Insta-Famous mit Madonna: Langeweile in Lissabon

Madonna überlässt sich auf Instagram hemmungslos ihrem Ageing-Diva-Syndrom. Und hat offenbar keinen Social-Media-Manager engagiert.

Wer die wiederkehrenden Themen in Madonnas Popsongs kennt, weiß: Muttersein ist eines von ihnen, und ein wichtiges noch dazu. Und als gute Mutter, die sie sein möchte, bringt Madonna ihren Kindern Opfer – ob diese sie nun wollen oder nicht. Zuletzt ihrem Adoptivsohn David. Ihm zuliebe ist sie nämlich in die portugiesische Hauptstadt gezogen, weil David in die Jugendauswahl des Benfica-Fußballclubs aufgenommen wurde.

Nun ist Lissabon, wiewohl eine schöne Stadt, weder London noch New York. Und natürlich auch nicht Paris und Rom. Ja, streng genommen nicht einmal Madrid. Sondern eben die westlichste Hauptstadt am europäischen Festland, die voll Saudade hinausschielt auf den Atlantik und weiland schon den Königshof unter João VI an Rio de Janeiro verlor. Weil es dem König in der Kolonie nach einer Brasilien-Stippvisite besser gefiel als in seiner Heimat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Madonna, deren 60. Geburtstag diesen Sommer ansteht, hat im für sie etwas beschäftigungsarmen Lissabon nun ausreichend Zeit, sich ihrem Instagram-Account zu widmen. Das ist eigentlich erfreulich. Offenbar verzichtet die Entertainerin, die ja ihren Starruhm im Wesentlichen den Entwicklungen einer prä-digitalen Ära verdankt, auch auf professionellen Social-Media-Beistand. Und darum erhalten eben ihre Fans, fast 11 Millionen Follower sind es immerhin, erstaunlich ungefilterte Einblicke in ihren portugiesischen Alltag.

Hauptbeschäftigung im Ciccone-Haushalt (man weiß, dass Madonna den von Eça de Queirós literarisch verewigten Ramalhete-Palast an der Rua das Janelas Verdes gekauft hat, ein einstiges Luxushotel, vor dessen Fenstern nun die Blumentöpfe verwelken) ist, so möchte es scheinen, derzeit Kickbox-Training. Gut informierte Lissabonner Quellen wissen zu berichten, dass Madonnas Kinder das Lycée français der Stadt besuchen. Wenn sie zuhause sind, sind David, Mercy James und die Zwillinge Estere und Stella mit ihrem Trainer (er unterweist sie, dies ein Zusatznutzen, in portugiesischer Zunge) aber Dauergäste in Madonnas Instagram-Feed.

Als äußerst praktisch in Zusammenhang mit dem von Celebrity-Psychologen als „Ageing Diva Syndrom“ beschriebenen Phänomen sind für Madonna, die dem Alterungsprozess auch, aber offensichtlich nicht mehr ausschließlich, mit einem gesunden Lebensstil und dem Vermeiden von Sonnenlicht entgegenwirkt, die verschiedenen Filter, die Instagram für die Auffrischung der eigenen Gesichtszüge anbietet.

Das ist auch deshalb nützlich, weil Madonna in Ermangelung eines anderen Zeitvertreibs (sie ist gerade nicht auf Tour, und sie nimmt anscheinend auch kein Studioalbum auf) derzeit in erster Linie mit dem Bewerben ihrer Hautpflegelinie MDNA Skin beschäftigt ist. Unlängst besprach sie die Vorzüge dieser Kosmetik, mit der sogar die jüngsten Familienmitglieder, wahrlich noch nicht im Anti-Ageing-Alter, prophylaktisch behandelt werden, sogar mit Kosmetik-Rivalin Kim Kardashian in einem auf Youtube aufrufbaren „Expertinnen“-Gespräch.

Ein bisschen tut es dem langjährigen Fan der, man kann es leider wirklich nicht mehr anders ausdrücken, alternden Diva ja weh, ihr zuzusehen, wie sie offenbar ohne kundigen Beistand Selfie-Videos aus dem Badezimmer postet oder sich bei einem Kindergeburtstag „jokingly“ (und vielleicht ein wenig champagnertipsy?) einen Medizinball unter den Louis-Vuitton-Supreme-Pulli schiebt.

Überhaupt, Vuitton: Angetan haben es Frau Ciccone auch die von Jeff Koons kreierten Taschen mit Motiven von großen Meistern der Kunstgeschichte. Eine davon hielt sie sich Ende letzten Jahres vor den unbekleideten Torso und fotografierte sich (ein Selfie-Tutorial für Madonna, anyone?) VON UNTEN. Dabei sah sie Jazz Gitti, der global nur geringfügig weniger bekannten österreichischen Volksbardin, übrigens zum Verwechseln ähnlich.

Wahrscheinlich ganz froh, dieser Self-Publishing-Maschinerie entronnen zu sein, sind Madonnas zwei leibliche Kinder, die das Haus mittlerweile verlassen und darum auch den Umzug nach Lissabon nicht mitgemacht haben. Weder Lourdes Leon noch Rocco Ritchie sind bezeichnenderweise auf Instagram zu finden. Rocco hatte ja während des von Boulevardmedien begierig aufgegriffenen Höhepunkts der Spannungen in der Mutter-Sohn-Beziehung unter einen von Madonnas – mitunter tatsächlich an einen Familienzirkus erinnernden – Instagram-Posts kommentiert: „Ich bin so froh, das nicht mehr mitmachen zu müssen.“

Zurückhaltung gelernt hat seine Mutter auf Instagram seitdem trotzdem nicht. Und Langeweile in Lissabon trägt nicht eben zu einer Besserung ihres Verhaltens bei.

Daniel Kalt ist nicht besonders insta-famous und folgt Madonna auf Instagram als @daniel_kalt.

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