Designergondel und VIP-Lift-Linie

Bergstation Trittkopf
Bergstation TrittkopfFlexenbahn
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Skifahren in den Alpen soll schneller und größer werden und dazu auch noch schöner – nirgendwo entstehen so viele spektakuläre Seilbahnen wie in Österreichs Skigebieten.

Wer hat das größte Skigebiet im Land? Der Wettkampf geht weiter. Nachdem im vergangenen Winter die Verbindung zwischen Fieberbrunn im östlichen Tirol und Hinterglemm im salzburgischen Pinzgau die neue und werbewirksame Bestmarke mit 270 Pistenkilometern gesetzt hat, haben die Vorarlberger heuer zurückgeschlagen: Die Flexenbahn schafft in diesem Winter am Arlberg die Verbindung zwischen der Alpe Rauz auf halbem Weg zwischen St. Christoph und Stuben und dem bislang nur mit dem Auto erreichbaren Zürs. Auf 1,8 Kilometern absolviert die Bahn gute 900 Höhenmeter und soll künftig mehr als 100 Busfahrten zwischen St. Anton und Zürs ersparen.

Mindestens genauso wichtig ist aber, dass Ski Arlberg mit 305 Pistenkilometern und 87 Liftanlagen zum größten zusammenhängenden Skigebiet des Landes aufsteigt. Das haben sich die beteiligten Liftgesellschaften von Stuben und Zürs 45 Millionen Euro kosten lassen. Lang werden die Arlberger nicht die größten bleiben. Kurz vor Weihnachten wird in Zell am See die Zehner-Kabinenbahn ZellamseeXpress von Viehofen aus auf das Salersbachköpfl offiziell eröffnet. Damit soll nicht nur eine alte Abfahrt von der Schmitten ins nahe Glemmtal reaktiviert, sondern auch ein erster Schritt zur Verbindung mit dem Glemmtal und dem Skigebiet rund um Saalbach und Hinterglemm geschaffen werden. Und das wird dann wieder die Nummer eins unter den österreichischen Skigebieten sein.

4500 Personen pro Stunde

An neuen Seilbahnen ist der kommende Winter in Österreich gewiss nicht arm. Und wer da auf Werbeeffekte durch den Neubau hofft, der muss schon was Besonderes können. Die Söldener tun das fast gewohnheitsmäßig. Die neue Giggijochbahn ist eine Ein-Seil-Umlaufbahn mit Zehnerkabinen, die mit einer Kapazität von 4500 Personen pro Stunde die stärkste ihrer Art auf der ganzen Welt sein soll. Kapazität ist eben ein wichtiges Thema, Design übrigens auch, was man bei dieser neuen Bahn sehen kann. Die Talstation ist ein massiver Rundbau, den man über eine enge Rolltreppe erreicht. Die Bergstation ist komplett transparent, die Garagen für die Kabinen direkt über den Köpfen von Passagieren und Mitarbeitern.

Am Stubaier Gletscher feiert die neue Eisgratbahn ihre Premiere. Eine Dreiseilumlaufbahn, die mit 4,7 Kilometern die längste ihrer Art in den Alpen sein wird. In knapp elf Minuten geht es im Tal von 1700 Metern hinauf auf 2900 Meter. Panoramafenster, Ledersitze und Pininfarina-Design sollen die Fahrt dazu noch verschönern. Gratis-WLAN gibt's auch, damit einem während der elf Minuten nicht fad wird.

Viel Geld wurde auch im Kleinwalsertal investiert. Rund 50 Millionen Euro hat man es sich dort kosten lassen, das verschlafene Skigebiet am Ifen wieder zu neuem Leben zu erwecken mit neuen Seilbahnen und Beschneiungsanlage, damit der Ifen nun zusammen mit Walmendingerhorn und Heuberg ein 60 Pistenkilometer großes Skigebiet ergibt. Für die Seilbahner sind möglichst viele Lifte und Pistenkilometer eine Prestigesache. Da der Gast heute viele Lifte und Pisten für sein Geld haben will, sieht der Fachverband der Seilbahnen darin ein Schlüsselkriterium. Laut der aktuellen Manova-Erhebung ist für 57 Prozent der Gäste die Größe des Skigebiets der wichtigste Faktor – vor der Qualität der Pisten mit 45 Prozent und der Schneesicherheit mit 37 Prozent. Die Leute wollen möglichst viele Lifte und Pisten. Schließlich zahlen sie auch einiges für die Skipässe. Da will man dann auch nicht zehnmal am Tag denselben Lift nehmen müssen.

In diesem Zusammenhang gibt es für den kommenden Winter eine einigermaßen gute Nachricht. Ein Skigebietsportal untersuchte die aktuelle Preisentwicklung bei den Skipässen und kam zu dem Ergebnis, dass alles wohl halb so schlimm werden wird. In Mitteleuropa zumindest. Dort würden über 50 Skigebiete keine Preiserhöhungen vornehmen, vornehmlich in der Schweiz und in Deutschland verzichtet man darauf. Den einen lief zuletzt wegen des hohen Preisniveaus die Kundschaft weg, und die anderen haben mangels Höhenlage und Beschneiungstechnik grundsätzlich schlechte Karten. Im Durchschnitt liegen die Steigerungen bei 1,04 Euro bezogen auf einen Tagespass für Erwachsene. Wer jetzt immer noch grübelt, kann sich ja die Preise in Nordamerika zu Gemüte führen, die im Schnitt bei 65 Euro in Kanada und 85 Euro in den USA liegen. Aber dort ist das Skifahren ja auch eine ziemlich exklusive Veranstaltung, was zum Teil erklären dürfte, warum dort die Pisten oft angenehm leer sind. In Beaver Creek, der noblen und aus dem Weltcup bekannten Skistation gleich neben Vail in Colorado, kostet der Tagespass satte 140 Euro. Aber wo es eine Fußgängerzone mit Fußbodenheizung und eine VIP-Millionenvilla neben der nächsten gibt, da regt sich niemand über solche Preise auf.

Nicht nur freundliche Postings

In Europa ist der Skifahrer keine exklusive Spezies – aber es hilft, wenn man ihm das Gefühl gibt. Deshalb gibt es auch in diesem Winter wieder etliche kreative Offerten, die das altbekannte Thema Skifahren origineller darstellen oder qualitativ aufwerten. Im Schweizer Skiort Andermatt, den der ägyptische Milliardär Samih Sawiri zur Luxusdestination ausgebaut hat, plant man neuerdings spezielle VIP-Linien am Lift für die very important Wintersportler, was aber nicht allen Schweizern wirklich gefällt. Für Schlagzeilen sorgte der Plan der Ischgler, das Gehen mit Skistiefeln und das offene Tragen von Skiern im Zentrum ab 20 Uhr zu verbieten. Damit solle weniger Lärm und mehr Sicherheit geschaffen werden, was vor allem die hiesigen Taxler freut, die verspätete Après-Ski-Kandidaten nun chauffieren sollen. Die Reaktionen auf das bis zum 5. Mai geltende Verbot waren höchst unterschiedlich, das Medienecho indes gewaltiger als beim größten Après-Ski-Konzert oder bei der spektakulärsten neuen Seilbahn.

Den Seefeldern erging es mit einer kreativen Idee ähnlich wie den Kollegen in Ischgl. Auch sie ernteten mit ihrem Werbegag nicht nur freundliche Postings. Die Nachricht, dass eine Tiroler Spedition eine neue Pistenraupe nicht in den Tiroler Wintersportort, sondern versehentlich nach Seefeld bei Bad Oldesloe im hohen Norden Deutschlands lieferte, sah anfangs noch echt aus, entpuppte sich dann als Gag des Seefelder Tourismusverbands. Natürlich des Tiroler Ortes. Zahlreiche Medien berichteten über die Geschichte, für deren Inszenierung sogar ein Filmteam und ein Kabarettist als unglücklicher Lkw-Fahrer engagiert wurden. Die Zuschauer mussten freilich mitansehen, dass es im Tiroler Seefeld nicht mehr Schnee hatte als in Bad Oldesloe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2016)

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