Salzkammergut: Wenn der Saibling aus is’

Hoch gelegen. Auch auf der Tauplitzalm locken zahlreiche Gastronomen, etwa im ÖAV-Linzerhaus.
Hoch gelegen. Auch auf der Tauplitzalm locken zahlreiche Gastronomen, etwa im ÖAV-Linzerhaus.(c) TVB Ausseerland - Tom Lamm
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Eine Reise von Wirtshaus zu Wirtshaus im Salzkammergut dauert besonders dann etwas länger, wenn’s eh schnürlregnet.

Die interessantesten Sachen stehen nicht immer auf der Speisekarte. Der König Paul steht in seiner engen Küche und rührt mit flinken Händen in der Pfanne, wo sich die Erdäpfelscheiben schnell drehen und mit Butterschmalz, Zwiebeln, Speck und Knoblauch eine innige Beziehung eingehen.

„An Seesaibling, den gibt’s schon lang nimmer“, sagt der Wirt vom Jagdhaus Seewiese ganz hinten am Ufer des Altauseer Sees. Die Saison des berühmtesten und begehrtesten Speisefisches im Ausseerland reicht gerade über den Sommer hinüber. „Eschbohnkoch“ gibt’s heute. Ein altes Holzfällergericht, mit dem die Schwerstarbeiter im Wald früher rasch zu Kräften kamen. Viel Geschmack und viele Kohlenhydrate, verspricht der Paul, der im früheren Leben Servicetechniker des bayerischen Ski-Olympia-Siegers Markus Wasmaier war.

Fischerhütte am Toplitzsee.  Hier spielen Forelle und Saibling die Hauptrollen.
Fischerhütte am Toplitzsee. Hier spielen Forelle und Saibling die Hauptrollen. (c) Beigestellt

Die Besucher in dem alten Wirtshaus am Seeufer, das Mitte des 19. Jahrhunderts von der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst als Jagdstation gebaut wurde, brauchen die Kohlehydrate nach einer gemütlichen Schifferlfahrt oder einem halbstündigen Spaziergang nicht wirklich, aber mehr Nostalgie als hier unter der übermächtigen Trisselwand lässt sich auch im Ausseerland kaum finden, und da darf es dann schon etwas aus der Küche der guten alten Zeiten sein. Der Gastgarten mit dem postkartengerechten Blick über den See bis zum Dachstein, dessen Schneefelder in der Ferne funkeln, ist an diesem Freitagnachmittag gut gefüllt. Im November schließt der Paul sein Lokal zur Winterpause, will es aber heuer erstmals zu Weihnachten wieder öffnen. Winterwandern am Altausseer See wird immer populärer. Die klassischen Wirtshäuser spielen hier im Salzkammergut von jeher eine Hauptrolle. Früher haben sich im Ausseerland die Dichter und Schauspieler in der Gaststube getroffen und sich gern mit Bier und Wein inspirieren lassen. Heute sind es vor allem die Gäste aus der Stadt, die sich von der eleganten, altmodischen Lebensart angezogen fühlen.

Stattlich. Eine Reise von Wirtshaus zu Wirtshaus ist da also gar nicht so abwegig, zumal es der für die Region bekannte Schnürlregen nicht schwer macht, auf Wanderungen oder Radltouren zugunsten der Einkehr zu verzichten. Der Ausflug startet im Süden des Salzkammerguts, wo vom Ennstal herauf eine kurvenreiche Straße kommt und sich bald schnurgerade durch das südliche Ausseerland zieht. In Tauplitz versteckt sich der Thomahof nur wenige Meter von der Bundesstraße. Ein stattliches Wirtshaus mit klassischer Zirbenholzstube, einer echten regionalen Küche ohne Zugeständnisse an den Zeitgeist und einer besonderen Historie. Das Lokal geht bis auf das 15. Jahrhundert zurück und soll das älteste Gasthaus im Salzkammergut sein. Im Haus gibt es auch eine Ausstellung mit Holzmasken und lebensgroßen Figuren vom Nikolospiel, das in der Gegend eine lange Tradition hat. Der Thomahof ist ein Lokal, in dem die Zeit auf sympathische Weise stehen geblieben scheint und das – was immer ein gutes Zeichen ist – von Einheimischen fleißig besucht wird.

Erfrischend.  Fein, wenn der Wolfgangsee die 20-Grad-Marke erreicht.
Erfrischend. Fein, wenn der Wolfgangsee die 20-Grad-Marke erreicht. (c) STMG/Stadler

Bester Seeblick. Die Fahrt geht weiter und führt hinter Bad Mitterndorf rechts über die Grashügel hinüber zum Grundlsee. Auf der gegenüberliegenden Seite am Hochufer residiert eine andere gastronomische Institution. Im Alpengasthof Max Schraml gibt es nicht nur eine Terrasse mit bestem Seeblick, sondern auch eine bekannt gute regionale Küche vom Bauernschmaus bis zum Saibling, was dem Haus auch eine Erwähnung im „Gault Millau“ eingebracht hat. Den Schramls hat bis vor wenigen Jahren auch die Schifffahrtslinie gehört, die heute im Besitz von Dietrich Mateschitz ist.

Das Wirtshaus ist seit dem 17. Jahrhundert ein Familienbetrieb. Ein früher Wirt und Vorfahre der heutigen Familie Budemayr war der Albin Schraml, der ursprünglich als Holzknecht arbeitete und ein Tourismuspionier in der Region wurde. Der Schraml ist eine Zeitreise im besten Sinn, bei der sich schnell das Gefühl breitmacht, dass es hier einmal anders war, die Stunden im Flug verstreichen und man sich ernsthaft die Frage stellen muss, ob man wirklich weg will, weil es eigentlich nur schlechter werden kann.

Jagdhaus Seewiese. Ganz hinten am Ufer des Altausseer Sees mit Blick auf die Trisselwand.
Jagdhaus Seewiese. Ganz hinten am Ufer des Altausseer Sees mit Blick auf die Trisselwand.(c) Beigestellt

Forelle und Saibling. Am Ufer des Grundlsees geht die Reise dann weiter bis nach Gössl. Von dort bringt ein zehnminütiger Spaziergang die Besucher zum berühmten Toplitzsee. Der dunkle Bergsee verdankt seine Popularität vor allem der über etliche Jahre vergeblichen Suche nach dem ominösen Nazi-Schatz, den amerikanische Forscher mit Spezial-U-Booten immer wieder heben wollten. Der Wirt der Fischerhütte, Albrecht Syen, kennt dazu unterhaltsame Geschichten: „Vor ein paar Jahren holten sie eine Kiste ans Ufer, die aber nur Bierkapseln und Schweinsknochen enthielt. Da hatte sich eine lokale Stammtischrunde einen Spaß ausgedacht.“ Heute gehören die Geschichten vom Nazi-Schatz zu den Attraktionen des Lokals, das wegen der idyllischen Lage direkt am See und der guten regionalen Küche üblicherweise gut besucht ist.
In der Küche spielen hier am See natürlich wieder Forelle und Saibling eine Hauptrolle. Wem das spezielle Naturerlebnis am Toplitzsee besonders zusagt, der kann sich ein paar Meter neben dem Lokal in der Ferienwohnung im alten Forsthaus einmieten.

Weiter führt die Wirtshaustour dann zurück, am Grundlsee entlang, nach Bad Aussee und über den Koppenpass ins Oberösterreichische und weiter Richtung Hallstätter See. Gut zehn kurvenreiche Kilometer dauert es, bis links am Traunufer das Gasthaus Koppenrast auftaucht: ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge ins Koppental, zur Koppenbrüller Höhle oder zum Koppenwinkelsee. Man kann hier aber auch einfach nur einkehren und die Küche erproben, die eine individuelle Kombination aus regionalen Klassikern und mediterranen Kreationen anbietet.

Kakanisch. Kaiser Franz Josef I., Baujahr 1873, auf dem Wolfgangsee.
Kakanisch. Kaiser Franz Josef I., Baujahr 1873, auf dem Wolfgangsee. (c) Wolfgangseeschifffahrt/Ruhdorfer

Die letzte Etappe führt schließlich das Westufer des Hallstätter Sees entlang nordwärts bis Bad Goisern und nimmt Kurs auf Bad Ischl. Dort endet die Wirtshaustour wieder ganz traditionell und klassisch oberösterreichisch. Das Gasthaus Rettenbachmühle steht etwas außerhalb im Ortsteil Hinterstein rechts von der Salzkammergutstraße direkt am Rettenbach. Den ersten guten Eindruck liefert der idyllische Gastgarten. Drinnen gibt es klassisch Rustikales samt Kachelofen und Hirschgeweihen. Die Küche passt dazu bestens, mit Backhendl, Forelle und traditionellen Mehlspeisen. Zwei Dinge haben die Rettenbachmühle und die anderen Wirtshäuser gemeinsam: Man isst mehr, als man eigentlich essen sollte, und man hockt länger, viel länger, als eigentlich geplant.

Tipps

Urig. In der Region findet man einige Trachtenmanufakturen. Zum Beispiel Modelle im Ausseer Stil vom Lederhosenmacher Raich.
Würzig. Orangenlebkuchen von der Konditorei Gandl aus St. Wolfgang. lebkuchen-gandl.com

Adressen
Thomahof:
Klachau 22, 8982 Tauplitz, 03688/2110;
gasthof@thomahof.at

Alpengasthof Max Schraml:
Bräuhof 14, 8993 Grundlsee, +43/03622/8642; grundlsee.at/alpengasthofschraml

Fischerhütte am Toplitzseee:
Gößl 172, 8993 Grundlsee, +43/03622/8296; toplitz.at

Gasthaus Koppenrast:
Obertraun 123A, 4831 Obertraun/Hallstätter See, +43/06131/231; koppenrast.at

Jagdhaus Seewiese:
Altaussee 136, 8992 Altaussee, 0664/3387622;
jagdhaus-seewiese.com

Gasthof Rettenbachmühle:
Hinterstein 6, 4820 Bad Ischl, +43/06132/23586;
rettenbachmuehle@aon.at

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