Das Lenkrad: Nicht von der Hand zu weisen

Handarbeit. Volant des ersten Porsche 911 von 1964.
Handarbeit. Volant des ersten Porsche 911 von 1964.(c) Beigestellt
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Um dieses Teil dreht sich alles im Auto: das Lenkrad. Es wird das Letzte sein,
was wir an einem Auto besitzen, meinen Zukunftsforscher.

Das Steuerrad des ersten Automobils war mehr eine Handkurbel, flach auf einer gerade aufragenden Lenksäule montiert: Keine sehr sportliche Konstruktion, doch der 0,75 PS starke Patent Motorwagen von Carl Benz war mit seinem singulären Vorderrad ohnehin nicht weiß Gott wie dynamisch zu bewegen. Herr Benz freute sich schon, wenn das Wägelchen ein paar Kilometer ohne Mucken dahintuckerte. Mit Benzens Erfindung der Achsschenkellenkung kam auch das Volant, wie wir es heute im Griff haben, an Bord. Und vielleicht ist es das Einzige, was uns am Auto bleibt.

Ein Entwicklungsteam der Jaguar/Land Rover-Gruppe hat für das Jahr 2040 ein Lenkrad ersonnen, das Zugang zu Mobilität bietet, ohne ein eigenes Auto vorauszusetzen. Die vielen Funktionen des Geräts – Zugangscode, gespeicherte Einstellungen, Fahrzeug aus der Leihflotte bestellen – könnte man wohl auch in ein Smartphone packen (zumal des Jahres 2040), doch die Botschaft ist offensichtlich: Auto brauchen wir vielleicht kein eigenes mehr, doch das Lenkrad wollen wir trotzdem nicht aus der Hand geben. Der Mensch hängt an seinen Gewohnheiten.

Für das Jahr 2040 konzipiert ist dieses Lenkrad. Man dreht nur dran, wenn man wirklich will.
Für das Jahr 2040 konzipiert ist dieses Lenkrad. Man dreht nur dran, wenn man wirklich will. (c) Beigestellt

Und nichts ist uns im Auto näher als jenes Rad, das sich allen Versuchen, es zu ersetzen, bis heute widersetzt hat. In den 1980ern wurde wild an Joysticks experimentiert, Motto: Wenn man mit einem Knüppel ein Jagdflugzeug steuern kann, sollte es für ein Auto auch noch reichen. Daraus wurde nichts. Lenkräder mögen heute abgeflacht und beheizt sein, antibakteriell aus Plastik oder mit Leder überzogen, optional mit Rüttelfunktion beim Überfahren einer Sperrlinie, sogar selbstdrehend – im Grunde sind sie unverändert. Neben dem Steuern dient das Lenkrad der Unterbringung von Airbag, Hupe und Markenlogo – neben mittlerweile einer Dutzendschaft von Knöpfen, Wippen und Schaltern zur Steuerung von Tempomat, Radio und Bordsystem – damit wir ja nie die Pfoten von ihm lassen.

In der Formel 1 hat man es mit dem Rudiment eines Rads zu tun, es ist ein Computer, der über 100 Funktionen und Einstellungen beherbergt, an dem aber immer noch gedreht wird wie in Opas Käfer. Ein kluger Beitrag zum Diebstahlschutz ist das Lenkrad des KTM X-Bow: Um leichter ein- und auszusteigen, nimmt man es mit einem Handgriff einfach ab – um es im Wirtshaus effektvoll auf die Theke zu legen.

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