Referenden senken Reisepreise

UK-Reisende können ein paar Euro bzw. Pfund sparen.
UK-Reisende können ein paar Euro bzw. Pfund sparen.Reuters/Hannah McKay
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Veränderungen der politischen Landkarten haben nicht nur Auswirkungen auf die Reiseströme, sondern auch auf die Kosten.

Des einen Freud, des anderen Leid: Politische Veränderungen haben häufig auch Auswirkungen auf Reiseströme – wobei es nicht bloß Umstände bedarf, die Reisende um Leib, Leben oder Handgepäck fürchten lassen. Auch Faktoren wie der drohende Brexit oder die Unabhängigkeitsbestrebungen der Katalanen bringen schnell Konsequenzen für die örtliche Tourismuswirtschaft mit sich. Was für Menschen, die davon leben, fraglos tragische Auswirkungen hat, für reisefreudige Österreicher aber durchaus interessant sein kann, wenn es zu sinkenden Preisen führt.

So berichtet beispielsweise die Buchungsplattform checkfelix.at, dass die Flugpreise in das Vereinigte Königreich seit dem „Yes“ zum Austritt aus der Europäischen Union in den Keller gerasselt seien. „Unsere Datenauswertung zeigt, dass politische Umbrüche wie der Brexit enorme Auswirkungen auf das Reiseverhalten haben können“, so John-Lee Saez, Regional Director bei Checkfelix, „bei den Ticketpreisen hat sich seit dem Brexit-Votum einiges getan, und Urlauber sollten die Gunst der Stunde nutzen und einen der günstigen Flüge nach Großbritannien abstauben“. Konkret zeigen die Auswertungen, dass Flüge ab Wien nach London um zwölf Prozent günstiger geworden sind, nach Dublin sowie Cardiff/Wales um 18Prozent. Ganz besonders tief gesunken sind die Preise für Flüge ins schottische Edinburgh, die heute 28 Prozent unter den Angeboten vor dem Votum liegen.

In beide Richtungen

Aber nicht nur die österreichischen Reisenden profitieren von günstigeren Preisen, auch Briten, die Resteuropa noch einmal besuchen wollen, solange sie noch dazugehören, können sich über tiefe Tarife freuen: So gibt es laut Checkfelix-Zahlen aktuell etwa Flüge nach Hamburg ab UK um gut die Hälfte (54 Prozent) im Vergleich zu Vor-Brexit-Zeiten. Nach Las Palmas oder Sofia geht es von der Insel aus um 33 Prozent günstiger, auch Berlin und Barcelona sind mit Nachlässen um 32 beziehungsweise 30 Prozent für die Briten spürbar billiger geworden.

Bei den Hotelpreisen im Vereinigten Königreich zeigen sich dagegen deutliche regionale Unterschiede, wobei einige Ziele mächtig nachgegeben haben, während andere sogar leicht ansteigen. Zu den potenziellen Schnäppchen für die Österreicher gehören Drei- bis Vier-Stern-Hotels in Edinburgh, die um bis zu 32 Prozent günstiger geworden sein sollen, sowie Dublin mit minus elf und London mit minus acht Prozent im Vergleich zu Vor-Votum-Preisen. Auch Luxus wird in diesen drei Städten leistbarer, da die Fünf-Stern-Häuser in Edinburgh um 35 Prozent, in London um fünf und in Dublin um drei Prozent nachgegeben haben.

Wen es dagegen nach Belfast oder Cardiff zieht, der muss eher tiefer in die Tasche greifen, hier haben die Drei- und Vier-Stern-Häuser um drei und zwei Prozent angezogen. Bei Fünf-Stern-Unterkünften stiegen die Preise um 18 beziehungsweise zwölf Prozent.

Abschrecken oder anlocken lassen sich die österreichischen Inselinteressierten von den Hotelpreisen aber bisher eher nicht, wie die Auswertung der Suchanfragen für Flüge ab Wien bei Checkfelix zeigt: Hier gehörte London in den vergangenen Monaten mit durchschnittlich minus sieben Prozent zu den Verlierern, während Dublin, Belfast und Edinburgh ein Plus von einem, vier und acht Prozent verzeichnen konnten. Ganz oben auf der Wunschliste der Österreicher scheint gemessen an der Flugsuche neuerdings aber das walisische Cardiff zu stehen: Dorthin wurde seit dem Brexit-Votum vor 15 Monaten ein Suchanfragenzuwachs von 171 Prozent festgestellt.

Noch ganz frisch in den Köpfen der Reisenden ist dagegen das Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens, die Auswirkungen auf den Tourismus sind nach einem Bericht des „Spiegel“ aber auch hier bereits deutlich zu spüren. Laut dem deutschen Nachrichtenmagazin warnte die stellvertretende spanische Ministerpräsidentin, Soraya Sáenz de Santamaría, dass die Hotelbuchungen in der autonomen Provinz derzeit um 20 bis 30Prozent zurückgingen. Und auch Barcelonas Stadtrat für Tourismus wird mit der Aussage zitiert, „dass die Zahl der Hotelbuchungen rückläufig sei“. Wobei aber unklar sei, ob diese Entwicklung mit dem Referendum oder der Angst vor weiteren Terroranschlägen nach dem Attentat vom 17. August zusammenhänge. (SMA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2017)

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