Südsteiermark: Kürbiskernkost, Lavendeltrunk

Lavendelfelder im Sulmta
Lavendelfelder im SulmtaImago
  • Drucken

Dem Paradies ganz nah: im Sulmtal-Sausal dem kulinarischen Zehnkampf frönen und anschließend bei Winzer-Wellness in die Weinberge tauchen.

Franz heißt der neue Hugo“, meint die Lavendellady von Kitzeck und reicht dem durstigen Gast ein Glas der erfrischenden Sommermischung aus selbst gemachtem Lavendelsirup, südsteirischem Weißwein, Mineralwasser und Zitronenzesten. Der süffige Franz ist allerdings keine Hommage an den früheren Kaiser, sondern ein geschmackvoller Gruß an den Ehemann von Theresia Heigl-Tötsch. Seit Heigl vor nahezu zwei Jahrzehnten mit dem biologischen Anbau von Lavendel begonnen hat, erscheint der botanische Horizont des Kitzecker Weinbaugebiets auffallend mediterran eingefärbt. Mittlerweile kann sie an die 400 Kilogramm Biolavendelblüten zu Genuss-, Heil- und Pflegeprodukten verarbeiten.

Wer glaubt, dass das lila Kraut allein dem Kampf gegen Motten und Schlafstörungen dient, liegt falsch: In Theresias kräuterkundigen Händen mutiert das aromatische Pflänzchen auch zu Gewürzessig und Sommersirup, zum Lavendelfrizzante, Nachmittagstee, zu Marmelade, Seife, Brotaufstrich oder Eau de Lavande. „Anfänglich habe ich schon viel Lehrgeld bezahlen müssen“, erzählt Heigl amüsiert, „doch inzwischen gedeihen meine Felder wie in der Provence.“ Zur Blütezeit eine einzigartige Augenweide. Und sollte der Lavendel gerade nicht blühen, macht das Anwesen der Heigl-Tötsch optisch beste Figur. Das Gehöft, auf dem sich die Lavendelmanufaktur samt Destillerie und Verkaufsräumen befindet, könnte aus einem Rosamunde-Pilcher-Film stammen: romantisch, verträumt und adelig. Aber da der Lavendelhof Wunsum nicht von südsteirischen Kürbisbauern, sondern vom Salzburger Bischof Wunso erbaut worden ist, darf er ein wenig exotisch wirken.

Sulmtaler Phyto-Kastration

Laut gackernd umsorgt Gouvernante Susi ein Dutzend frisch geschlüpfter Küken. Seit mehr als acht Jahren hat die stattliche Henne diesen aufopferungswürdigen Job inne. „Sie macht das so gern, dass ich sie einfach nicht in Pension schicken kann“, lacht Gertrude Strohmaier, die Herrin über etwa 200 glückliche Hühner. Wobei auf dem Strohmaier'schen Bauernhof auch Hähne ihr äußerst lebenswertes Dasein genießen. Mit geschwelltem Kamm, riesigen Weideflächen, bestem Futter und persönlicher Ansprache. „Kommts her, meine Buam“, werden sie von Gertrude mehrmals täglich angelockt und gestreichelt, damit sie alle zu großen und starken Kapaunen heranwachsen. Denn die Strohmaiers züchten nicht einfach Hühner, sie züchten ein Edelhuhn: das Sulmtaler Kaiserhuhn, dessen Vorfahren bereits zur Krönungsfeier von Napoleon I. kulinarische Karriere gemacht haben.

Sulmtaler, eine bodenständige Robustrasse, brauchen bis zu acht Monate – also vier- bis sechsmal länger als das normale, intensiv gemästete Federvieh – um tellerfertig zu sein. Die Strohmaiers sind landesweit der einzige Hühnerhof, der auch Kapaune auf Lager hat. Nachdem die Kastration eines männlichen Huhns in Österreich nicht erlaubt ist, werden die sogenannten Kaiserhähne in St. Andrä im Sausal mit einer streng geheimen Kräutermischung von ihren fleischlichen Begierden ab- und zur genussvollen Völlerei angehalten. Dank dieser appetitlichen wie tierschutzgerechten Art der Phyto-Kastration erreichen Sulmtaler Hähne bis zu drei Kilogramm Lebendgewicht. Und manche von ihnen können sogar fliegen. Etwa nach Dubai, wo diese gentechnik- und hormonfrei gezogenen Gourmetgockel gern verspeist werden.

Ölspur und Winzer-Wellness

Zwischen Koralpe, slowenischer Hügellandschaft und den Großkleiner Hügelgräbern aus der Hallstattzeit liegt die Weinregion Sulmtal-Sausal. Abseits der allzu touristischen Trampelpfade, dafür im lukullischen Epizentrum der südsteirischen Genussbewegung. Hier sollte man keinen Diäturlaub planen. Zu schnell könnte man dabei auf der kernigen Ölspur ins opulente Verderben rutschen, sich bei der Buschenschank Wölfl an den fangfrischen, über Holzfeuer gebratenen Forellen versündigen oder angesichts der süffigen Vielfalt an begnadeten Weinen das Leberzellen-Nirwana riskieren. Daher ist ein erholsamer Boxenstopp sinnvoll. Und den legt man am besten im Weinhof Kappel ein. Mit Blick auf die hauseigenen Weinberge, die nahezu himmelsstürmende Pfarrkirche zur schmerzhaften Maria und den Wellnessbereich mit Winzer-Sauna und Infinity-Pool scheint das Paradies tatsächlich greifbarer zu sein.

Sulmtal-Sausal

Essen, trinken, regionale Produkte:
Buschenschank Warga-Hack, A-8442 Kitzeck, Gauitsch 20, www.warga-hack.at, Buschenschank Wölfl, A-8452 Großklein, Oberfahrenbach 49
Buschenschank & Weingut Bernhard Lambauer; www.weingut-lambauer.at, Lavendelmanufaktur 8442 Kitzeck, Greith 17, www.wunsum.com, Sulmtaler Kaiserhuhn, Fam. Strohmaier A-8444 St. Andrä i./S., Fantsch 17, www.sulmtaler.at

Schlafen:
Weinhof Kappel, A-8442 Kitzeck, Steinriegel 25, Tel.: 0043/3456/23 47, www.wein-wellness-hotel.at

Compliance-Hinweis: Die Reise wurde vom TV Sulmtal-Sausal, Weinhof Kappel unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.