Das „Schaufenster“ hat sieben in Wien lebende Menschen aus Brasilien vor die Kamera gebeten.
15.01.2019 um 23:46
Rhythmus und Engagement Nicht mitzufiebern, wenn Célia Mara (auf dem Cover) über ihre Arbeit und ihre Welt redet, ist schwer. Die brasilianische Musikerin, die seit den Neunzigern hauptsächlich in Wien lebt und hier ihren eigenen Stil entwickelt hat, engagiert sich nämlich auch für gesellschaftliche Belange – in Österreich ebenso wie in Brasilien, wo sie derzeit ein Kulturzentrum in Salvador da Bahia aufbaut. Funken von Célia Maras Temperament werden außerdem demnächst während des Jazzfest Wien zu sprühen beginnen, bei dem sie am 9. Juli auftreten wird.
(c) Christine Ebenthal
São Paulo, Wien, Madrid, wieder São Paulo, wieder Wien. „Und jetzt bleiben wir erst einmal hier“, sagt Selma Schönburg und meint ihren Mann, ihre zwei Kinder und sich selbst. Die Leiterin der englischsprachigen Onlinezeitschrift „Notorious Magazine“ (www.notorious-mag.com) arbeitete in ihrer Heimatstadt São Paulo auch für die Modewoche − „die wichtigste in Brasilien und ganz Südamerika“. Dass in Europa − außer Melissa und Havaianas − kaum Modelabels aus Brasilien bekannt sind, findet sie schade. Um das zu ändern, trägt sie auf diesem Bild Schuhe von der High-End-Marke Arezzo.
(c) Christine Ebenthal
Irgendwann wurde der Künstlerin Roberta Lima (links) das Riesenland Brasilien doch zu eng. In Wien fand sie schließlich den „Diskussionsraum“ für ihre feministische Haltung und ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Auch mit Super Puta Pradastern (rechts) arbeitet sie zusammen. Die Aktivistin kommt von der Copacabana, vom Straßenstrich. Ins EU-Parlament will sie, erzählt sie, um gegen Sexismus, Rassismus, Transphobie und für die Rechte von Sexarbeiterinnen zu kämpfen.
(c) Christine Ebenthal
„Paulista, São Paulino, Paulistano – und Bayer“ sei er, sagt Andreas Wastian lachend und meint damit die Zugehörigkeit zu Wohnviertel (nahe der Avenida Paulista), Fußballklub (São Paulo FC), Heimatstadt und das Land, in das seine Familie umzog, als er 14 Jahre alt war. „Den größten Teil meines Lebens habe ich aber in Wien verbracht“, sagt der Kreativdirektor von Meinl am Graben, der an der Universität für angewandte Kunst studierte. Zum Shooting hat er das T-Shirt mitgebracht, das ihm seine Freunde in São Paulo vor vielen Jahren zum Abschied schenkten.
(c) Christine Ebenthal
Der „Berimbau“, der hölzerne Bogen mit Metallsaite, gibt beim Capoeira den Ton an: für Beginn und Ende, für die Spielart der tänzerischen Kampfkunst. Henrique Machado Vieira, Spitzname Pescoso, studierte Sportwissenschaft in Rio de Janeiro. Im Verein Abadá Capoeira lernen nun auch Wiener bei ihm die „golpes“ und die „esquivas“, die Schläge und die Ausweichmanöver. Musik, Bewegung, Fitness, Sprache, Poesie, Kunst, das alles sei Teil von Capoeira, das Teil der afrobrasilianischen Kultur ist. Henrique vermisst in Wien vor allem eines: den Strand. Schließlich ist er nicht nur Capoeirista, sondern auch leidenschaftlicher Surfer.
(c) Christine Ebenthal
„Die brasilianische Sprache ist eine hochcodierte Kultur“, sagt Carolina Borges. Die unzähligen Schichten, subtilen Nuancen des Brasilianischen erschließen sich ähnlich schwer wie die Aussprache des brasilianischen Portugiesisch. Borges übersetzt Worte und Kulturen, unterrichtet am Institut für Translationswissenschaft der Uni Wien. Als Schülerin in Fortaleza ging sie zum ersten Mal nach Wien. Als Studentin wieder. An Deutsch mag sie die Präzision, an Portugiesisch das Haptisch-Sinnliche. Nicht nur Rilke-Bücher schlägt sie gern auf. Sondern auch „Die neue brasilianische Küche“ von Alex Atala. „Weil er sie als wichtigen Teil der brasilianischen Kultur neu positioniert hat.“
(c) Christine Ebenthal
Brasilianer in Wien
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