Die Ich-Pleite: Strategien

Im Frühling denken die meisten zwischen fünf und fünfundneunzig an das eine. Und wie sie es bekommen könnten.

Im Frühling denken die meisten zwischen fünf und fünfundneunzig an das eine. Und wie sie es bekommen könnten. Die Strategien sind freilich verschieden. Sie reichen vom angekauten Salzbrezel, das man seiner Angebeteten anbietet, bis zu den Zähnen, die man schnell noch hineingibt, bevor die hübsche Tagschwester kommt. In der Zeit davor kommt es darauf an, wie ernst es einem ist. Wenn es einem sehr ernst ist, geht man auf Parship, weil Party ist zu mühsam und Tangokurs hat nichts gebracht, weil nur Frauen. Partnerbörsen hingegen bringen sofort einen Erfolg. Kaum hat man sich eingeloggt, hat man schon dreißig E-Mails von Männern, die laut Parship-Computer so gut zu einem passen wie Romeo zu Julia. Das Problem dabei ist nur: Man müsste sich entscheiden. Und danach hätte man tatsächlich einen Mann. Da ist es natürlich sicherer, man redet nur darüber und beschäftigt sich mit Vorbereitungsarbeiten wie Frühjahrsgarderobe, Frühjahrsfastenkur, Frühjahrsfitnessprogramm, Frühjahrs-
entschlackung, Frühjahrspsychotherapie. In der Zwischenzeit sitzt man vor dem Computer und plaudert ein bisschen mit der Parship-Bekanntschaft. Wenn die Spiegelneuronen so viel können, wie immer behauptet wird, müsste ein Onlineflirt eh genauso befriedigend sein wie ein Offlineflirt. Und die Frühjahrsfastenkur müsste auch nicht gleich anschlagen. Ich bevorzuge die altmodische Methode: im Kaffeehaus sitzen und interessant dreinschauen. Das ist zwar schwieriger geworden, weil kaum noch jemand lang genug von seinem Smartphone aufschaut, um das zu bemerken, aber dann kann man immer noch eine Zigarette zücken und um Feuer bitten. Allerdings findet man kaum noch einen Mann, der Feuer hat.

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