Wände sowie die Nachbareilande Wayasewa und Waya, wo der Berg Batinareba mit 579 Metern als höchster Punkt der Yasawas in den Himmel ragt.

Die schönste Aussicht ist jedoch tatsächlich die vom Schlafzelt aus. Bei offenem Eingang kann man vom Bett aus „Südseekino“ schauen. Durch Palmen über Sand und die Lagune fällt der Blick auf nahe grüne und ferne blaue Inselberge. Dazu viel Himmel und jede Menge Ozean. Pflanzen, frische Luft und Tageslicht bietet auch das Freilichtbadezimmer, in dem man nachts unter Sternen duschen kann. Aber ganz egal, ob man sich in einer noblen Zeltsuite oder einer einfachen Strandhütte einquartiert: Der eigentliche Luxus dieses Landes sind seine tausend Inseln und der Ozean, die tropische Natur und seine liebenswerten Menschen.

Auftritt mit Keule. Am nächsten Morgen steht Nessy mit der Keule vor dem Zelt. Es ist so weit. Bald kommt die Fähre. Wie es sich anfühlt, wenn man dort lebt, wo andere Urlaub machen, soll Nessy auf dem Weg zum Felsen erklären. „Wir sind hier zu Hause, schon deshalb ist der Ort für uns der schönste in der Welt“, meint der 25-Jährige, der mit seiner Familie auf der Nachbarinsel Waya wohnt. „Aber wenn Leute wie du um die ganze Welt fliegen, um Fidschi zu sehen, muss es ja wohl das Paradies sein“. Nun muss er sich beeilen. Das Schiff ist schon zu sehen. Schnell erklimmt er nur mit etwas Bast bekleidet den schroffen Brocken aus Millionen Jahren alter Lava, beeindruckt sein entferntes Publikum mit großen, wilden Gesten und einer imposanten I-wau-Keule und klettert schnell wieder hinunter.

Beim Anblick solcher Szenen fallen einem unwillkürlich Klischees ein, wilde Feste, Kannibalen . . . „Diese Waffe hier wurde immer nur zum Tanzen und für Zeremonien verwendet“, erklärt Nessy leicht verhalten, als könne er die Gedanken seines Gegenübers lesen. Dass seine Urahnen Menschenfleisch gegessen haben sollen, kann sich der Fidschianer selbst kaum vorstellen.

Tatsächlich Angst davor, von der lokalen Bevölkerung verspeist zu werden, hatte seinerzeit William Bligh. Als Kapitän der „Bounty“ von seiner meuternden Mannschaft ausgesetzt, entdeckte der britische Seefahrer 1789 in einer offenen Barkasse als erster Europäer Fidschis Hauptinseln Viti Levu und Vanua Levu sowie die Yasawas. Das Gebiet dazwischen heißt bis heute ihm zu Ehren Bligh Water. Insbesondere die streng geschützte Vatu-I-Ra Passage in diesem Teil der Südsee gehört zu den weltweit besterhaltenen und artenreichsten Stein- und Weichkorallenriffen.

Erforschung von Haien. Großartige Unterwassernatur in kristallklarem Wasser gibt es ebenso in der Nähe von Kuata zu bestaunen. Nicht zuletzt, weil der hier stationierte Meeresbiologe Thomas Vignaud über Haie promoviert hat, liegt der Schwerpunkt sowohl in seiner Forschung als auch bei den Aktivitäten, die das Barefoot Kuata Resort den Gästen anbietet, auf genau diesen Meeresbewohnern.

„Leider wissen die meisten Menschen immer noch viel zu wenig über diese schützenswerten Tiere“, sagt der 32-jährige Franzose, der in Neukaledonien quasi mit Haien aufgewachsen ist. Wer einen Tauchschein hat und keine Angst, dem zeigt Thomas, wie schön und friedlich Bullenhaie sind. Zum Eingewöhnen kann man etwa bei einer Schnorcheltour den kleineren Schwarz- und Weißspitzenriffhaien nahe kommen. In der Lagune lassen die sich manchmal sogar vom Zelt aus beobachten.

Infos

Hin: Via Hongkong oder Brisbane etwa mit Cathay Pacific (www.cathaypacific.com) und Fiji Airways (www.fijiairways.com)

Dort: Zwischen Viti Levu und den Yasawas verkehrt der Yasawa Flyer, www.ssc.com.fj. Oder das Wasserflugzeug von Turtle Airways, www.turtleairways.com

Sein: Naturnahe, komfortable Unterkünfte (Zelte, Hütten) in diversen Kategorien: Barefoot Manta (www.barefootmantafiji.com) und Barefoot Kuata
(www.barefootkuatafiji.com) in den südlichen Yasawa Islands.

Allgemeine Info: www.fiji.travel

Die Reise wurde unterstützt von Cathay Pacific und Tourism Fiji.

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