Die Ich-Pleite: Fastenzeit

Fasten ist ja gegen die menschliche Natur, sagen Evolutionsexperten.

Fasten ist ja gegen die menschliche Natur, sagen Evolutionsexperten. Unser Gehirn hat sich in jahrtausendelanger Entwicklung extra so optimiert, dass es während des Essens Glückshormone ausschüttet. Es hat uns dazu gebracht, dass wir nicht mit dem Essen aufhören, nur weil wir ein paar Nüsse und Beeren für den hohlen Zahn gefunden haben.

Dadurch ist unser Gehirn inzwischen deutlich größer als das aller anderen Tiere. Diesen Vorteil nutzen wir jetzt, um uns Strategien zu überlegen, wie wir so ausschauen könnten, als wären wir schon wochenlang durch die Savanne gestreift, ohne auch nur auf eine Feldmaus zu stoßen. Die Fastenzeit, genau zwischen den beiden Problemkreisen Weihnachtskekse und Bikinifigur, ist traditionell für dieses unangenehme Thema reserviert. Wäre man Tier geblieben, wäre einem das erspart geblieben. Außer man wäre Lipizzaner in der Spanischen Hofreitschule geworden. Die werden jetzt nämlich auch auf Diät gesetzt, habe ich gelesen. Obwohl es sich bei den Lipizzanern um einen barocken Pferdetyp handle, heißt es von den verantwortlichen Pferdespezialisten, so soll man ihnen das doch offenbar nicht ansehen. Schon gar nicht, wenn unsere molligen Wien-Wahrzeichen heuer so viel im Ausland auftreten sollen. Zu Weihnachten haben die fraglichen Lipizzanerhengste eine Waage geschenkt bekommen, und ab Frühling werden sie „gewichtsoptimiert“. Ich fühle mit den armen Paradepferdchen und frage mich, ob man sie nicht vielleicht psychisch ein bisschen unterstützen könnte? Ein bisschen in Pferdekatalogen blättern und sich mit der Magermodelkonkurrenz aus dem arabischen Raum messen? Oder vor dem Frühstück vor den Spiegel stellen. Bei mir wirkt so was Wunder.

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