Urlaub in der Heimat: Störche und andere Gäste

Die Substanz des Kellerstöckls konnte erhalten bleiben.
Die Substanz des Kellerstöckls konnte erhalten bleiben.(c) Beigestellt
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Klein, kompakt, oft von Architektenhand: Heimische Urlaubsquartiere außer der Norm.

Die Fassade ist mit schwarzen Holzlatten verschalt, das steile Pultdach mit Schilf gedeckt, ein Eichenstamm mit Storch-Plattform Teil der Kon-struktion: Obwohl es nicht die Handschrift pannonischen Bauens trägt, wirkt das „Storchenhaus“ im mittelburgenländischen Raiding stimmig im Kontext, als wäre es immer da gewesen. Das archaische Gästehäuschen, Museum und Kunstwerk in einem wurde von Terunobu Fujimori entworfen, einem japanischen Architekten und Theoretiker, dessen Arbeiten legendären Ruf haben: Fujimori plant märchenhaft und archetypisch anmutende Klein-Architektur: Teehäuser auf krummen Beinen, Einfamilienhäuser, auf deren Dach Margariten wachsen. Realisiert wurde das Projekt von den heimischen Experten sowie regionalen Handwerkern. Fujimori selbst war immer wieder da – um den richtigen Baum für Haus und Storch zu finden, ging er mit halb Raiding in den Wald.

Küche im Mesnerhof-C in Steinberg am Rofan.
Küche im Mesnerhof-C in Steinberg am Rofan. (c) Beigestellt


Wie kommt so ein Objekt hierher? Entscheidende Kraft ist Bauherr Roland Hagenberg, ein österreichischer Künstler, Autor und Fotograf, der in Tokio lebt und in der Liszt-Gemeinde seinen Heimatstützpunkt gefunden hat. In Japan hatten sich durch Hagenbergs Arbeit viele Kontakte zu bekannten Architekten ergeben – und aus manchem wurde eine Arbeitsgemeinschaft. So ist das Haus von Fujmori eines von mehreren, die in Raiding folgen sollen: Alle nicht größer als 25 Quadratmeter Grundfläche, alle eine Einladung zum Experiment, alle bewohnbare Kunstwerke.
Dass fünf mal fünf Meter Grundfläche für einen Aufenthalt mehr als ausreichen, zeigt sich im Storchenhaus: Unten Wohnküche und Nassräume, geschlafen wird auf der Galerie. Gleich über die Straße hat Hagenberg jüngst das Silberhaus realisiert. Und als außertourliches Werk hatte Hiroshi Hara einen Unterstand namens „Drei Wanderer“ geschaffen: eine Architekturplastik im öffentlichen Raum.

Einbauten sorgen dafür, dass ein Ufogel geräumig wirkt.
Einbauten sorgen dafür, dass ein Ufogel geräumig wirkt.(c) Beigestellt

Altes Kellerstöckl. Manchmal ist das Objekt bereits da, seit über hundert Jahren. Man muss dann schauen, was zu retten ist. Das war im Fall des Stadls Altenbach einiges: die kleinen Fenster, die Holzdecke, der Holzofen. Dietmar Silly ist in der Südsteiermark auf der Suche nach solchen Objekten, um den Kreis seiner „Pures Leben“-Ferienhäuser zu erweitern. Das jüngste Exemplar steht ziemlich allein bei Tunauberg, abseits der Betriebsamkeit der Südsteirischen Weinstraße. Umso mehr ein Grund, es zum exklusiven Rückzugsort auszubauen, die Substanz zu restaurieren, Wände herauszunehmen, Galerien einzuschieben, Räume zu ergänzen: Der luxuriöse „Stadl Altenbach“ schaut zu den Rebzeilen. Geschützt liegen die Terrasse mit kleinem Pool und der zur Panoramasauna gehörige Naturteich da. Das Interieur stammt von den Neuen Wiener Werkstätten. Wer hier übernachtet, ist in eine größere Idee eingebunden – „Pures Leben“ betreibt als Treffpunkt für seine in der Südsteiermark verstreuten Gäste ein altes Steinhaus an der Weinstraße.

Mobile Architektur für alpinen Einsatz: Ufogel.
Mobile Architektur für alpinen Einsatz: Ufogel.(c) Beigestellt


Es geht natürlich auch anders, in die Low-Budget-Richtung – nicht Rückzug, sondern Gemeinschaft: Eine „Neuinterpretation des Matratzenlagers“ setzt Georg Gasteiger gerade in seinem „Mesnerhof C“ um. In dem alten bäuerlichen Ensemble in Steinberg am Rofan entstehen „Nester“ unter Dach: Schlafbereiche mit im Mühlviertel sondergefertigten Matratzen. Gasteiger hatte beschlossen, den 400 Jahre alten Hof mit Haupthaus und zwei Nebengebäuden zu erhalten und – mit Crowdfunding-Unterstützung – zu einem Rückzugsquartier auszubauen, das mittlerweile recht gefragt ist. Eisenträger mussten eingezogen, Wände versteift werden, es brauchte Drainagen und eine Fußbodenheizung. Aber letztlich erkennt man gar nicht, dass das Gebäude modernisiert wurde, schon gar nicht in der urigen Stube mit dem alten Herd. Eine Art Hüttenlager 4.0.

Stadl Altenbach mit Pool, Naturteich, Terrasse.
Stadl Altenbach mit Pool, Naturteich, Terrasse.(c) Beigestellt

Lichte Box. Um einen kompletten Neubau handelt es sich bei den Häusern von „See 31“. Die Bauherren sind die Architekten dieser in die Landschaft eingepassten Objekte: Lakonis Architekten planten schlichte Holzkuben mit viel Glas, Lärchenholz und Stein. Nach hinten steigt der Grund an, unten liegt das Traunseeufer, Streuobstwiesen umgeben das moderne, klare Hideaway, das auf der Plattform von Urlaubsarchitektur vertreten ist.
Ein originelles Beispiel mobiler Architektur hat seinen fixen Platz in Nußdorf-Debant bei Lienz: Komplett aus Holz und so gestaltet, dass drinnen maximal Platz vorhanden ist. Eigentlich gleicht der „Ufogel“, wie ihn die Architekten und Designer Peter und Lukas Jungmann nennen, mehr einer bewohnbaren Skulptur. Einsetzbar ist sie sowohl als alpines Refugium und Ferienwohnung, als auch als Bootshaus oder Pavillon. Egal wohin der Ufogel auch fliegt: Platz ist ja bekanntlich in der kleinsten Hütte.

Tipps

Das Storchenhaus in Raiding wurde mit dem „Österreichischen Innovationspreis Tourismus“ ausgezeichnet. Mieten kann man es über den Verein der Raiding-Foundation. Initiator Roland Hagenberg hat ein zweites Haus realisiert: das Silberhaus, 200 Meter neben dem Storchenhaus. Eröffnung im Sommer 2017.

See 31 bietet Platz für vier bis acht Personen in einem Haus auf zwei Ebenen. Das zweite Haus hat zwei Ferienwohnungen mit vier bis sechs Schlafplätzen.
facebook.com/traunsee31


Das exklusive Stadl Altenbach ist eines der acht ganz unterschiedlichen Ferienhäuser von „Pures Leben“ in der Südsteiermark.
www.puresleben.at

Der Mesnerhof-C in Steinberg am Rofan ist ein Community Retreat mit einem bestehenden Retro-Chalet für Gruppen mit zehn Personen/fünf Zimmer. Neu ab Juli: Camp auf 400 m2 im ehemaligen Heustadl: „11 Nester“ im Dachgeschoß für insgesamt 27 Personen.
www.mesnerhof-c.at

Ufogel in Nußdorf-Debant/Osttirol, Architekten-Wohnskulptur, innen und außen aus Holz, auf Stelzen. www.ufogel.at

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