Tirol

Schöner Ski fahren am Arlberg

Immer wieder ergeben sich Schlenker von der Piste weg ins Gelände – Kenntnis und Sicherheitsausrüstung vorausgesetzt.
Immer wieder ergeben sich Schlenker von der Piste weg ins Gelände – Kenntnis und Sicherheitsausrüstung vorausgesetzt. Lech Zürs Tourismus (Christoph Schoech)
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Seitdem am Arlberg dank neuer Verbindungen und „Run of Fame“-Skirunde noch mehr los ist, besinnen sich Insider auf alte Qualitäten.

Von den prominenten Gästen könne man beim Skifahren schon etwas lernen. Derjenige, der das sagt, spricht aus Erfahrung: Willy Skardarasy, Seniorchef des noblen Zürser Hofs, hat genug Erfahrung mit der Wintersportsociety. Das Lernen bezieht sich nicht auf die Skitechnik. Dafür haben sie am Arlberg Hundertschaften von Skilehrern. Nein, es geht darum, wie man wieder mit mehr Genuss und weniger Stress Ski fährt. „Grad die prominenten Gäste gehen später auf die Piste, machen sich keinen Druck, gönnen sich ein Mittagessen und genießen den Tag“, sagt Skardarasy. Früher war das ohnehin anders: „Da haben sie sich mehr Zeit genommen, haben nicht gejammert, wenn sie einmal beim Lift stehen mussten, was früher nicht so selten war. Und dann ist man zum Fünf-Uhr-Tee noch zum Tanzen gegangen. Und heute?“ Da ziehen frühmorgens die Karawanen von St. Anton herüber, hetzen durch Zürs in Richtung Zürser See, damit sie bis Nachmittag den neuen Run of Fame schaffen, die Skirunde von St. Anton nach Warth-Schröcken und retour.

Höchste Zeit, dass man sich wieder auf das gute alte Genussskifahren besinnt, meint Skardarasy. Sein Vater, Ernst, war da Experte, war seinerzeit mit dem Schah von Persien auf der Piste unterwegs und hat ihn dazu gebracht, dass er Skardarasys Gewohnheit folgte und nach dem Essen einen kleinen Mittagsschlaf einlegte. Das Genussskifahren geht am besten, wenn man einem Skilehrer und Guide wie Bernie Huber folgt. Er macht mit den Gästen des Fünfsterne-Superior-Hotels genau das. „Das elegante Skifahren steht beim aktuellen Skilehrplan wieder ganz im Mittelpunkt. Und die Leute wollen keinen Stress, wollen entschleunigen und dabei aber etwas erleben.“ Zum „Schön-Skifahren“ braucht es am Arlberg nicht viel. Nur feine Abfahrten und gute Hütten, die Huber im Folgenden verrät – mit dem kleinen, feinen Zürs als zentralem Ausgangspunkt.

Die Balmalp, schlicht-coole Hütte mit großer Aussicht.
Die Balmalp, schlicht-coole Hütte mit großer Aussicht.Lech-Zürs Tourismus

► Zürser Täli und Flexenhütte

Für Huber ist die Zürser Runde der Klassiker für den Vormittag. Mit dem Zürsersee-Sessellift hinauf, danach links mit der Sesselbahn zum Muggengrat, und dann steht man oben bei der Einfahrt ins Zürser Täli, wo vormittags die Sonne perfekt hineinscheint. Eine lange, anspruchsvolle Abfahrt mit grandiosem Panorama und ganz unten mit der Flexenhütte als stilgerechtem, finalem Einkehrschwung auf einen Espresso oder Cappuccino.

► Madloch und Balmalp-Hütte

Die Madlochabfahrt am späteren Vormittag ist ein Klassiker. Über den Zürsersee und den guten alten Madlochlift kommt man aufs Madloch. Die überwiegend breite Naturpiste gehört zu den schönsten am Arlberg und endet nach knapp 1000 Höhenmetern in Zug. Sportliches Genussfahren in Perfektion. In Zug geht's auf der anderen Seite mit dem Sessellift direkt zur Balmalphütte mit großer Terrasse und 360-Grad-Panorama.

► Stierloch und Alpenblick

Das Stierloch sei ein Off-Piste-Klassiker, empfiehlt Huber. Rauf kommt man wie zur Madlochabfahrt, oben aber geht's durch einen kleinen Kessel und mit einem kurzen Anstieg zum Stierloch. Knapp 1000 Höhenmeter freies Skigelände mit bestem Pulverschnee in Richtung Zugertal. Lawinenausrüstung ist ein Muss. Im Frühjahr ist das Stierloch eine exzellente Firnabfahrt. Der Genießer belohnt sich dann mit einer Einkehr im Alpenblick, einem klassischen Gasthaus mit guter österreichischer Küche unweit der Kirche in Zug.

► Langer Zug und Rüfikopf

Der Lange Zug ist eher ein Geheimtipp. Die knapp fünf Kilometer lange Abfahrt beginnt oben am Rüfikopf und führt zunächst auf breiten offenen Pisten bis zum Schafalplift, wo es danach erst richtig losgeht. An steilen Nordhängen führt der Lange Zug mit einem Gefälle bis zu 80 Prozent hinunter nach Lech zum Schlosskopflift. Dank der nordseitigen Lage sind die Schneeverhältnisse meist sehr gut, und Gedränge muss man hier kaum fürchten. Die Terrasse des Panoramarestaurants Rüfikopf bietet herrliche Aussichten. Ob man vor der Abfahrt oder zwischendrin den klassisch österreichischen Einkehrschwung macht, ist Geschmackssache.

► Zugertal und Gasthaus Älpele

Genussskilauf geht auch nordisch am Arlberg. Die optimale Kombination ist die Loipe von Lech ins Zugertal, dezent ansteigend entlang des Zuger Bachs. Start ist hinter dem Kaufhaus Filomena, führt vorbei an Hotels westwärts und geht ziemlich schnurgerade bis Zug und weiter bis zum Ziel, dem Gasthaus Älpele, wo Kässpätzle, Wildragout und flambierter Kaiserschmarren warten.

Infos:www.arlberg.net, www.zuerserhof.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2017)

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