Tschechien

Lipno: Skizauber am Südböhmischen Meer

Skifahren im Zauberwaldland. Der Skiort Lipno an der Grenze zu Oberösterreich ist vor allem für Familien mit Kindern nicht übel.
Skifahren im Zauberwaldland. Der Skiort Lipno an der Grenze zu Oberösterreich ist vor allem für Familien mit Kindern nicht übel. Lipno.info/CzechTourism
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Der kleine Ort Lipno eine Stunde nördlich von Linz nahe der Grenze hat ein überraschend vergnügliches, preislich moderates Familienskigebiet.

Okay: Als Spross eines westösterreichischen Bundeslands darf man ruhig mit einem skepsisinduzierten Grinsen in ein Skigebiet fahren, das auf 700 bis 900 Metern Höhe liegt und hart an der Grenze zu Oberösterreich in Tschechien – in einem Land, das man gemeinhin nicht als besondere Skination auf dem Radar hat. Doch was man dort, im kleinen Ort Lipno (rund 600 Einwohner), aus in der dritten Dimension topografisch stark begrenzten Möglichkeiten gemacht hat, lässt einen freudig lächeln: Seit 2001 hat man von zwei Seiten her drei Sessellifte auf einen Höhenzug gespannt; sie führen durch dichten böhmischen Zauberwald nach Art von Adalbert Stifter, dem großen Landschaftsmaler der Sprache, erschließen gut sieben Hänge mit teilweise mehreren, bis zu 1400 Meter langen Pisten, die durch diesen Wald führen. Und fröhliches Kindergeschrei hallt vom schaumigen Grün-Grau-Weiß der Fichten wider: Man hat nämlich aus dem Skigebietchen (zwölf Kilometer Pistenlänge) eines gemacht, das sich auf Familien, ältere Anfänger und Schülergruppen konzentriert und wegen moderater Preise, guter, nicht überkandidelter Infrastruktur und „Szene“ sowie böhmischer Küche sympathisch ist.

Skifahren im Zauberwaldland.
Skifahren im Zauberwaldland.Lipno.info/CzechTourism

Genialer Ausblick auf den See

Auf der Höhe soll genug Schnee sein? Ja! Dafür sorgen ein vergleichsweise kühles, niederschlagsreiches Lokalklima, vor allem aber 60 Schneekanonen. „Ohne die geht wenig. Weiße Pisten durch grüne Wälder ist halt tschechisches Skifahren“, lacht Vojen Smíšek, der regionale Marketingmanager. Das Wasser kommt aus dem herrlichen, zwischen Stifter-Wäldern gebetteten Lipno-Stausee, der in den 1950ern samt Kraftwerk in dieser dünn besiedelten Region Südböhmens gebaut wurde, die Moldau staut und samt Verzweigungen 42 Kilometer lang ist. Den Spiegel des „Südböhmischen Meeres“, das mit 46 km2 Fläche so groß ist wie der Attersee und Tschechiens größter See, kostet das Abzapfen zur Unterstützung Frau Holles nur vier Millimeter im Jahr. Ein winziger Uferabschnitt liegt übrigens in Österreich.

Doch zurück zum Schneespaß, der sich einstellt, da die Pisten sehr okay sind, es oben am Berg rustikale Lokale gibt und man am Südhang einen genialen Ausblick auf den See hat. Für die Kleinsten bis etwa fünf Jahre kann der Spaß im Fox Park neben der Talstation im Ort starten, wo Zauberteppiche die Kinder ein Stück hinaufbefördern (kostenlos) und rot gewandete Skilehrer aufpassen; dazu springt das Maskottchen, der Fuchs Fox, herum, und feuert die Skikönige von übermorgen an.

Vom Turm des Baumwipfelpfads geht die Sicht weit über den Böhmerwald.
Vom Turm des Baumwipfelpfads geht die Sicht weit über den Böhmerwald. Lipno.info/CzechTourism

Bis zu 100 Lehrer sind an starken Tagen hier und auf den Pisten aktiv, höchstens gut 28 Euro kostet die Privatstunde, bei Kindern war die Rede von 23 €, und bucht man mehr Stunden, sinkt der Preis kräftig. Generell ist die Preisgestaltung moderat, doch ziemlich kompliziert, zumal es mit der Lipno-Card und Oberösterreichischer Familienkarte Rabatte en masse bei allem Möglichen gibt. Parken bei der Talstation ist gratis, im nahen Umkreis sind mindestens zwei Lokale, ein Supermarkt, ein sehr professioneller Skiverleih, Ganzjahresrodelbahnen und die runde Hříbek-Bar, wo man sich als Großer etwas Gutes tun kann. Diese Kernzone ist 250 Meter vom Seeufer weg, das dort Marina heißt, weil ab Ende der 1990er ein Bootshafen samt Appartementhäusern, Lokalen etc. entstand. Denn die Region am See ist ein Ganzjahresziel, auch für Wassersport, Bootsfahrten, Radfahren, Angeln, Wandern.

Auf der höchsten Kuppe des Skigebiets führt ein fast 700 Meter langer Pfad in Baumwipfelhöhe und endet in einem 40 Meter hohen Turm mit Rutschbahn und Blick über die Zauberwälder bis, an klaren Tagen, zu den Alpen im Süden. Klugerweise können Skifahrer sich vor Ort dafür normale Schuhe ausleihen. Ach, noch was: Die rot markierten Pisten sind nach austriakischer Farbenlehre in Wahrheit blaue, und jener Abschnitt, der unter schwarz firmiert, ist eigentlich rot-blau. So viel Grinsen darf sein.

www.lipno.info; www.lipno-info.cz/de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.2.2018)

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