Nicht arbeiten - spielen!

Die Schauspieler Lisa-Caroline Nemec und Jakob Elsenwenger über berufliche Reisen ins Nimmerland.

Wie ihr persönliches Nimmerland aussehen würde? Weich und wolkig, rosa, mit vielen Schlingpflanzen und Palmen, auf denen Hotdogs wachsen. „Also Sachen, die ich mir selbst oft verbiete: Leberkäsesemmeln!“, sagt Lisa-Caroline Nemec. Die 26-jährige Wienerin bereist ab heute täglich beruflich ein Nimmerland, das vielleicht weniger Fastfood, aber umso mehr Abenteuer bietet: In der „Peter Pan“-Produktion am Wiener Theater der Jugend spielt sie unter der Regie von Michael Schachermaier das englische Mädchen Wendy, das dem geheimnisvollen Pan in jenes Reich folgt, in dem man nie erwachsen wird.

Was ein durchaus reizvoller Gedanke wäre, wie Nemec zugibt: „Ich bin gerne erwachsen, aber ich habe trotzdem noch das Kind in mir. Und natürlich gibt es auch Momente, in denen ich manche Dinge gerne an meine Eltern abschiebe. Ich bin gar nicht so selbstständig, wie ich vielleicht sein sollte.“ Am Theater der Jugend spielt sie ihre erste größere Bühnenrolle, daneben war sie bisher in Musikvideos und Kurzfilmen zu sehen – und ist es demnächst als Nebendarstellerin in Katharina Mücksteins Coming-of-Age-Drama „L‘Animale“. Über die Bühnenarbeit sagt sie: „Es ist wirklich intensiv. Ich bin eigentlich in jeder Szene, das ist auch körperlich eine Herausforderung. Oft denkt man, man ist total ausgelaugt, es geht gar nichts mehr. Aber das ist das Schöne: Am nächsten Tag ist das alles weg und man fängt wieder an.“

Ihre erste Begegnung mit „Peter Pan“ verschaffte ihr als Kind der Disney-Film. In diesem bleiben die romantischen Aspekte von James Matthew Barries Geschichte von 1904 unerwähnt. Im Stück verliebt sich Wendy in Peter – was der, der zu reiferen Gefühlen nicht fähig ist, nicht erwidert. „Wendy wünscht sich eine Liebe und Bindung, die Peter ihr nicht geben kann“, sagt Nemec. „Das spitzt sich immer mehr zu, bis Wendy einsieht, dass es da keine Zukunft gibt. Das Nimmerland wird immer ein Abenteuer sein. Aber wenn jeder Tag ein Abenteuer ist, dann wird das auch langweilig. Es tut weh, aber sie muss eine Entscheidung treffen.“

Zwei Lebensentwürfe

Und was sagt Peter dazu? „Er kann überhaupt nicht damit umgehen, dass sie andere Gefühle für ihn hegt, als er für sie“, sagt Jakob Elsenwenger, Jahrgang 1992, der seine Karriere am Salzburger Schauspielhaus begann und seit der vorigen Saison im Ensemble des Theaters der Jugend ist. „Was wir gegenüberstellen, sind Lebensentwürfe: Der eine sagt, ich bleibe immer ein Kind, ich werde immer spielen. Die andere sagt: Das geht aber auch nicht!“

Er will die Ambivalenz in der Figur des Peter Pan zum Ausdruck bringen: Immerhin ist dieser nicht nur ein frecher Bursche aus dem Dschungel, sondern auch ein Gefangener der eigenen Jugend, der mit dem Alleinsein hadert: „Die Einsamkeit macht sehr viel mit ihm“, sagt Elsenwenger, der sich für die Rolle seine Haare zu Dreadlocks drehen hat lassen. Die Rollenentwicklung wollte er nicht zu verkopft angehen, lieber gemeinsam mit dem Ensemble etwas entstehen lassen. Was das Nimmerland für ihn ist? „Das geht immer im Kopf los. Es ist eine Welt, in der alles möglich ist“, sagt er – und vergleicht es mit der Fantasie kleiner Kinder beim Spielen: Da kann ein Stock von der Waffe bis hin zum Haus alles sein. Das ist der Nimmerland-Ansatz.“

Die Möglichkeit, nie erwachsen zu werden, sei ohnehin Teil seines Berufsverständnisses. „Du gehst nicht arbeiten, du sagst, du gehst spielen. Und wenn man frei spielen kann – in dem Moment, in dem Text und Szenen sitzen –, hat es etwas ganz Befreiendes.“

Tipp:

Theater der Jugend. „Peter Pan“. Premiere: 19. Mai im Renaissancetheater, Termine bis 24. Juni. www.tdj.at

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