Wiener Alpen: Kurz einmal vor die Haustür

Weitblick in die Bucklige Welt
Weitblick in die Bucklige Welt Imago
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In der Buckligen Welt durchs Herbstlaub rascheln. Bei regionalem Bier und feiner Küche auftauen. Mit freiem Blick einschlafen.

Draußen legen sich Nebelschwaden wie eine Bettdecke über die Hügel. Drinnen legt sich die Bettdecke wie eine Wolke über den Gast. Eigentlich mag er gar nicht aufstehen. Doch dann verziehen sich die Schlieren aus dem Landschaftsbild vor den bodentiefen Fenstern – und die letzten Blätter leuchten herein. Es wird ein milder, spätherbstlicher Wandertag über die runden Rücken der Buckligen Welt. Darüber lässt der Blick aus dem kleinen Refugium mitten im Garten des Triad, des Haubenlokals von Veronika und Uwe Machreich in Krumbach, keinen Zweifel.

Damit zwischen dem Gourmetmenü nur ein paar Schritte Fußweg statt einiger Kilometer Autofahrt liegen, wurden für die Gäste zwei kleine Holzkuben mitten in das große Grüne um das alte, restaurierte Bauernhaus der Machreichs gestellt. Ein Konzept, das mit dem Unternehmen List Smart Results entwickelt wurde: kleine, gut ausgestattete und hübsch designte Einheiten, die so positioniert sind, dass man den Eindruck hat, nahezu im Freien zu schlafen, aber natürlich von allen Seiten sichtgeschützt ist.

Permakultur und Vollholz

Keine Stunde liegt die Bucklige Welt von Wien entfernt, und viele Hauptstädter kommen hierher, wenn ihnen das Bild einer Landpartie vorschwebt, sprich ein paar Schritte gehen, durch den Wald, über Wiesen, nicht zu steil, nicht zu flach. Vorbei an Ruinen und alten Kirchen. Hinauf auf Aussichtstürme. Und dann einkehren, nicht irgendwo – sondern im klassischen Wirtshaus. Und dann vielleicht nicht mehr zurückfahren wollen – weil die Gegend zwischen Bad Erlach und Bad Schönau doch mit ein paar Betten versorgt ist, auch neuen: Vor wenigen Monaten hat in Zöbern das Hotel Natursinne eröffnet, das früher Hotel Czerwenka geheißen hat, einen Schwerpunkt auf Ayurveda legt und von 30.000 Quadratmetern Permakulturgarten umgeben wird. Ebenfalls neu und nachhaltig zeigt sich das zum Molzbachhof gehörige Holzbach in Kirchberg am Wechsel. In diesem neuen Hoteltrakt wurden 16 große Vollholzzimmer und davor ein 15 Meter langer beheizter Außenpool errichtet.

Eine Tour durch diesen hügeligeren, weniger hohen Teil des Wiener Alpenbogens könnte auch zu Herstellern führen, von denen die Gastronomie der Region profitiert – man kann auch Substanzielles mitnehmen. Beginnend mit dem Hochprozentigsten: Familie Köberl brennt in der steilen Lage von Kraxenberg1 in Krumbach Edelbrände, die es in den Wertungen, auch international, weit bringen. Der bekannteste, der „Kraxados“, entsteht aus den Äpfeln vom Berg und reift in Eichenfässern. Zudem produziert der Edelbrandsommelier Werner Köberl Whisky, den ersten aus der Buckligen Welt. Jedes Jahr gelingt eine limitierte Auflage eines Dinkelwhiskys und eines Single Malt.

Mit etwas weniger Promille geht es weiter – zum Wolfsbräu in Thernberg. Anders als Craft-Beer-Start-ups fußt die Unternehmung von Karin und Markus Wagner auf einer langen Tradition – stark verkürzt: Ursprünglich wurde das Bier seit 1607 im kärntnerischen Wolfsberg gebraut, doch vor einigen Jahren transferierte die Familie die Brauanlagen in die Bucklige Welt, wo nun naturbelassenes Buckliges Weltbier als Kristall, Zwickl und Bock Einheimische und Vorbeikommende freut.

Es ist zwar eher die Zeit für Weihnachtsbock, aber dieser Punkt „is not to be missed“: Eine der bemerkenswertesten Gründungen im Grünen war der Eis-Greissler der Familie Blochberger in Krumbach. Biomilch der eigenen Kühe, Früchte und andere Zutaten werden fein kombiniert, Geschmacksverstärker oder künstliche Farbstoffe sind tabu. Dass es mittlerweile Filialen in Wien, Graz und Klagenfurt gibt, gibt ihnen recht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2017)

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