Die Ich-Pleite: Geschlechterkampf im Kinderzimmer

In aller Stille wächst feministischer Nachwuchs heran, der sich tapfer gegen das ­Patriarchat zur Wehr setzt.

Frauen, die sich noch persönlich an die Amtszeit einer Johanna Dohnal erinnern können, neigen ja ein bisschen zum Emanzipationspessimismus. Aber das ist vollkommen unbegründet. Denn in aller Stille wächst feministischer Nachwuchs heran, der sich tapfer gegen das ­Patriarchat zur Wehr setzt.

Wie zum Beispiel die siebenjährige Charlotte aus Amerika, die in krakeliger Kinderschrift einen Brief an Lego schrieb. Darin beschwerte sich die Früh-Emanze, dass es kaum Lego-Mädchen gibt und die paar wenigen zu Hause beim Abwasch oder der Babypflege zu sehen sind. Während die Lego-Jungs ständig Abenteuer bestehen und mit Haien schwimmen dürfen. Der Konzernsprecher der bunten Bausteinewelt aus Kopenhagen beeilte sich zu beschwichtigen. In der neuen Lego-Serie, sagte er, gibt es eine Emma, die Karate kann, Chirurginnen, Wissenschaftlerinnen, Extremsportlerinnen und sogar einen weiblichen Rockstar. Das freut Charlotte bestimmt. Damit bekommt sie Munition für den Geschlechterkampf im Kinderzimmer.

Bleibt nur zu hoffen, dass hinter all den süßen, briefeschreibenden Mädchen (man denke auch an den ebenso rührenden Mädchenbrief, der Verlagsmenschen bewog, das sogenannte N-Wort aus Büchern zu redigieren) nicht politisch korrekte Mamas der Halbe-halbe-Generation stehen. Es soll ja in den besten Familien vorkommen, dass Deals dieser Art angeboten werden: Die neue Lillifee-Spiele-CD, in der Prinzessin Lillifee dem kleinen Kätzchen beim Schmetterlingsrennen hilft, gibts nur, wenn du für Mama einen hübschen Betroffenheitsbrief schreibst, bei dem auch Kolumnistinnen wie Frau Annemarie feuchte Äuglein bekommen.

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